Kinder der Eifel – Erfolgreich in der Welt Teil 125 – Dr. Reinhard Scholzen aus Daun-Waldkönigen

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Dr. Reinhard Scholzen

Reinhard Scholzen zog als Zwölfjähriger mit seinen Eltern von Essen nach Daun-Waldkönigen, dem Geburtsort des Vaters, wo die Familie einige Jahre zuvor ein Haus gebaut hatte. Eifeler Platt zu lernen, war kein Problem; denn die Eltern hatten sich untereinander auch im Ruhrgebiet stets in ihrer Sprache unterhalten. Da die Mutter aus Nerdlen stammt, kamen in den Dialekt des Sohnes auch typische Begriffe aus der Struth. Schwierig war für den Jungen aber Latein und in der Obertertia war es so schön, dass er dort gleich zwei Jahre blieb. Er zog daraus eine Lehre: abwärts geht es schneller als aufwärts. Das Abitur machte er 1979 am Thomas Morus Gymnasium in Daun mit den Leistungsfächern Deutsch, Englisch und Geschichte. Für Scholzen war das die Fächerkombination, die zu seinen Zukunftsplänen passte. Denn bereits mit 16 Jahren wollte er Politikwissenschaft und Geschichte studieren und trat in die CDU Helmut Kohls ein, der damals in Rheinland-Pfalz sehr viel bewegte.

Nach dem Grundwehrdienst in der Dauner Heinrich-Hertz-Kaserne, immatrikulierte er sich im Herbst 1980 an der neu gegründeten Universität in Trier und arbeitete vom vierten Semester an als studentische Hilfskraft und nach dem Magister Artium als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Scholzen promovierte über einen mittelalterlichen Ritter, der Kleinkriege gegen die Nachbarn, aber auch einen Feldzug gegen den französischen König führte. Zeitgleich mit der Verleihung des Doktorgrades lief der Dienstvertrag mit der Universität aus. Public Relations – Öffentlichkeitsarbeit – war damals im Aufschwung, aber es gab in Deutschland noch keine Möglichkeit, dieses Fach an einer Universität zu studieren. So begann Scholzen in Bonn eine Ausbildung an einer Akademie, die von einem PR-Praktiker geleitet wurde.

Dort erhielt er das Rüstzeug, um komplizierte Zusammenhänge allgemein verständlich darzustellen. Da zur Ausbildung eine Abschlussarbeit gehörte, bat er im Bundesministerium des Innern um die Genehmigung, eine Konzeption für die Öffentlichkeitsarbeit der GSG 9 schreiben zu dürfen. Die Anti-Terror-Einheit wurde nach dem Attentat auf die olympischen Spiele in München im Jahr 1972 gegründet. 1977 befreite sie in Mogadischu die Geiseln aus der Lufthansamaschine „Landshut“. 1993 wurden bei einem Zugriff in Bad Kleinen ein Elitepolizist und ein Terrorist getötet. Die folgenden scharfen Angriffe in den Medien führten zu der Erkenntnis, dass in einem demokratischen Rechtsstaat auch das Geheime zum Teil öffentlich werden muss, damit nicht Misstrauen entsteht. Daher erteilte das Ministerium Scholzen die Erlaubnis, die GSG 9 so intensiv wie kein Außenstehender zuvor kennen zu lernen. Er führte Dutzende Interviews mit den Elite-Polizisten und lernte in Theorie und Praxis deren Arbeit kennen. Danach beschrieb er auf 63 Seiten, wie die GSG 9 zeigen kann, was sie tut, ohne dabei die notwendige Geheimhaltung zu vernachlässigen. Die Prüfung bestand Scholzen mit „sehr gut“ und eine Polizeigewerkschaft beschäftigte ihn seither in der Öffentlichkeitsarbeit. Im Jahr 1996 schrieb er in enger Kooperation mit der GSG 9 ein Buch über deren Geschichte und Gegenwart. Danach arbeitete er als Zeitschriftenredakteur in Singhofen im Taunus, lernte dort seine Frau kennen, ein Sohn wurde geboren und nicht viel später zog die Familie nach Waldkönigen um, wo im Jahr 2005 ein weiterer Sohn zur Welt kam.

In der Eifel verfasste er weitere Bücher über Institutionen, die meist im Geheimen arbeiten. Er beschrieb die Spezialeinsatzkommandos (SEK) der deutschen Polizei sowie die Sicherungsgruppe des Bundeskriminalamtes, die die deutschen Spitzenpolitiker beschützt. Auch thematisch war der Weg zur Bundeswehr nicht weit, die seit 1995 in Calw das Kommando Spezialkräfte (KSK) aufgebaut hatte, um deutsche Geiseln weltweit befreien zu können. 2003 erschien der erste Band über das KSK, zehn Jahre später widmete sich Scholzen diesem Verband noch einmal in einem Bildband. Dazwischen lagen weitere Bücher über Themen der inneren und äußeren Sicherheit und mehr als 200 Fachaufsätze.

Nebenbei ist Scholzen seit 2004 in der Kommunalpolitik tätig, zunächst als stellvertretender Ortsvorsteher in Daun-Waldkönigen, seit Mai 2014 auch als Mitglied im Kreistag und im Dauner Verbandsgemeinderat. Dort arbeitet er an vielen spannenden Themen mit, damit unsere schöne Vulkaneifel eine Zukunft hat.

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