Philipp Karl von Eltz-Kempenich

Kurfürst von Mainz und Reichserzkanzler

Die grandiose Südeifler Burg Eltz ist seit über 30 Generationen im Besitz der ursprünglich freiherrlichen, später reichsgräflichen Familie von Eltz. Unter den namhaften Persönlichkeiten dieser ruhmvollen Adelsfamilie ragt Philipp Karl von Eltz-Kempenich als besonders ranghoher Kirchenfürst des 18. Jahrhunderts hervor.

Philipp Karl kam 1665 zur Welt. Als Geburtsort wird teilweise Burg Kempenich angegeben; der Historiker Heinz Duchhardt, der sich eingehend mit der Biographie Philipp Karls beschäftigte, geht dagegen von einem Lebensstart auf der Stammburg Eltz aus. Philipp Karls Vater war der Kaiserliche Obristwachtmeister, Kurtrierische Rat und Amtmann Hans Jakob zu Eltz-Kempenich (1636–1721). Seine Mutter Maria Antonetta (gest. 1719) stammte als Tochter des Johann Jakob Schenk von Schmidtburg und der Maria Catharina Waldbott von Bassenheim aus regional bedeutenden Adelsfamilien. Die katholische Ehe war mit insgesamt 17 Kindern gesegnet.

Philipp Karl studierte Theologie von 1679 bis 1682 zuerst in Trier, anschließend von 1684 –1686 in Rom. In den folgenden Jahren hatte er standesübliche Kirchenämter inne; so war er unter anderem Domkapitular in Mainz und Trier und ab 1710 Domkantor in Mainz. Wertvolle Verwaltungserfahrung sammelte er als Regierungspräsident in Mainz. Dass er zeitlebens den verwandtschaftlichen Netzwerken höchste Bedeutung beimaß, ist selbstverständlich. Durch die Kombination von Herkunft, kirchlicher und administrativer Erfahrung mit geschätzten Charaktereigenschaften kam er in die engste Wahl, als 1732 ein höchst prestigeträchtiges Amt im Heiligen Römischen Reich zu besetzen war: das des Erzbischofs und damit auch Kurfürsten von Mainz. Der Mainzer Kurfürst war zugleich Reichserzkanzler und folgte als solcher im Rang direkt nach dem Kaiser. Am 9. Juni 1732 wählte das Domkapitel den bereits 66-Jährigen Philipp Karl zum Erzbischof; erst wenige Tage zuvor hatte er die Priesterweihe erhalten. Entscheidend unterstützt wurde seine Wahl von der habsburgischen Seite unter Führung Kaiser Karls VI. (1685–1740). Der Kaiser versprach Philipp Karl eine Jahresrente von 100.000 Gulden; im Gegenzug verpflichtete sich der Kurfürst, bei einer Königswahl prohabsburgisch zu votieren.

Die Amtszeit des Kirchenfürsten stand im Schatten europaweiter Kriege. Bereits 1733 brach der Polnische Thronfolgekrieg aus, der jahrelang die Hauptaufmerksamkeit des Kurfürsten auf sich zog. In dem Konflikt ging es um die Nachfolge des 1733 verstorbenen Kurfürsten August II. von Sachsen („der Starke“) als König von Polen. Primär standen sich Österreich und Frankreich gegenüber, unterstützt von den jeweiligen Bündnispartnern in einem komplexen Koalitionsgeflecht. Frankreich wollte Stanislaus Leszczyński, den Schwiegersohn des französischen Königs, als polnischen König durchsetzen, wohingegen die Habsburger sich für den Sohn Augusts des Starken, den sächsischen Kurfürsten Friedrich August II., einsetzten.

Philipp Karl hielt zu den Habsburgern, wodurch Kurmainz in die diplomatische und militärische Schusslinie Frankreichs geriet. Noch im Jahr 1733 versuchte er, im Reich Verbündete gegen Frankreich zu organisieren. Vor allem infolge seiner Bemühungen kam es im März 1734 zur Reichskriegserklärung gegen Frankreich. Für diese Unterstützung bedankte sich Kaiser Karl VI. mit der Erhebung der Familie von Eltz in den Reichsgrafenstand. Als die Franzosen mit gewaltiger Truppenzahl Richtung Rhein vorrückten, erfasste die Bevölkerung größte Angst, dass sie Kurmainz erobern und besetzen könnten. Der Kurfürst setzte alle ihm zu Verfügung stehenden diplomatischen Bemühungen ein, um dies zu verhindern. Der hin und her wogende Krieg – zu dem auch die oft so genannte „Schlacht von Klausen“ im Oktober 1735 in der Südeifel gehörte – wurde 1738 durch den Frieden von Wien beendet. Darin wurde Friedrich August II. als König von Polen bestätigt, was auch vom Mainzer Kurfürsten als Erfolg verbucht werden konnte.

Der Frieden machte aber nur eine kurze Atempause. Bereits 1740 kam es nach dem Ableben Kaiser Karls VI. zum Ersten Schlesischen Krieg, bei dem sich Preußen und Österreich als Hauptfeinde gegenüberstanden. Durch die preußische Invasion Schlesiens wurde der Österreichische Erbfolgekrieg ausgelöst, an dem zahlreiche europäische Mächte beteiligt waren. Der Mainzer Kurfürst war nicht gewillt, sich militärisch am Konflikt zu beteiligen, was den Unmut des habsburgischen Lagers hervorrief, die in Philipp Karl eigentlich einen Bundesgenossen sahen. Bei der umstrittenen Frage, wer Nachfolger Kaiser Karls VI. werden sollte, kam Philipp Karl als Erzkanzler des Reiches eine besondere Rolle zu; bei ihm lag die Initiative zum Wahlverfahren. Die Nachfolge wurde 1742 mit der einstimmigen Wahl des Wittelsbachers Karl Albrecht von Bayern (1697–1745) zum Kaiser gelöst. Philipp Karl fügte sich dabei den aktuellen Machtverhältnissen, auch wenn ihn der – vorübergehende – Verlust der Kaiserwürde für die Habsburger schmerzte. Der eifelstämmige Kurfürst starb am Frühlingsanfang des Jahres 1743; auf seinen Tod folgte – nach Angaben des Pfarrers und Meteorologen K. L. Gronau (1742–1826) – das nasseste Frühjahr des 18. Jahrhunderts.

Verfasser: Gregor Brand

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