Richard Zimmer aus Klausen

Staatssekretär und Krankenhausmanager

Da der Pastor seines Heimat- und Wallfahrtsortes Klausen meinte, Richard Zimmer solle als achtes von neun Kindern und als eifriger Messdiener Priester werden, wurde er in die Klosterschule St. Paul der Steyler Missionare in Wengerohr geschickt. Da es dort nur drei Klassen gab, musste er anschließend auf die Missionschule St. Wendel im Saarland wechseln. Das ging jedoch nur bis zur Unterprima, denn anderthalb Jahre vor dem Abitur wurde die halbe Klasse entlassen, weil die Schüler am Sonntag zu lange in der Disco geblieben waren und den Ausgang deutlich überzogen hatten. So musste sich Richard Zimmer für den Rest der Schulzeit täglich mit Fahrrad und Zug nach Trier zum Friedrich-Wilhelm-Gymnasium schaffen. Es gab keine Alternative zu diesem einzigen altsprachlichen Gymnasium in der Region. Das Abitur hat er 1968 dennoch doch mit guten Noten bestanden.

Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre in Saarbrücken und Regensburg war der Planungsstab der CDU/CSU-Bundestagsfraktion seine erste berufliche Station. Unter dem damaligen Sozialminister Hans Katzer befasste sich dieser Stab mit Fragen der Renten- und Arbeitsmarktpolitik, der Mitbestimmung und der Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand! Folglich war es 1978 thematisch kein großer Sprung zum Geschäftsführer der Arbeitnehmergruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, die sich als parlamentarischer Arm der christlich-demokratischen Arbeitnehmerschaft versteht. In diesen Jahren hat Zimmer auch viel mit Norbert Blüm zusammengearbeitet. Als Blüm 1982 Bundesminister für Arbeit und Soziales wurde, hat er ihn zum Leiter einer Unterabteilung ernannt. Damit war Richard Zimmer mit 34 Jahren einer der jüngsten Ministerialdirigenten der Bundesrepublik!

Die größte berufliche Herausforderung kam ab 1989 nach dem Fall der Mauer auf ihn zu. Noch vor der Neugründung des Landes Sachsen-Anhalt am 3. Oktober 1990 wurde er in die vorbereitende Arbeitsgruppe des neuen Bundeslandes Sachsen-Anhalt für die Bereiche Arbeit, Soziales und Gesundheit abgeordnet. Mit der darauf folgenden Berufung zum Staatssekretär im Arbeits- und Sozialministerium galt es, den organisatorischen und personellen Aufbau des Ministeriums mit 275 Mitarbeitern und der dem Ministerium nachgeordneten Behörden mit 7.500 Beschäftigten zu organisieren. Zu bewältigen waren die Vorgaben des Einigungsvertrages, die Erarbeitung der entsprechenden Landesgesetze und Durchführungsverordnungen. Auf dem Arbeitsmarkt galt es, den extrem schwierigen Strukturwandel von der sozialistischen Planwirtschaft zur Marktwirtschaft zu begleiten! Krankenhäuser Alten- und Behindertenheime waren oft total marode und mussten wegen der vielfach menschenunwürdigen Zustände so schnell wie möglich baulich instandgesetzt und organisatorisch sowie personell auf das Niveau gebracht werden, dass der Einigungsvertrag forderte – eine Herkulesaufgabe.

Nach der Abwahl der CDU Landesregierung 1994 übte Zimmer bis zur Berufung zum Hauptgeschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen im Jahre 2002 eine freiberufliche Beratertätigkeit für die Treuhand aus.

Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen ist die oberste Vertretung von mehr als 400 Krankenhäusern im größten Bundesland. Sie erstellt zusammen mit dem Gesundheitsministerium den Landeskrankenhausplan und klärt für die Krankenhäuser alle übergeordneten rechtlichen Fragen. Mit den Landesverbänden der Krankenkassen werden Verträge über Inhalt und Umfang von Krankenhausbehandlung, deren Bezahlung und Wirtschaftlichkeitsprüfungen vereinbart. Mit den Kassenärztlichen Vereinigungen sind Verträge zum Belegarztwesen in den Krankenhäusern, zur Abgrenzung zwischen stationärer und ambulanter Versorgung und zum jeweiligen Notfalldienst abzuschließen. Mit den Ärztekammern werden sektorenübergreifende Qualitätskriterien entwickelt und übergeordnete gesundheitspolitische Fragestellungen geklärt.

Aus persönlichen Gründen hat Richard Zimmer diese anspruchsvolle Geschäftsführungsaufgabe im Jahre 2010 niedergelegt und sich bis 2018 erneut einer freiberuflichen Tätigkeit in den Bereichen Gesundheitspolitik und Krankenhausmanagement mit Büros in Düsseldorf und Berlin gewidmet.

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