Johann Friedrich von Auwach

Abt von Springiersbach aus Wittlich

222_auwach_06_15Das Amt eines kurtrierischen Schultheißen in Wittlich wurde im 16. Jahrhundert über Generationen von der Familie von Auwach ausgeübt. Stadtschultheiß war im Jahr 1587, als das Wittlicher Kirchenbuch einsetzt, Gerlach von Auwach, der Bruder Johann Friedrichs. Schultheiß war aber auch schon deren Großvater Gerlach von Auwach gewesen, dessen Ehefrau Eva von Zievel aus einem Zweig der Herren von Daun hervorging. Durch die Abstammung von der Schönecker Burgmannenfamilie von Hoverdingen (genannt von Saurzapf) kamen die von Auwach in den Besitz zahlreicher Rechte – wie Zehntanteile, Geldrenten, Grundbesitz – in vielen Ortschaften der Westeifel; in Büdesheim besaßen sie das noch im 18. Jahrhundert so genannte Auwach’sche Haus. Insgesamt betrachtet gehörte dieses Wittlicher Geschlecht mit dem eigentümlichen Namen und dem Löwen im Wappen zu den zwar unauffälligen, aber doch wichtigen Familien des Eifler Dienstadels.

Der spätere Abt Johann Friedrich kam um 1555 vermutlich im familieneigenen Adelshof am Marktplatz in Wittlich als Sohn von Johann von Auwach und dessen Gattin Anna von Saurzapf zur Welt. Urkundlich fassbar wird er 1588 als Taufpate seines Neffen Johann Philipp von Auwach. Friedrich leitete zu diesem Zeitpunkt bereits als Propst das Kloster St. Thomas bei Andernach. Aus welchem Grund der Wittlicher die geistliche Laufbahn wählte, ist nicht bekannt. Möglicherweise zählte er zu den jüngeren Söhnen, für die oft eine kirchliche Karriere vorgesehen war. Keineswegs ausgeschlossen ist aber auch, dass ihn besondere Frömmigkeit bewog, Priester zu werden. Aufgewachsen etwa 50 Jahre nach Beginn der lutherischen Reformation, lebte Friedrich in einer Zeit, in der Glaubensfragen von besonders aufwühlender Bedeutung waren. Auf katholischer Seite hatte das Konzil von Trient (1545 – 1563) zum konfessionellen Gegenangriff geblasen und den gegenreformatorischen Eifer gesteigert. In vielen Teilen der Eifel war noch keine endgültige Entscheidung gefallen, welche Konfession die Oberhand behalten sollte. Hart prallten die Gegensätze im Kröver Reich aufeinander, in dessen Gebiet das Augustiner-Chorherrenstift Springiersbach lag; die protestantischen Herren der Hinteren Grafschaft Sponheim teilten sich hier die Herrschaft mit dem Trierer Kurfürsten.

Der Werdegang Friedrichs von Auwach scheint von Anfang an eng mit Springiersbach verbunden gewesen zu sein. Sein früherer Wirkungsbereich, das Kloster St. Thomas bei Andernach, war im 12. Jahrhundert von der frommen Tenxwind errichtet worden, einer Schwester des Springiersbacher Abts Richard. Die engen Verbindungen zwischen Andernach und Springiersbach rissen durch die Jahrhunderte nicht ab. Daher war es nicht verwunderlich, dass 1593 Friedrich von Auwach als neuer Abt von Springiersbach gewählt wurde. Von allen anderen Vorzügen abgesehen, konnte man bei ihm davon ausgehen, dass er mit den Verhältnissen vor Ort bereits bestens bekannt war. Das adlige Milieu, aus dem die Augustiner-Chorherren hervorgingen, war für ihn ebenso eine vertraute Welt wie die verwickelten politischen Auseinandersetzungen in diesem Teil der Südeifel, wo verschiedene Herrschaftsgebiete – insbesondere Kurtrier, Sponheim und sogar Kurköln – auf engstem Raum aufeinandertrafen.

Als Abt sah sich Friedrich vor drei Hauptaufgaben gestellt: Einerseits galt es, die arge materielle Notlage Springiersbachs zu bessern. Zum anderen wollte er die Chorherren zu einem katholischeren Lebenswandel bewegen; mahnend wies der Abt auf den äußerst gestrengen und unerbittlichen Richter („inexorabilis iudex“) Christus hin. Schließlich war er entschlossen, den protestantischen Sponheimern die Stirn zu bieten, und widersetzte sich hartnäckig deren Absicht, Springiersbach in ihren Besitz zu bringen. Die Auseinandersetzungen wurden juristisch und diplomatisch, aber auch gewaltsam ausgetragen. Abt Friedrich wurde in Enkirch entführt und erst nach dem Unterschreiben einer Unterwerfungsurkunde freigelassen. Wieder in Sicherheit, fühlte er sich an diese Zwangsunterschrift nicht mehr gebunden und beharrte auf dem hergebrachten Status von Springiersbach. Erzbischof und Papst unterstützten stets die Standfestigkeit des Abts. Im Jahr 1606 belohnten sie ihn mit dem – einem Springiersbacher Abt erstmalig gewährten – Recht, die Mitra zu tragen.

Der Historiker Erwin Schaaf vermutet, dass der von Abt Friedrich gestiftete und vom Bildhauer Hans Ruprecht Hoffmann gestaltete kostbare Steinaltar in der Heinzerather Wallfahrtskirche vom Abt zum Dank für diese Ehrung in Auftrag gegeben wurde. Denkbar ist allerdings auch, dass der fromme Abt damit die katholische Volksfrömmigkeit seiner Landsleute festigen und vertiefen wollte. Was auch immer der Grund gewesen sein mag: die Kapelle in Heinzerath blieb bis in 20. Jahrhundert hinein jeden August Anziehungspunkt für Tausende von Bartholomäus-Pilgern. In seinen letzten Lebensjahren musste der 1621 verstorbene Abt Friedrich noch den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges erleben. Die Familie von Auwach erlosch in männlicher Linie im 18. Jahrhundert.
Verfasser: Gregor Brand

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