Jean-Parfait Friederichs

– Französischer General, Sohn eines Weinhändlers aus Eller

Unter den Hunderten von Namen hochrangiger Soldaten, die auf dem Arc de Triomphe in Paris eingemeißelt sind, findet man auch einen Familiennamen, der im Eifel-Mosel-Raum wohlvertraut ist: Friederichs.Bei der auf diese Weise geehrten Persönlichkeit handelt es sich um den 1773 in Montmartre (Paris) geborenen General Jean-Parfait Friederichs. Die Verbindung zwischen Triumphbogen und Eifel ist nicht zufällig: Jacob Joseph Friederichs (1746 –1796), der Vater des Generals, stammte aus dem Untermoseldorf Eller (heute: Ediger-Eller) und war von dort in die französische Hauptstadt gezogen, wo er einen Weinhandel betrieb.

 

Der ihm in der Ehe mit Françoise Deschamps geborene Sohn Jean-Parfait trat im Dezember des welthistorischen Jahres 1789 als Sechzehnjähriger in die königliche Armee Frankreichs ein. Welche Motive ihn dabei bewegten, ist unbekannt; trotz des Sturms auf die Bastille im Juli 1789 waren die revolutionären Veränderungen der folgenden Jahre für den jungen Rekruten so wenig vorhersehbar wie für seine Zeitgenossen. Im Revolutionsjahrzehnt vor 1800 diente Friederichs in unterschiedlichen Militäreinheiten in Frankreich. Im Mai 1793 wurde der erst Neunzehnjährige bereits Lieutenant-Colonel. Auch Vermählung und Familiengründung des jungen Offiziers fielen in die 1790er Jahre; aus Friederichs Ehe mit Marie Anne Gobron gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor. Das erste Jahr des neuen Jahrhunderts sah Friederichs im aktiven Kriegseinsatz. Als Kommandeur eines Bataillons kämpfte er in der französischen Rheinarmee gegen kaiserliche Truppen in Bayern, wurde im Dezember 1800 in der Schlacht zwischen Nürnberg und Lauff verwundet und geriet in mehrmonatige Kriegsgefangenschaft. Nach Entlassung und Genesung wurde Friederichs zur „Armée des côtes de l‘Océan“ in Nordwestfrankreich abkommandiert. Diese von Napoleon neu aufgestellte Küstenarmee sollte eine Invasion Großbritanniens vorbereiten. Zu dieser Invasion kam es jedoch nicht. Ab 1805 lag das Haupteinsatzgebiet der vom nunmehrigen Kaiser Napoleon formierten legendären Grande Armée im Osten. Als Napoleon zu den Feldzügen gegen Preußen und Österreich aufbrach, war auch Friederichs dabei, diesmal als Kommandeur eines Grenadierbataillons der elitären Kaiserlichen Garde. Die kaiserliche Garde zeichnete sich neben ihrer Kampfkraft durch besondere Loyalität gegenüber Napoleon aus und genoss unter anderem bei der Besoldung Privilegien. Nach ehrenvoller Teilnahme an den siegreichen Schlachten gegen Preußen und Österreicher wurde Gardeoffizier Friederichs im Frühjahr 1808 nach Spanien geschickt, wo Napoleon seinen Bruder als neuen König etablieren wollte. In Spanien gehörte Friederichs vermutlich zu den französischen Truppen, die am 2. Mai 1808 in Madrid den Aufstand der spanischen Bevölkerung („Dos de Mayo“) blutig niederschlugen – ein Ereignis, das nicht zuletzt durch das aufwühlende Gemälde Goyas („Die Erschießung der Aufständischen“) berühmt wurde.

Das Jahr 1809 bescherte Friederichs gleich mehrere Höhepunkte seiner Karriere. Im Februar wurde der Bürgersohn von Kaiser Napoleon als Baron in den Adelsstand erhoben. Eine weitere hohe Ehrung war die Auszeichnung als Kommandeur der Ehrenlegion, des höchsten französischen Ordens. Einen Monat später wurde Friederichs im Juli 1809 zum Brigadegeneral befördert. Diese Ehrungen hingen mit den fortdauernden Kriegseinsätzen Friederichs zusammen, der sich im gleichen Jahr sowohl in der Schlacht bei Aspern – der ersten Niederlage Napoleons – als auch beim französischen Sieg in der Schlacht bei Wagram bewährte. Im Folgejahrzehnt sank der bisher so leuchtende Stern Napoleons. Mit einem gigantischen und Furcht einflößenden Aufgebot an Soldaten wollte er 1812 im Russland-Feldzug das politisch-militärische Geschick definitiv zu seinen Gunsten entscheiden. Der Krieg wurde bekanntlich für den französischen Kaiser zu einem Desaster sondergleichen. Von den etwa 600.000 – meist nichtfranzösischen – Soldaten unter französischem Kommando überlebten nur wenige die Widrigkeiten von Krieg und Klima. Zu diesem kärglichen Rest der Invasionsarmee gehörte der erfahrene Offizier Friederichs, der noch während des Feldzugs zum Divisionskommandeur befördert worden war. Ruhe war ihm allerdings nach dem Rückzug aus Russland nicht vergönnt. Bereits 1813 befand er sich erneut im Kriegseinsatz. An der Spitze der 22. Infanterie-Division im VI. französischen Armeekorps unter Marschall Marmont (1774 –1852) nahm Friederichs an einer weiteren welthistorischen Schlacht teil: der Völkerschlacht bei Leipzig, bei der rund 600.000 Soldaten eingesetzt wurden. Es wurde der letzte Kampf von General Friederich: Nach schwerer Verwundung im Gefecht beim Dorf Möckern und Amputation des linken Beins starb Friederichs im Alter von 40 Jahren am 20. Oktober 1813 in einem Leipziger Hospital. General Marbot würdigte in einem Nachruf nicht nur Friederichs Tapferkeit, sondern bezeichnete ihn auch als „schönsten Mann der gesamten französischen Armee“. 80 Jahre später wurde sein Name auf Drängen seines Enkels, des Grafen von Mutrécy, auf dem Pariser Triumphbogen eingraviert.

Verfasser: Gregor Brand

 

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