Eine Steilvorlage zum Kirchenaustritt

Mit Empörung und Zornesröte im Gesicht habe ich die Verlautbarung unseres Bischofs Dr. Stephan Ackermann „Zahlung von Entschädigungsleistungen für Missbrauchsopfer aus der Kirchensteuer“ zur Kenntnis genommen. Diese Aussage wurde am 11.11.2019 von der Pressesprecherin des Bistums Trier relativiert. Wie dem auch sei, ob als Fakt oder in relativierter Form, Kirchensteuer für Entschädigungsleistungen heranzuziehen hat, so die Leserbriefe in den Medien, die Gemüter der Kirchensteuerzahler/innen emotional hochgekocht.

Als Ehrenbürger meiner Heimatgemeinde Bausendorf stelle ich mit meiner Erfahrung, mit meinem Engagement im kommunalen und im kirchlichen Bereich und auch im örtlichen Vereinsleben fest, dass ein solches Vorgehen in der Öffentlichkeit die Wellen der Entrüstung und Empörung hochschlagen lässt, für mich eine Steilvorlage zum Austritt aus der Kirche.

Neben der Kirche als Institution mit absolutistischen Machtstrukturen ist Kirche aber in erster Linie als Volk Gottes, als Glaubensbekenntnis, als Gemeinschaft derer, die von Jesus Christus ausgerufen wurden zu verstehen. Sie gibt aus dieser Betrachtungsweise vielen Halt, Heimat aber auch Zuversicht in schwierigen, oft ausweglosen Lebenssituationen.

Ich stelle fest, dass jeder Missbrauchsfall einer zu viel ist und die Folgen bei den Opfern unermessliches Leid hervorgerufen haben. Die angekündigten Entschädigungsleistungen sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Täter, in der Regel Priester, haben aus niederen und verwerflichen Beweggründen Schutzbefohlene eiskalt missbraucht und ihnen so unsägliches Leid mit bleibenden Schäden zu gefügt. Auch die Vertuschung im Rahmen der Kirchenhierarchie ist unentschuldbar. Zunächst sind die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Sie waren in der Regel Beamte mit Pensions- bzw. Versorgungsanspruch. Sie sind fristlos zu kündigen, wovon ich einmal ausgehe, dass dies geschehen ist. Sollte es Ansprüche gegeben haben bzw. noch geben, dann sind diese bis auf den letzten müden Euro für die Entschädigung der Opfer einzusetzen. Wenn dem nicht so ist, dann sind die Institutionen, für die sie tätig waren, zur Rechenschaft zu ziehen, dann aber bitteschön über den Wirtschaftsbetrieb dieser Einrichtungen und nicht über die Kirchensteuer.

Es scheint, dass die Kirche die Zeichen der Zeit immer noch nicht erkannt hat, stur in ihren absolutistischen Strukturen verharrt und als Institution immer mehr der Bedeutungslosigkeit entgegen taumelt.

Das Schiff „Kirche“ droht zu sinken. Dies sollte auch vom Oberhaupt der katholischen Kirche im Bistum Trier, Bischof Ackermann, und dem dazugehörigen Stab von Mitarbeitern/innen erkannt werden. Ballast und Gepäck mit nicht nachvollziehbaren Entscheidungen müssen dringend über Bord, um das Schiff wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bekommen. Nur so kann es weiterhin gemäß dem eigentlichen Auftrag auf Kurs bleibt.

Ossi Steinmetz, Bausendorf

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