Jakob Mangers

Norwegischer Bischof aus Stolzemburg

Noch zu Lebzeiten Luthers hatte der im schleswigschen Schloss Gottorf geborene Christian III. (1503–1559), König von Dänemark und Norwegen, in seinen Ländern die Reformation durchgesetzt. Norwegen war seither ein lutheranisches Land; die wenigen Katholiken hatten keinen eigenen Bischof. Mehr als 400 Jahre später erhielt Norwegen mit dem Westeifler Dr. Dr. Jakob Mangers erstmals wieder einen katholischen Bischof.

Der am 18. März 1889 in Stolzemburg geborene Jakob entstammte der bäuerlichen Bevölkerung der Dörfer längs der Our. Im 19. Jahrhundert waren die Lebensbedingungen dort karg und ärmlich. Viele Westeifler wanderten in die USA aus, darunter auch drei Onkel und eine Tante des späteren Bischofs. Die Mutter von Mangers, Anna Maria Schmit (1864–1948), war gebürtig aus Bifels; Jakobs Vater, der Bauer Johan Mangers (1862–1944), jüngstes von acht Kindern, entstammte – nach Angaben des Heimatforschers Ernest Theis – einer seit Generationen in Stolzemburg ansässigen Familie. Obwohl die Begabung des in einer kinderreichen Familie aufwachsenden Jakob schon in der Volksschule auffiel, war an eine höhere Schulbildung aus finanziellen Gründen nicht zu denken. Nach der Volksschule verdingte sich Jakob als Hütejunge bei einem Bauern aus Plütscheid. Seinem Herzenswunsch nach dem Priesterberuf kam er näher, als die Ordensgemeinschaft der Maristen-patres im belgischen Differt den 18-jährigen Bauernsohn aufnahm, so dass er von 1908 bis 1913 das Gymnasium in Arlon besuchte konnte. Nach exzellentem Schulabschluss studierte Mangers 1915/16 am Katholischen Institut in Paris, dann setzte er seine philosophisch-theologischen Studien am Angelicum, der von Dominikanern geführten Universität in Rom, fort. 1918 erwarb er dort den philosophischen, 1920 den theologischen Doktorgrad; im April 1920 wurde er in der Lateranbasilika zum Priester geweiht.

Die feierliche Heimatprimiz wurde zu einem denkwürdigen Ereignis in dem auf den Doppeldoktor und Neupriester sehr stolzen Stolzemburg. Die Maristenpatres, deren Orden sich Mangers angeschlossen hatte, beriefen ihn danach an die niederländische Maristenschule in Hulst, wo er vier Jahre lang Philosophie lehrte. Als sie 1925 ein Ordenshaus in Haugesund (Norwegen) errichteten, wurde Dr. Dr. Mangers dessen Leiter. Sein Ansehen unter den norwegischen Katholiken wuchs schnell; 1931 wurde er Pfarrer in Stavanger. Im Zug der Neuordnung der norwegischen Kirche ernannte Papst Pius XI. im Juli 1932 Jakob Mangers zum Apostolischen Vikar von Oslo. Der bescheidene Stolzemburger war von dieser Ernennung, die ihn zum Oberhirten von Norwegens Katholiken machte, nicht begeistert. Er reiste nach Rom, um den Papst zu bitten, stattdessen den bisherigen Amtsinhaber Henrik Irgens weiter mit dem Amt zu betrauen. Aber Pius XI. blieb bei seiner Entscheidung und ernannte Mangers überdies zum Titularbischof von Selja. Mangers gelang es während seiner Amtszeit, die Finanzlage und Verwaltung der katholische Kirche in Norwegen, die keine Unterstützung vom Staat erhielt, zu konsolidieren; kritisiert wurde er gelegentlich wegen seiner auch im Privaten zum Ausdruck kommenden Sparsamkeit. Gemeindebesuche im weiten Land machten den Luxemburger den meisten Katholiken persönlich vertraut; Mangers, der sich Namen und Gesichter bestens merken konnte, verblüffte sie oft mit der Kenntnis ihrer persönlichen Angelegenheiten.

Schwierig wurde die Lage, als die Wehrmacht im April 1940 Norwegen besetzte und dort im Februar 1942 die hitlerfreundliche Regierung von Ministerpräsident Vidkun Quisling installierte. Viele der in Norwegen lebenden Katholiken – wie ja auch Mangers selbst – waren Ausländer und es war zu befürchten, dass sie bei Verdacht auf oppositionelle Aktivitäten ausgewiesen würden. Der NS-Reichskommissar für Norwegen, Josef Terboven (1898–1945), warnte Mangers persönlich davor, sich der Besatzungsmacht zu widersetzen.

Als sich 1942 die Schikanen der deutschen Sicherheitspolizei gegenüber den im Land lebenden Juden verschärften, protestierte die lutherische Kirchenleitung im November in einem Schreiben an Quisling gegen die Verfolgung der Juden. Diesem Schreiben schlossen sich die Katholiken nicht an. Mangers hoffte offenbar, dass durch kirchenamtliche Zurückhaltung zumindest katholisch getaufte Juden verschont blieben. Seine NS-feindliche Einstellung machte er dennoch – nach Angaben im Norsk Biografisk Leksikon – bei verschiedenen Gelegenheiten deutlich. 1944 brandmarkte er in einem Hirtenbrief die NS-Rassenlehre als Heidentum.

Nach dem Krieg konzentrierte sich Mangers auf die Herstellung einer effizienten Kirchenverwaltung und die seelsorgerische Betreuung. Die von Papst Pius XII. am Peter- und Pauls-Tag 1953 erfolgte Ernennung zum Bischof von Oslo war auch eine Anerkennung für sein bisheriges Wirken. Im Alter von 75 Jahren legte Bischof Mangers 1964 sein Amt nieder und kehrte in seine luxemburgische Heimat zurück. Dort verbrachte er im Mutterhaus der Zithaschwestern – einer vom Luxemburger Nicolas Wies (1817–1879) gegründeten Ordensgemeinschaft – seinen Lebensabend. Dr. Dr. Jakob Mangers starb am 7. Januar 1972 und wurde in Bissen beerdigt. Neun Jahre nach seinem Tod wurde in seinem Geburtsort in Anwesenheit von Premierminister Pierre Werner feierlich ein Mangers-Denkmal eingeweiht.

Verfasser: Gregor Brand

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