Leserbrief: A.R.T. vom Fehlgriff zum Fehlwurf – Restmüllentsorgung nun teils kostenlos?

Nach einem klassischen Fehlgriff beim Systemwechsel hat der A.R.T. sich nun einen neuerlichen Fauxpas geleistet, den von ihm so benannten „Fehlwurf“. Das könnte ganz schnell zu einem Boomerang werden. Nach A.R.T. Definition ist damit eine fehlerhafte Befüllung der Restmülltonne mit Biomüll gemeint. Bis dahin sind diese Fehlwürfe für das System Monzel noch nicht gravierend, wahrscheinlich sogar gewollt, da für die Verbrennungsanlage sowieso mindestens 30 Prozent Biomüll benötigt werden. Zum Problem könnte es jedoch werden, sollte es in die andere Richtung gehen, von den kleinen überfüllten 80 Liter Restmülltonnen in die dann bereit gestellten Bio- Sammelcontainer. Der Verbraucher bräuchte dabei noch nicht einmal ein schlechtes Umweltgewissen haben, kommt doch eh alles zusammen in die Verbrennung. Dazu spart man sich noch 10 Euro für eine zusätzliche Leerung von vielleicht nur wenigen Kilo Restmüll.

Bezeichnen wir das Ganze einfach mal als „Fehlwurf System“. Dabei steht die angestrebte Müllvermeidung plötzlich nicht mehr im Vordergrund. Man zahlt eine Grundgebühr. Das ist der Preis für die 80 Liter Restmülltonne, danach wird es dann sportlich, je mehr Fehlwürfe, je mehr man spart. Größere Müllbehältnisse benötigt dieses System daher nicht unbedingt. Aber anders als beim Basketball werden hier diese sogenannten Fehlwürfe als Wirkungstreffer gewertet werden müssen. Jeder dieser Fehlwürfe führt dieses Abfallsystem nämlich ad absurdum. Vielleicht werden ja noch Regeln vom A.R.T. eingeführt. Schiedsrichter inklusive gelber und roter Karte, Fehlwurf-Verbote mit Strafandrohung, kostenlose Hotline zur Meldung von Fehlwerfenden, Videoüberwachung etc., es gibt hier sicher noch viele Lösungsansätze mehr. Wenn der Geist erst einmal aus der Flasche ist…
Es bleibt auf jeden Fall spannend.

Jahrzehnte lang geübte Mülltrennung ade. War alles für die Katz. Das Gute daran, neben dem Spareffekt, ist die Tatsache, dass unsere schon vom Borkenkäfer heimgesuchten Wälder und die Gülle überdüngten Wiesen und Felder so vor einer weiteren Belastung durch Vermüllung geschützt werden können, und Bauhöfe hätten auch keine zusätzlichen Lasten zu tragen. Beim A.R.T wird man wohl alles andere als glücklich über dieses mögliche Szenario sein, sollte es denn real werden. Man darf gespannt sein, wann die Schmerzgrenze erreicht ist. Warum eigentlich eine teure kompostierbare Biomülltüte? Sie wird ja mit wertvoller Biomasse verbrannt, vernichtet anstatt kompostiert. Genau wie die nicht benötigte, aber in Auftrag gegebene Studie beim Witzenhausen Institut, die ersten vier Buchstaben des Instituts lassen da schon tief blicken, zahlt der Verbraucher ja auch brav diese überteuerte kompostierbare Biotüte mit seinen Gebühren. Welches Gesicht würde „Klimagretel“ wohl zum nicht CO2-neutralem Verbrennen dieser wertvollen Biomasse ziehen?

Das braune „Monzel-Eimerchen“ hingegen könnte eventuell noch eine weitere „tragende“ Rolle spielen. Zu Einkäufen von losem, unverpacktem Obst, Gemüse, oder Kartoffeln könnte es doch noch einen sinnvollen Zweck erfüllen, und so aktiv zur Müllvermeidung beitragen und es würde dann zumindest die (noch) nicht vorhandene Gelbe Wertstofftonne entlasten. Diese wiederum könnte kostengünstig bereitgestellt werden indem man die 240 Liter Restmülltonne nicht schreddert, sondern ihr nur einen gelben Deckel verpasst. Das wäre eine sehr preiswerte, umweltverträgliche und zukunftweisende Lösung. Vorbei wären dann auch die stellenweise filmreifen „Vom Winde verweht“-Szenen, die den Plastikmüll aus den von Nagern und Füchsen aufgerissenen Gelben Säcken durch unsere Straßen, Gärten und über die Wiesen treibt. Die allerbeste Lösung hingegen wäre es jedoch vielleicht ein paar wenige Euros aus der Portokasse in Sargträger zu investieren, um damit diesen Schwachsinn würdevoll zu verabschieden, für immer und ewig.

Zu allem Übel gibt der Landrat auch noch indirekt den Bürger und Bürgerrinnen die Schuld an dieser Misere indem er sagt, man hätte ja die Mandatsträger demokratisch gewählt die das verbockt haben. Ja Herr Landrat, es ist aber hier wohl unstrittig nicht im Sinne dieser angesprochenen Bürger und Bürgerrinnen gehandelt worden. Das wäre aber moralisch wohl eher verpflichtend gewesen, da es restlos alle Genannten abstraft. Der Fraktionsvorsitzende der Kreis CDU verhält sich da ähnlich. Er antwortete auf die Frage nach Berücksichtigung des Wählerwillens im Vorfeld des Entscheidungsverfahren, das man nicht an dieses gebunden sei. Ja Herr Schnieder, auch hier mag das zwar rechtlich korrekt sein. Eine wie auch immer geartete, weltfremde Entscheidung zu Gunsten Dritter (A.R.T) zu fällen ist aber allemal schlechter als eine zu Ungunsten aller Wähler/Bürger. Bei dieser Entscheidung wäre durchaus die stets gern von Politikern bemühte Bürgernähe angebracht gewesen. Alles andere führt hier zu Unmut und Bürgerverdruss. Den gibt es ja nun mehr als genug. Und das zu Recht. Respektierter Wählerwille wird vermutlich eher Bürger und Bürgerinnen nochmals an eine Wahlurne locken können als diesen zu missachten. Die Politiker sollten bitte einmal darüber nachdenken.

Lieber Landrat, lieber Kreistag, es mutet doch mehr als seltsam an, dass in all den Jahren zusammen mit Spezialisten nichts anderes entwickelt werden konnte als dieser kostenträchtige überall nur Verwirrung stiftende Systemwechsel, weg von einem bis dato auch überall in der BRD funktionierendem Abholsystem. Da hätte man sicherlich mehr erwarten dürfen. Vielleicht sollte man auch einfach einen „Brexit“ wagen und sich der NRW Eifel anschließen. Dort kann man nämlich Müllentsorgung. Der gelbe Deckel übrigens könnte eine neue Herausforderung für die Müllspezialisten, den Landrat und den Kreistag sein. Aber bitte dieses Mal nichts überstürzen – lasst Euch ruhig doch etwas mehr Zeit. Und zum Schluss sei die Frage erlaubt, warum in diesem Fall eigentlich die Verbraucher nicht mal die Müllabfuhr bestreiken, umgekehrt ist das ja schon mal ein probates Mittel um auf Missstände hinzuweisen. Was spricht eigentlich dagegen? Vielleicht, dass uns ein Gen ähnlich dem der Franzosen fehlt?

Karl Hüppeler, Esch

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