Walter Ophey – Maler und Grafiker aus Eupen

Walter Ophey

Walter Ophey, einer der großen rheinischen Künstler des frühen 20. Jahrhunderts, kam am 25. März 1882 in Eupen zur Welt. Sein Vater Emil (1842-1888), der einst die Höhere Stadtschule in Eupen nach der Tertia verlassen hatte und schließlich Buchhalter geworden war, starb, als der Junge erst sechs war, die Mutter Louise Haeber (1853-1916) verdiente danach als Lehrerin den Unterhalt für ihre drei Kinder.

Sohn Walter interessierte sich für Schulunterricht nur wenig: „Schlechter Schüler war ich. Maler wollte ich werden, so lange ich mich zu erinnern weiß.“ Nachdem er an einer Privatschule die Mittlere Reife geschafft hatte, durfte er sich als 17-Jähriger in Aachen im künstlerischen Bereich umsehen. Er besuchte unter anderem Kurse an der TH Aachen und erhielt Mal- und Zeichenunterricht beim Aachener Malerprofessor Franz Reiff. Mit 20 Jahren begann Ophey sein Kunststudium an der berühmten Düsseldorfer Kunstakademie, die auch für ihn zu einer wichtigen Lebensstation wurde, da er in Düsseldorf nicht nur seine künstlerischen Fertigkeiten wesentlich erweiterte, sondern auch mit Künstlern und Kennern der lebendigen rheinischen Kunstszene in persönlichen Kontakt kam.

Beruflich bedeutsam wurde die Verbindung zu dem deutschbaltischen Landschaftsmaler Eugen Dücker, dessen Meisterschüler Ophey wurde. Privat fand Ophey ebenfalls sein Glück am Rhein: Er lernte die Düsseldorfer Handarbeits- und Turnlehrerin Bernhardine „Dotty“ Bornemann kennen. Das von Ophey um 1906/1907 gemalte schöne Porträt dieser „hübschen Brünetten“ (Birgit Kölgen) zählt zu den bekanntesten Werken aus seiner Frühzeit; zehn Jahre später, 1917, heirateten die Beiden. Ophey war schon früh recht erfolgreich.

Für sein Bild einer Nachtlandschaft mit dem in seiner Eupener Heimat gelegenen Wasserschloss Libermé (Bildtitel: „An Schubert“) erhielt er 1907 einen mit 1000 Mark – damals ein hoher Betrag – dotierten Preis; zudem konnte er das Bild für 400 Mark verkaufen. Solche Erfolge ermöglichten Ophey längere Reisen ins Ausland – etwa nach Paris, in die Schweiz oder Italien. 1910 hielt er sich überglücklich drei Monate lang im süditalienischen Fischerdorf Positano auf, einem unter Künstlern und Schriftstellern beliebten Ort. Nach seiner Rückkehr spiegelten viele Werke die im Süden gewonnenen Eindrücke. Oft sind sie erfüllt von komplexer und origineller Farbigkeit, was ganz dem Naturell des farbbegeisterten Ophey entsprach. Oft arbeitete der vielseitige Ophey mit Pastellkreide, die von ihm zur Darstellung von Konturen und Umrissen verwendet wurde – eine Besonderheit dieses Künstlers, da ansonsten Pastellkreiden meist nur für malerische Effekte verwendet wurden.

In den Jahren vor dem ersten Weltkrieg war Ophey in der rheinischen Kunstszene bereits eine bekannte Persönlichkeit, deren Werk auch andere Künstler inspirierte. Zu diesen zählte etwa – wie Angela Zieger jüngst in ihrer Dissertation (2019) nachwies – der Maler und Grafiker F. H. Ernst Schneidler, einer der herausragenden Schriftdesigner und Kalligraphen des 20. Jahrhunderts. Schneidler gehörte zu jenen Künstlern wie August Macke oder Max Ernst, die sich 1912 mit Walter Ophey zur Gruppe der „Rheinischen Expressionisten“ zusammenschlossen. Opheys Kunst ist allerdings keinesfalls nur unter Schlagwort „Expressionismus“ zu fassen.

Als bewusster Stilpluralist wollte der Westeifler sich künstlerisch nicht festlegen lassen und schon gar nicht für den Publikumsgeschmack malen. 1914 wurde Ophey von der Politik eingeholt: „Da fiel wie ein Kladderadatsch der große Krieg in mein glückliches Malerleben“. Eine lebensgefährliche Lungenentzündung ersparte ihm 1915 den Fronteinsatz. Kurz nach Kriegsende wurde 1919 unter maßgeblicher Mitwirkung von Ophey die Künstlervereinigung „Das Junge Rheinland“ gegründet. 1923 spaltete sich von dieser Vereinigung die sogenannte „Rheingruppe“ ab, zu deren Mitgliedern prominente Maler wie Otto Dix und eben Walter Ophey gehörten, aber auch aufstrebende Hochbegabungen wie der spätere Bildhauer Arno Breker.

Als sich die Rheingruppe 1928 zusammen mit anderen Vereinigungen zur Künstlervertretung „Rheinische Sezession“ zusammenschloss, gehörte Vorstands- und Jurymitglied Ophey längst zu den führenden Repräsentanten der rheinischen Künstlerszene. Bei der denkwürdigen Großausstellung „Europäische Kunst der Gegenwart“ war er mit mehreren Ölgemälden vertreten. Ophey blieb auch in den 1920er Jahren ein reisefreudiger Mensch, den es mehrfach wieder nach Italien zog. Aber seit dem Tod seines Sohnes Ulrich, der 1924 dreijährig einer Gehirnhautentzündung erlag, war sein Leben verfinstert und er selbst oft über lange Zeiträume zutiefst deprimiert. Hinzu kamen körperliche Beschwerden; Asthma und Herzprobleme setzten dem weiterhin produktiven Künstler zu; Heil- und Kuraufenthalte halfen kaum. Walter Ophey starb 47-jährig am 11. Januar 1930 in Düsseldorf.

Die größte Sammlung von Werken Opheys befindet sich im Düsseldorfer Museum Kunstpalast. Sie besteht aus 170 Gemälden und rund 3000 Arbeiten auf Papier. Das Museum präsentierte 2018 eine bundesweit beachtete Überblicksschau über Opheys Schaffen unter dem Titel „Farbe bekennen!“. Bereits 1991 hatte der Kunsthistoriker Stefan Kraus mit seiner reich illustrierten Dissertation über Ophey das öfters gebrauchte Wort vom „vergessenen Maler“ widerlegt.

Verfasser: Gregor Brand

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