Max Ernst

Maler, Bildhauer und Graphiker aus Brühl

Max Ernst gehört zu den international bekanntesten deutschen Malern des 20. Jahrhunderts. Der Name der 1891 in Brühl geborenen Künstlers ist nicht nur maßgeblich mit der Geschichte so berühmter Kunstrichtungen wie Dadaismus oder Surrealismus verbunden, sondern auch mit der Entwicklung eigentümlicher Bildwelten und künstlerischer Verfahren.

Max Ernst war ein Sohn des Lehrers Philipp Ernst (1862-1942) und dessen Ehefrau Luise Kopp und wuchs als drittes von neun Kindern auf. Sein Vater verdiente den Lebensunterhalt für die große Familie durch Unterricht an der Taubstummenanstalt Brühl, daneben malte er halbprofessionell als realistischer Maler auf bemerkenswertem Niveau. Der Malunterricht, den er seinen Kindern erteilte, fiel bei Max, dem ältesten Sohn, auf fruchtbaren Boden. Nach dem Abitur studierte Max Ernst ab Sommersemester 1910 an der Universität Bonn Altphilologie, Philosophie, Psychologie und Kunstgeschichte und wandte sich sowohl theoretisch als auch praktisch immer stärker der Malerei zu. Noch vor dem 1. Weltkrieg nahm der Student an expressionistischen Kunstaustellungen teil und stand in freundschaftlichem Kontakt mit bedeutenden Malern (z. B. August Macke). Kurz nach Kriegsbeginn meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst, wurde zu einem Feld-Artillerie-Regiment eingezogen und an Ost- und Westfront eingesetzt. Das Malen und Zeichnen setzte er, so gut es unter den schwierigen Umständen ging, fort. Nach Kriegsende lebte Max Ernst in Köln, wo er sich nun sehr intensiv der Kunst widmete. Max Ernst gehörte zum Kern der rheinischen Dada-Szene. Die Entstehung dieser revolutionären Kunstrichtung, die nicht nur formal mit ihren Collagen- und Montagetechniken neue Wege ging, wurde von ihm selbst so erklärt: „Dada war ein Ausbruch einer Revolte von Lebensfreude und Wut, war das Resultat der Absurdität, der großen Schweinerei dieses blödsinnigen Krieges. Wir jungen Leute kamen wie betäubt aus dem Krieg zurück, und unsere Empörung musste sich irgendwie Luft machen.“ 1920 eröffnete er zusammen mit Hans Arp und J. T. Baargeld die als höchst provokant empfundene Ausstellung „Dada-Vorfrühling“ in Köln. Bei seinen Werken aus dieser Zeit ist Max Ernsts zutiefst kritische Auseinandersetzung mit der ideologischen Haltung, die zum Krieg führte, unverkennbar, etwa in der Photo-Collage „Le massacre des Innocents“. Ernsts Schöpfungen waren „Angriffe auf die Grundlagen der wilhelminischen Zivilisation“ (Ludger Derenthal). 1921 reiste Max Ernst zu Dada-Treffen nach Tirol und Frankreich und konnte erstmals in Paris ausstellen. 1922 erfolgte seine Übersiedlung nach Paris, wo er die beiden folgenden Lebensjahrzehnte verbrachte. Während dieser Zeit stand der Brühler in der ersten Reihe der französischen Kunstszene; bei der Entwicklung des Surrealismus spielte er eine sehr bedeutsame Rolle. Seine Bilder, Kunstbücher und Bildromane schufen phantastische surreale Bildwelten, die sich oft stark auf die Natur (vor allem Vögel und Wälder) bezogen. Um diese neuartigen Bilder zu erzeugen, verwendete er vielfältige Techniken. Dazu zählten Lithographien und der Einsatz spezieller von ihm konzipierter Bildtechniken (z. B. Frottage, Grattage), die vielen seiner Kunstwerke das typische Gepräge gaben. Daneben griff Ernst, der sich den dreißiger Jahren verstärkt auch als Bildhauer betätigte, kunsttheoretisch in die Debatten ein. Dass das Kunstschaffen eines so antinationalistischen und nonkonformistischen Künstlers wie Max Ernst von NS-Ideologen als „entartet“ betrachtet wurde, verwundert nicht. Bedrohlich wurde seine Lage, als deutsche Truppen 1940 Paris besetzten und Ernst den Besuch der Gestapo fürchten musste. Im Sommer 1941 konnte er mit Hilfe der Kunstmäzenin Peggy Guggenheim über Portugal in die USA flüchten. Noch im gleichen Jahr heiratete das Paar; die Ehe wurde allerdings bereits 1943 wieder geschieden. Insgesamt war Max Ernst Ernst viermal verheiratet. Aus seiner ersten Ehe mit der Kölner jüdischen Kunsthistorikerin Dr. Louise Straus (geb. 1893, ermordet in Auschwitz 1944) ging der Sohn Jimmy Ernst (1920-1984) hervor, der in den USA als Maler lebte.

1948 erhielt Max Ernst, der auch jenseits des Atlantiks ein hoch anerkannter Künstler war, die US-Staatsbürgerschaft. Trotzdem kehrte er 1953 nach Frankreich zurück und wurde 1958 offiziell französischer Staatsbürger. 1954 erhielt der 63-Jährige auf der Biennale in Venedig den sehr renommierten Großen Preis für Malerei. Weitere Preise folgten, darunter auch Ehrungen in seiner rheinischen Heimat (z. B. Großer Kunstpreis für Malerei des Landes NRW); mehrfach sah Max Ernst seine Heimatstadt Brühl wieder. Retrospektiven seines umfangreichen Werks in Paris und New York unterstrichen eindrucksvoll seinen internationalen Rang als Künstler. Eigentümlich berührt hat ihn 1972 die Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Universität Bonn, wo einst sein Erwachsenenleben begann, dessen Verlauf so unvorhersehbar war wie der des 20. Jahrhunderts überhaupt.          

Max Ernst starb am 1. April 1976 in der Nacht vor seinem 85. Geburtstag in Paris. Im Max Ernst Museum Brühl kann man sich mit dem eindrucksvollen Leben und Werk des Künstlers vertraut machen.

Verfasser: Gregor Brand

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