Karl Krekeler

Maschinenbauer aus Prüm

Bei der Herausbildung des Weltrufs des deutschen Maschinenbaus spielten Persönlichkeiten, die an der RWTH Aachen wirkten, eine bedeutende Rolle. Zu ihnen gehört der am Ostersonntag 1896 in Prüm zur Welt gekommene Zerspanungsforscher und Schweißspezialist Karl Krekeler, der in den Aufbaujahrzehnten nach 1945 nachhaltige Impulse setzte. Krekeler war ein Sohn des Baurats Franz August Krekeler (1866–1949) und dessen Ehefrau Susanne Wellenstein (1873–1931); seine beiden Großväter waren Handwerker. Franz August stammte aus Lüchtringen (seit 1970 Teil der Stadt Höxter), wo die Krekelers seit Jahrhunderten ansässig waren. Zu den namhaften Vertreter dieser westfälischen Krekeler-Familien zählt der – nicht mit dem Prümer Krekeler zu verwechselnde –  Chemiker Karl Krekeler (1865-1947), der eine führende Position in der deutschen Farbstoffindustrie (IG Farben) bekleidete. Franz August Krekeler wurde 1905 Bauamtsleiter in St. Wendel und war dort für die Durchführung wichtiger Bauprojekte verantwortlich; 1909 wurde ihm der Titel „Stadtbaumeister“ verliehen.

Für den 18-jährigen Baumeistersohn Karl Krekeler ging die Schulzeit fast nahtlos in den Krieg über. Von 1914 bis 1918 wurde er an den Fronten des Ersten Weltkriegs eingesetzt. Erst danach konnte er Maschinenbau an der RWTH Aachen studieren, praktische Erfahrungen in der Industrie sammeln und sich seiner Promotion widmen. Noch bevor er diese abschloss, heiratete er 1926 die Arzttochter Katharina Beck (1899-1962); aus der Ehe gingen ein Sohn und zwei Töchter hervor. Ein Jahr nach dem Tod seiner Frau heiratete er deren Schwester Mathilde.

Krekelers Aachener Dissertation, betreut von dem holsteinischen Maschinenbau-Professor Adolf Wallichs (1869-1959), galt dem Thema „Die Prüfung der Bearbeitbarkeit der legierten Stähle für den Kraftfahrzeugbau durch spanabhebende Werkzeuge“ (1928). Bereits ein Jahr später habilitierte sich Dr.-Ing. Krekeler ebenfalls bei Wallichs mit einer Arbeit über „Spanabhebende und spanlose Fertigungsverfahren – Fabrikbetrieb – Werkstoffprüfung“. Beide Arbeiten zeigen sein maßgeblich von Wallichs gefördertes Interesse an der Zerspanforschung. Die RWTH Aachen mit ihrem Werkzeugmaschinenlabor (WZL) und ihrer exzellenten Vernetzung mit Betrieben der rheinischen Industrie gehörte zu den international renommiertesten Forschungsstätten dieses industriell so bedeutsamen Forschungszweiges. Mit Arbeiten zur Zerspanung verknüpft war die Entwicklung neuer Maschinen, neuer Fertigungsverfahren und Betriebsabläufe, die alle das Ziel hatten, das Herstellen von  Werkstücken durch zerspanende Verfahren zu optimieren. Beruflich stand für Dr. -Ing. habil. Krekeler gegen Ende der 1920er Jahre nicht eine wissenschaftliche Laufbahn, sondern eine Karriere in der Industrie im Vordergrund. 1929 wurde er mit der Leitung des technischen Dienstes der Deutschen Shell AG betraut. Sechs Jahre später wechselte er in den Vorstand des Stahlproduzenten Gebrüder Böhler und Co. AG. Diese Position behielt er auch während des Zweiten Weltkriegs bei, zudem war er ab 1938 außerordentlicher Professor an der RWTH Aachen.

Stahl war das Material, dem Krekeler bei seinen Spanforschungen die größte Aufmerksamkeit widmete. Der Zerspanbarkeit von Stahl und Stahlguss war das längste Kapitel in seiner Schrift „Die Zerspanbarkeit der Werkstoffe“ (1936) gewidmet. Darin definierte er den Begriff der Zerspanbarkeit: „Bei der spangebenden Formung bezeichnet man das Verhalten der Werkstoffe unter dem Schnitt der Werkzeuge als Zerspanbarkeit.“ Er stellte fest, dass vier Einflussgrößen für die Zerspanbarkeit entscheidend seien: die Schnittbedingungen, die Schnittkraft, die Oberflächengüte des Werkstücks und schließlich die Schneidflüssigkeit. „Stahl“ bestimmte er als „jedes ohne Nachbehandlung schmiedbare Eisen“. Nach seinem Ausscheiden aus dem Böhler-Vorstand 1946 konzentrierte sich Krekeler auf seine Lehr- und Forschungstätigkeit an der RWTH Aachen. Er war maßgeblich am Wiederaufbau des WZL beteiligt und setzte sich Anfang der 1950er Jahre erfolgreich für die Gründung zweier Institute ein: des Instituts für schweißtechnische Fertigungsverfahren und des Instituts für Kunststoffbearbeitung in Industrie und Handwerk. Professor Krekeler wurde mit der Leitung beider Institute beauftragt; unter seiner Führung entstand der 1959 fertiggestellte Institutsneubau. Auch beim Haus der Technik (HDT) in Essen, einem mit der RWTH Aachen kooperierenden Weiterbildungsbildungsinstitut, das zerbombt worden war, leistete der Prümer als geschäftsführendes Vorstandmitglied (1951-1964) maßgebliche Aufbauarbeit. 1961 wurde Krekeler von der RWTH zum Honorarprofessor ernannt.

Bei Krekelers Veröffentlichungen nach 1945 traten Arbeiten zu unterschiedlichen Schweißverfahren in den Vordergrund. Auch seine wohl letzte Publikation zu Lebzeiten – er befand sich schon im Ruhestand – galt Spezialschweißverfahren: „Untersuchungen über die Kombination Metallkleben-Punktschweißen“ (1965). In Anerkennung seiner herausragenden Verdienste erhielt Karl Krekeler 1964 die Ehrenbürgerwürde der RWTH Aachen. Ein Jahr später wurde er Ehrenvorsitzender des Freundeskreises des Instituts für Schweißtechnik. Wie der Tag seiner Geburt, so war auch sein Todestag ein Sonntag: Professor Karl Krekeler starb am 14. November 1965 in Aachen. 

Verfasser: Gregor Brand

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