John G. Schmitz

 US-Politiker und Professor Nachfahre eines Auswanderers aus Rommersheim

292_schmitz_25_16In der Reihe der bedeutenden Eifelamerikaner ist vom sozialistischen Schriftstellertitanen Theodore Dreiser über den Unabhängigen Ron Paul bis zum einflussreichen konservativen Verleger Henry Regnery das politische Spektrum von Links bis Rechts vertreten. Auf der rechten Seite der US-Politik war auch erzkonservative Senator John G. Schmitz zu finden, der 1972 als Präsidentschaftskandidat gegen Richard Nixon antrat. Fundament des geistig-politischen Weltbilds von Schmitz war sein traditionell ausgerichteter Katholizismus, der auch nach dem Konzil im Kern vorkonziliar blieb. Diese grundkatholische Verwurzelung beeinflusste seine heftige antikommunistische Haltung ebenso wie seine scharf ausgeprägte Ablehnung von Abtreibung, die für ihn – entsprechend der hergebrachten katholischen Lehre – ebenso eine schwere Sünde war wie praktizierte Homosexualität.

John George Schmitz wurde 1930 in Milwaukee (Wisconsin) als Sohn von John Jacob Schmitz geboren. Dass diese Schmitz-Familie einst aus Rommersheim in die USA eingewandert war, war John G. Schmitz bekannt und gerade diese eifelkatholische Herkunft spielte in seiner Familie eine wichtige Rolle. Mehrmals besuchte John Schmitz den prümländischen Heimatort seiner Vorfahren. Von Josef Heck, der 1989 das Rommersheimer Familienbuch herausgab, erfuhr er, dass er direkter Nachfahre des 1785 geborenen Cornelius Schmitz war, der 1847 mit seiner Familie ausgewandert war.  John G. Schmitz war, bevor er als Politiker bekannt wurde, amerikanischer Elitesoldat. Nach erfolgreich abgeschlossenen Studien an der jesuitischen Marquette University und dem California State College war er 1952 in das US Marine Corps aufgenommen worden und stand bis 1960 als Kampfflieger und Hubschrauberpilot im Dienst der legendären US Marines. Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Militärdienst wurde Schmitz Professor am Santa Ana College, wo er Politik und Philosophie lehrte. Kalifornische Republikaner überredeten den charismatischen Schmitz, dessen konservative Einstellung in eigentümlicher Mischung einherging mit Redegewandtheit, Charme und ausgeprägtem – quasi rheinischem – Humor, in die aktive Politik einzusteigen. Als Kandidat der Republikaner wurde er in den Senat von Kalifornien gewählt, dem er von 1965-1970 und später erneut von 1979 bis 1982 angehörte. Von 1970 bis 1973 war Schmitz als Abgeordneter im US-Repräsentantenhaus Mitglied des US-Kongresses. Schmitz sympathisierte in jenen turbulenten Jahren des Vietnamkriegs und der Abkehr vom Goldstandard mit George Wallace (1919-1998), dem umstrittenen Gouverneur von Alabama. Als Wallace 1972 bei einem Attentat schwer verletzt wurde, trat Schmitz – obwohl eigentlich Republikaner – als Präsidentschaftskandidat der ultrakonservativen American Independent Party bei der Präsidentschaftswahl von 1972 gegen den Republikaner Richard Nixon an. Als Präsident Nixon mit historischem Vorsprung wiedergewählt wurde, kommentierte Schmitz, der eine Million Wählerstimmen auf sich vereinigen konnte, dies mit dem ihm eigenen Humor: „Ich habe die Präsidentschaft lediglich um 40 Millionen Stimmen verfehlt“. Zuvor hatte er die Annäherungspolitik Nixons gegenüber dem maoistischen China, wo kurz zuvor Millionen Menschen während der Kulturrevolution ermordet worden waren, scharf kritisiert: „Ich habe nichts dagegen, dass Nixon nach China reist. Ich habe nur etwas dagegen, dass er zurückkommt.“

Die politische Karriere des prominenten Rechtskatholiken endete abrupt, als 1982 bekannt wurde, dass ausgerechnet dieser beredte Verteidiger traditioneller Familienwerte eine Geliebte hatte und Vater zweier unehelicher Kinder war. In seinen letzten beiden Lebensjahrzehnten war der mit zahlreichen Auszeichnungen geehrte Schmitz weiterhin vielseitig aktiv – nicht zuletzt auch auf eigenem Weingut als Winzer. Als er 2001 in Washington, DC, an Prostatakrebs verstarb, wurde er ehrenvoll auf dem Militärfriedhof Arlington beigesetzt, betrauert von seiner Frau Mary E. Suehr, mit der er 47 Jahre verheiratet war, seinen Kindern und 23 Enkelkindern. Mehrere seiner Kinder sind selbst prominent hervorgetreten: Sein sehr deutschfreundlicher Sohn John Patrick leitet die renommierte Anwaltskanzlei Schmitz Global Partners; kaum ein US-Jurist dürfte in deutsch-amerikanischen Angelegenheiten kenntnisreicher sein. Juristisch und politisch aktiv ist auch dessen Bruder Joseph E. Schmitz. Als Inspector General im Pentagon unter Präsident George W. Bush, danach als Top-Manager der weltgrößten Sicherheitsfirma Blackwater, arbeitete Joseph E. Schmitz in brisantesten Bereichen; derzeit gilt er als außenpolitischer Chefberater von Donald Trump. Noch stärker in die Schlagzeilen der Medien geriet die Schmitz-Tochter Mary Kay Letourneau. Sie hatte 1996 als 34-jährige Lehrerin und vierfache Mutter eine Beziehung zu einem 12-jährigen Schüler aufgenommen und war von ihm schwanger geworden. Nach Verbüßung einer mehrjährigen Haftstraße heiratete das Paar im Jahr 2005; sie haben zwei Töchter. Sowohl John G. Schmitz als auch seine Kinder haben diese Familie zu einer der schillerndsten der USA gemacht. Ω

Verfasser: Gregor Brand

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