Salentin Ernst Eugen Cohausen

Kurfürstlicher Leibarzt aus Jünkerath

Salentin Cohausen erblickte am 21. Dezember 1703 auf Schloss Jünkerath-Glaadt, wo auch Graf Salentin Ernst von Manderscheid-Blankenheim (1630 – 1705) sich zuletzt meist aufhielt, das Licht der Welt. Sein Vater war der gräfliche Kanzler Jodocus Ernst Cohausen, der ab 1705 als Land- und Hofgerichtsschreiber in Gerolstein amtierte. Wegweisend für Salentins Werdegang wurde der Einfluss seines in Hildesheim geborenen Onkels Dr. Johann Heinrich Cohausen (1665 – 1750), der als Leibarzt des Bischofs von Münster und als Verfasser von medizinischen und satirischen Werken weithin berühmt war.

Salentin studierte an den Universitäten Leiden, Löwen, Duisburg und Köln Philosophie und Medizin und erwarb 1730 in Trier den medizinischen und philosophischen Doktortitel. Kurz danach wurde er Professor für praktische Medizin an der Universität Trier. Der kurfürstliche Hof in Ehrenbreitstein unter Führung des neuen Kurfürsten Franz Georg von Schönborn (1682 – 1756) wollte aber den vielversprechenden Jungmediziner stärker in seiner Nähe wissen. So wurde Salentin Cohausen als Kreisarzt nach Koblenz berufen und ihm das Amt des Arztes der kurfürstlichen Miliz übertragen. Kurfürst und Erzbischof von Schönborn machte Cohausen zu seinem Leibarzt, und auch dessen Nachfolger, die Trierer Kurfürsten Johann Philipp von Walderdorff (1701 – 1768) und Clemens Wenzeslaus von Sachsen (1739 – 1812), vertrauten auf Diagnose und Therapie des kurfürstlichen Leibarztes Cohausen. Einzelheiten seines ärztlichen Wirkens sind noch kaum erforscht, allerdings kann man aus den von Cohausen veröffentlichten Schriften Rückschlüsse auf seine medizinischen Grundüberzeugungen ziehen. Neben der eingehenden Beschäftigung mit medizinischer Literatur registrierte er aufmerksam, was er in Fragen von Gesundheit und Krankheit in seinem Wirkungsbereich erlebte. Dazu gehörten nicht zuletzt seine Beobachtungen der Eifelbevölkerung, mit der er als Stadt- und Landphysikus und durch Eifelaufenthalte in engen Kontakt kam. Cohausen gelangte, beeindruckt von ihrer Konstitution, zu erstaunlichen Einschätzungen: „Höchst selten, beinahe nie wüten bei ihnen ansteckende Krankheiten, auch örtlich bedingte einheimische Krankheiten kennen sie nicht, Leute von 70, 80, ja 90 Jahren, finden sich bei ihnen in großer Zahl. Dies verdanken sie meiner Ansicht nach teils ihrer körperlichen Veranlagung, teils der Gebirgsluft, die weder übelriechende, ungesunde Dünste noch Fäulniskeime mit sich führt und fast ununterbrochen von Winden bewegt wird, teils dem Genuss der Mineralwässer, da es bei ihnen nur wenige Gegenden gibt, die keine Heilquellen besitzen.“ Bemerkenswert ist an diesen Aussagen, auf die in den 1930er Jahren Karl L. Kaufmann und Ida Görzel aufmerksam machten, dass Cohausen Gesundheit – wie die Medizin des 21. Jahrhunderts – auf eine Kombination von genetischer Veranlagung, Umwelteinflüssen und Ernährung zurückführt. Speziell der Ernährung widmete er große Aufmerksamkeit, wobei er – im Gegensatz zu vielen seiner von barocker Lebensfreude geprägten Zeitgenossen – vor üppigem Essen und Trinken sowie Übergewicht warnte. Als ein Mittel gegen Dickleibigkeit, aber auch gegen andere Krankheiten, wies er auf den Gesundheitswert Eifler Mineralwässer hin und erteilte diesen damit den wissenschaftlichen Segen. Er verfasste eine vielzitierte Schrift über das eisenhaltige Heilwasser der Birresborner Lindenquelle und leitete 1748 die Einfassung des dortigen Brunnens. Neben dem Birresborner Sauerbrunnen beschrieb er die Quellen in Bad Bertrich. Seinen Plan, alle Eifler Mineralquellen zu dokumentieren, konnte er nicht verwirklichen. Ausführlich äußerte sich Cohausen über gesunde Ernährungsweise in seiner nur in Latein vorliegenden Schrift „Dissertatio Commentatoria Physico-Medica“ (Frankfurt a. M. 1751), in der er sich sehr positiv zum kirchlich gebotenen Fasten äußerte. Mit staunenswerter Gelehrsamkeit, unter Zitierung zahlreicher Autoren vom Altertum bis zu seiner Zeit, plädierte Cohausen für eine sehr maßvolle Ernährung und sprach dem Fasten höchst heilsame Wirkungen auf Körper und Geist zu. Heutige Erkenntnisse, wonach eine kalorienarme Ernährung zu besserer Gesundheit und längerem Leben führen kann, hätten bei Cohausen weder Widerspruch noch Verwunderung ausgelöst. Gleichzeitig wandte er sich gegen große Abwechslung bei den Speisen und hielt Nahrungsvielfalt für eine Quelle vieler Krankheiten. Eine andere Publikation Cohausens befasste sich mit der „schmerzhaften und berühmten Podagra“ (Gicht), die er nicht zuletzt bei seinen hochgestellten Patienten antraf. Darüber hinaus gab er Schriften seines Onkels Johann Heinrich Cohausen heraus, der ihm zeitlebens Vorbild blieb. Salentin Cohausen war seit 1741 Mitglied der geschichtsträchtigen Gelehrtengesellschaft Academia Naturae Curiosorum (Leopoldina).

Wie Salentin Cohausen nicht das erste namhafte Mitglied der Cohausen-Familie war, so auch nicht das letzte. Zu seinen Nachkommen zählten der Landrat Salentin von Cohausen (1782 – 1864) und dessen Sohn, der Ehrenbreitstein-Erbauer und Archäologe Karl August von Cohausen (1812 – 1896); andere Nachfahren heirateten in den französischen Adel (de Beauharnais) ein. Der kurfürstliche Geheimrat Dr. Salentin Cohausen starb am 2. Mai 1779 im Alter von 75 Jahren.

Verfasser: Gregor Brand

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