Konrad von Are-Hochstaden

Erzbischof von Köln aus Eifler Adel

Zweimal im vergangenen Jahrtausend gehörten eifelstämmige Staatsmänner namens Konrad zu den wichtigsten deutschen Politikern ihres Jahrhunderts: Im 20. Jahrhundert gilt diese geschichtliche Bewertung für Konrad Adenauer, im 13. Jahrhundert für den machtvollen Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden, der als Kirchenfürst weit stärker durch seine politischen Aktionen Akzente setzte als durch geistliche Impulse. 178_hochstaden_11_14Die Wurzeln der väterlichen Vorfahren des um 1205 geborenen Erzbischofs Konrad liegen nicht weit von Adenau entfernt. Sein Vater Graf Lothar I. von Are entstammte der bedeutenden Adelsfamilie, die ihren Namen vom Stammsitz Burg Are bei Altenahr ableitete. Seit der Ehe seines Vorfahren Otto von Are mit der Erbtochter des Hauses Hochstaden führte dieser Zweig den Namenszusatz „Hochstaden“. Konrads Mutter Mathilde von Vianden gehörte einer ruhmvollen Familie an, die über lange Zeit das Geschehen im Eifel-Ardennen-Raum entscheidend prägte. Sowohl väter- als auch mütterlicherseits verbanden Konrad viele familiäre Beziehungen mit der Hochadelselite seiner Zeit. Der Tradition entsprechend war für den zweitgeborenen Grafensohn Konrad eine klerikale Karriere vorgesehen, die man sich allerdings nicht nach den Maßstäben der Moderne vorstellen darf: Bereits als Kind erhielt er die Pfarrei Wevelinghoven und ob er zehn Jahre später, als er Domherr in Köln war, ein Studium hinter sich hatte, ist nicht ganz sicher.

Manches spricht für eine gute Ausbildung, aber die Qualifikation zur Bekleidung hoher kirchlicher Ämter gab ihm gewissermaßen schon seine vornehme Abstammung. Selbstbewusst, energisch und auch vor physischer Gewaltanwendung nicht zurückschreckend, strebte er ehrgeizig nach standesgemäßen Propst- und Domherrenstellen in Köln. Als es 1238 um das Erzbischofsamt, die mit Abstand wichtigste Machtposition am Mittelrhein, ging, setzte sich Konrad in der Wahl nach ruppigen Auseinandersetzungen gegen seinen Hauptkonkurrenten durch. Allerdings musste er dessen weiteren Widerstand hinnehmen – ein sich in der Kirchengeschichte vielfach wiederholender Machtkonflikt, der bis nach Rom ausgetragen wurde und bei dem die zeittypischen Zwangsmittel Exkommunikation, Bann und Freiheitsberaubung  zur Anwendung kamen. Der sowohl vom Kaiser als auch vom Papst unterstützte Erzbischof Konrad ging aus diesen Streitigkeiten siegreich hervor, auch wenn er von einem seiner Hauptfeinde, dem Grafen von Jülich, einmal monatelang gefangen gehalten wurde.

In politischer Hinsicht war die Regierungszeit des Erzbischofs Konrad geprägt durch den damals im Heiligen Römischen Reich herrschenden Dauerkonflikt zwischen der staufischen Partei, also den Anhängern Kaiser Friedrichs II., und dem Papst. Konrad von Hochstaden entwickelte sich in diesem Machtkampf allmählich zum Hauptgegner des Kaisers. Bei der Wahl der deutschen Gegenkönige zu Friedrich II. (Heinrich Raspe, Wilhelm von Holland) war er die treibende Kraft und in den ausbrechenden Kämpfen auch militärisch oftmals der planende Kopf. 1249 wäre Konrad beinahe zusätzlich noch Erzbischof von Mainz geworden; ohne den Widerspruch von Papst Innozenz IV. wäre es vermutlich zu einer Zusammenlegung der Erzstifte von Köln und Mainz gekommen. In den darauffolgenden Jahren widersetzte sich König Wilhelm von Holland zunehmend den Machtgelüsten seines einstigen Förderers Konrad. Wie erbittert die Feindschaft der früheren Verbündeten wurde, zeigte sich 1255, als Erzbischof Konrad das Haus niederbrennen ließ, in dem sich Wilhelm sowie der päpstliche Legat gerade aufhielten. Der König entkam dem Anschlag, starb aber ein Jahr später. Daraufhin gelang es dem Kölner Kirchenfürsten Konrad ein weiteres Mal, einen neuen Herrscher nach seinen Vorstellungen zu küren: 1257 krönte er in Aachen den englischen Königsbruder Richard von Cornwall zum deutschen König. Der Trierer Erzbischof Arnold von Isenburg, aber auch einige andere Herrscher im Reich wollten sich dem nicht fügen und wählten Alfons X. von Kastilien zum deutschen König – und die reichsinternen Machtkämpfe gingen weiter. In seinem eigenen erzstiftischen Machtbereich, den er territorial erfolgreich ausbaute, ließ sich Konrad von niemandem hineinreden und herrschte dort „wie ein König“ (Hugo Stehkämper). In Köln brach Konrad den Widerstand der wohlhabenden Patrizier in gewohnter Weise mit Gewalt; die Geschehnisse wurden vor einigen Jahren vom Kölner Schriftsteller Frank Schätzing in seinem Roman „Tod und Teufel“ literarisch aufgegriffen.

Das Grabmal des 1261 verstorbenen Erzbischofs befindet sich in der Johanneskapelle des Kölner Doms. Die ihn darstellende Bronzefigur gilt als Jahrhundertmeisterwerk der hochmittelalterlichen Bronzekunst. Zu Konrads Nachruhm trug nicht zuletzt sein Ruf als Initiator des Kölner Doms bei, dessen Grundstein er 1248 legte. Damit gehen drei der berühmtesten Bauwerke der Welt – neben dem Dom auch der Eiffelturm und das Empire State Building – auf die entscheidende Initiative von Kindern der Eifel zurück.
Verfasser: Gregor Brand

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