Peter Victor Deuster

US-Politiker und Publizist aus Thum

 Peter Victor Deuster
Peter Victor Deuster

Der Bürgerkrieg der Jahre 1861 bis 1865 zwischen Nord- und Südstaaten zählt zu den größten Tragödien der US-Geschichte. Über 600.000 Soldaten fielen dem mehrjährigen Gemetzel zum Opfer, eine ganze Generation von Männern wurde brutal dezimiert. In den Reihen der Nordstaaten kämpften auch etliche Einwanderer aus der Eifel, teils gezwungen, teils von der Idee überzeugt, die in den Südstaaten legale Sklaverei mit Gewalt abzuschaffen. Aber der republikanische Präsident Lincoln und sein Kriegskurs hatten nicht nur Freunde in den Nordstaaten. Zu den Kriegsgegnern zählte eine „Copperheads“ genannte Gruppierung der Demokraten, unter denen sich wiederum der Politiker und Zeitungsverleger Peter Deuster als schärfster Lincoln-Kritiker hervorhob.

Peter Deuster, geboren 1831 im Dorf Thum (heute Teil von Kreuzau) als Sohn der Eheleute Mathias Deuster und Catherina Cönen, war als Sechzehnjähriger mit seinen Eltern nach Amerika ausgewandert, wo sie in der Nähe von Milwaukee als Farmer siedelten. Die Deusters waren nicht wohlhabend; Großvater Peter hatte sein Brot als Tagelöhner verdient. Sein gleichnamiger Enkel identifizierte sich zeitlebens mit dieser einfachen Herkunft und verstand sich in seinem erfolgreichen Berufsleben in Wisconsin als Anwalt der weißen Arbeiter.

Mit der Welt der Zeitungen kam der Farmjunge erstmals in Berührung als Gehilfe des Zweibrückeners Moritz Schoeffler (1813-1875), der in Milwaukee die deutschsprachige Zeitung „Wisconsin Banner“ herausgab. Bereits vier Jahre später versuchte sich Deuster selbst mit der Wochenzeitung „The Hausfreund“ als Zeitungsherausgeber. Nach einem halben Jahr verkaufte er dieses Blatt zwar, aber blieb fortan seiner Berufung als Zeitungsmann treu. Deuster wurde Business Manager der in Milwaukee erscheinenden Zeitung „See-Bote“; dieses katholische Blatt machte er zu seinem Hauptpublikationsorgan. 1854 zog er vorübergehend nach Port Washington, gab dort die ebenfalls deutschsprachige „Zeitung“ heraus und arbeitete zudem als Gerichtsbeamter und Postmeister, ehe er wieder nach Milwaukee zurückkehrte. Das Jahr 1860, in dem der nun 29-jährige Deuster Alleineigentümer des „See-Boten“ wurde, gehört zu den Weichen stellenden Daten der amerikanischen Geschichte.

Im Präsidentschaftswahlkampf standen sich der Demokrat Stephen Douglas und der Republikaner Abraham Lincoln gegenüber. Hauptstreitpunkte waren die von den Republikanern geforderte Abschaffung (Abolition) der Sklaverei und die dadurch drohende Abspaltung der Südstaaten. So leidenschaftlich, wie Lincoln von seinem aus Liblar stammenden Parteifreund und späteren General Carl Schurz unterstützt wurde, so heftig bekämpfte der Demokrat Deuster die stark antikatholisch eingestellten Republikaner. Die Agitation Deusters war teilweise erfolgreich: Seine Demokraten gewannen die Mehrheit der deutschsprachigen Katholiken in Wisconsin für sich, landesweit setzten sich allerdings die Anhänger Lincolns durch – was zur Sezession der Südstaaten und zum Bürgerkrieg führte. Deuster sah diesen Krieg auch deswegen als nicht gerechtfertigt an, weil er gegen die Aufhebung der Sklaverei war. Er befürchtete einen massiven Zuzug billiger schwarzer Arbeitskräfte in die Nordstaaten und sah die weiße Arbeiterschaft von Massenarbeitslosigkeit und Verelendung bedroht.

Nach Deusters Ansicht sollte der Norden dem „freien weißen Mann“ vorbehalten bleiben; für die „Neger“ habe die Natur andere Gebiete vorgesehen. Obwohl der Bundesstaat Wisconsin insgesamt fest auf Seiten der Nordstaaten stand, fand Deuster vor allem unter den katholischen Arbeitern mit deutschem oder irischem Hintergrund begeisterte Anhänger und wurde 1862 ins Parlament von Wisconsin gewählt. Deuster stellte sich an die Spitze der Anti-Draft-Bewegung, d. h. derjenigen, die die Einberufung in die Nordstaatenarmee ablehnten. Als es deswegen zu Unruhen kam, wurde Kriegsgegner Deuster dafür politisch verantwortlich gemacht. Trotz bissiger Angriffe und zeitweiliger Zensur des „See-Boten“ blieb er unbeugsam und verschärfte seine Kritik sogar noch.

Den überzeugten Föderalisten erboste die Erweiterung der Verfassungsbefugnisse der Bundesregierung; in der Anhebung der Steuern sah er einen Verrat an amerikanischen Freiheitsversprechungen. Die leidenschaftlichen Auseinandersetzungen schadeten weder dem wirtschaftlichen Erfolg des Zeitungsverlegers Deuster noch seiner Popularität. Im Gegenteil: Nach Ansicht des Historikers Frank L. Klement (1905-1994), dem wir die ausführlichste Darstellung Deusters verdanken, war der der Eifler hoch geachteter Sprecher der deutschstämmigen Katholiken im Raum Milwaukee. 1870 wurde Peter Deuster in den Senat von Wisconsin gewählt, von 1879 bis 1886 gehörte er dem US-Kongress an. Von seinen weiteren späteren Ämtern sei hier nur noch das eines Konsuls in Düsseldorf erwähnt, das ebenso wie seine Reisen in die Eifel seine bleibende Verbundenheit mit der alten Heimat widerspiegelte. Peter Deuster, aus dessen Ehe mit Agatha Gertrude Stolz fünf Kinder hervorgingen, starb an Silvester 1904 in Milwaukee.

Verfasser: Gregor Brand

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