Johann Peter Limbourg

Gutsbesitzer und Politiker aus Helenenberg

Helenenberg, zwischen Bitburg und Trier gelegen und heute Ortsteil von Welschbillig, wurde 1735 Sitz der Familie Limbourg (teilweise auch: Limburg), die sich im 19. Jahrhundert zu einer der wohlhabendsten und prägendsten der Südwesteifel entwickelte. Zu den namhaften Limbourg-Persönlichkeiten gehört der Reichstagsabgeordnete Johann Peter Limbourg (1832– 1891), um den es in diesem Beitrag geht. Man muss aufpassen, ihn nicht mit seinem gleichnamigen Bitburger Verwandten Johann Peter Limbourg (1820-1905) zu verwechseln, der sich um seine Geburtsstadt hoch verdient machte und die Bitburger Ehrenbürgerwürde erlangte. Glücklicherweise veröffentlichte der Welschbilliger Bistumsarchivar und Heimathistoriker Eduard Lichter (1920–2009) ein Buch über „Das Geschlecht der Limbourg von Helenenberg“ (1984), das die genealogischen Zusammenhänge der verschiedenen Limbourg-Zweige erhellt. Die Limbourgs waren, eventuell aus dem Raum Lüttich stammend, mit Johann Georg Limbourg (gest. 1746) nach Helenenberg gekommen. Dieser Johann Georg, Absolvent der Universität Trier und Ururgroßvater des hier vorgestellten Johann Peter, war zunächst Wirtshauspächter in Himmerod; durch seine 1735 geschlossene zweite Ehe mit der Witwe des Helenenberger Posthalters und Gastwirts fasste er dort Fuß und wurde Stammvater dieser Limbourg-Dynastie.

Johann Peter Limbourg kam 1832 in Helenenberg als Sohn des Posthalters und Wirtshauspächters Franz Limbourg (1796–1873) und dessen Ehefrau Maria Eva Maas (1803–1881) zur Welt. Seine Mutter war eine Tochter des Hofmanns Matthias Josef Maas aus dem damals zur Pfarrei Gillenfeld gehörenden Oberwinkel. Die angesehene Familie Maas, die schon im 17. Jahrhundert Amtsverwalter im Raum Cochem stellte, bewirtschafte das Hofgut in Oberwinkel seit vielen Generationen. Franz Limbourg arbeitete als junger Mann mehrere Jahre lang auf dem Oberwinkeler Hof, ehe er mit seiner Frau nach Welschbillig zog und fortan von dort seinen Besitz verwaltete. Ein Bruder von Johann Peter Limbourg war der Theologe und Philosoph Professor Maximilian Limbourg SJ (1841–1920); der Artilleriegeneral Leo Limbourg (1857–1934) war deren Neffe.

Johann Peter Limbourg besuchte das Gymnasium in Trier, wo er als Jugendlicher Zeuge der revolutionären Unruhen der Jahre 1848/49 wurde. Anschließend verschaffte er sich auf dem Familiengut in Helenenberg gründliche agrarwirtschaftliche Fachkenntnisse, die es ihm ermöglichten, den ausgedehnten Besitz selbst erfolgreich zu führen. Entsprechend der limbourgschen Familientradition engagierte er sich vielfältig im kommunalen Umkreis, unter anderem als Mitglied im Kreistag Trier-Land oder im Aufsichtsrat der Landwirtschaftlichen Bank Trier. Seine Hauptaufgabe sah er jedoch in der Bewirtschaftung des für Eifler Verhältnisse riesigen Gutsbesitzes, dessen Erzeugnisse großräumig vermarktet wurden. Bei der Internationalen Landwirtschaftlichen Ausstellung Köln 1865 waren die Limbourgs unter anderem mit Hopfen, Braugerste und Frühroggen, aber auch mit Ackerbohnen und langjährig gelagertem Birnenbranntwein vertreten.

Gegen Ende der 1860er Jahre drängte es den erfolgreichen Gutsbesitzer und Kriegsteilnehmer Limbourg in die preußische Politik. Als Kandidat der gemäßigten Liberalen blieb er bei mehreren Anläufen erst einmal erfolglos. Sein Interesse an der Entwicklung Rheinpreußens ließ jedoch nicht nach. 1879 richtete Limbourg, mittlerweile Mitglied der Zentrumspartei, einen gedruckten „Notschrei aus der Eifel“ an die Regierung, in dem er auf die bedrückenden Lebensumstände der Eifelbevölkerung aufmerksam machte. Neben anderen Missständen lag ihm nicht zuletzt die Bekämpfung des Viehwuchers am Herzen – ein soziales Problem, das damals die Gemüter aufwühlte und vor allem vom Kaplan, Publizisten und einflussreichen Verleger Georg Friedrich Dasbach (1846–1907) in den Vordergrund gerückt wurde. Limbourg, über Jahre „ein treuer Weggefährte“ (E. Lichter) Dasbachs, gründete mit diesem zusammen 1884 den Trierischen Bauern-Verein und wurde erster Präsident dieser Vereinigung, der sich nach und nach Zehntausende Landwirte anschlossen. Limbourg war zur Zeit der Gründung bereits seit zwei Jahren Mitglied im Preußischen Abgeordnetenhaus für Stadt und Kreis Trier. 1882 hatte er sich bei der Wahl gegen den starken Konkurrenten und langjährigen Trierer Oberbürgermeister Karl de Nys deutlich durchsetzen können. 1889 wurde Limbourg erneut in den preußischen Landtag gewählt. Noch ein anderer Grund erforderte Limbourgs häufige Anwesenheit in Berlin: 1887 war er für das Zentrum im Wahlkreis Bitburg-Daun-Prüm mit einem Stimmenanteil von 83 Prozent in den Deutschen Reichstag gewählt waren. Auch wenn dieser überragende Wert primär der Parteizugehörigkeit geschuldet war, so müssen die Eifler Wähler mit Limbourgs Tätigkeit doch zufrieden gewesen sein, denn bei seiner Wiederwahl im Februar 1890 steigerte er seinen Stimmenanteil sogar auf fast 93 Prozent. Im Reichstag befasste sich Limbourg, Mitglied mehrerer Kommissionen, unspektakulär mit agrarrelevanten Themen. Mitten in seiner Arbeit ereilte den 58-Jährigen im Februar 1891 der Tod. Bei der Ersatzwahl zum Reichstag wurde der Lederfabrikant Eduard Nels, ein gebürtiger Bitburger, zu seinem Nachfolger gewählt.

Verfasser: Gregor Brand

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