Früher war alles besser

Angefangen mit den Straßenverhältnissen, die stellenweise doch recht katastrophal sind. Die fehlenden Straßenmarkierungen machen mir manchmal schon sehr zu schaffen. Bei Dunkelheit soll man sich ja an den weiß gemalten Seitenstreifen orientieren, das geht ja noch obwohl dieselben streckenweise ganz fehlen. Doch bei Nebel ist es oft ein Glücksspiel. Aber vielleicht brauche ich ja nur eine Brille um die Markierungen besser sehen zu können. Dann kriegen die Optiker aber Hochkonjunktur, weil viele Menschen außer mir auch eine Brille bräuchten, da auch sie keine Seitenstreifen ausmachen können. Außerdem fehlt sehr oft eine Mittellinie. Autofahrer, welche mir entgegen kommen, sind mir für meine Verhältnisse doch sehr nah, da viele von ihnen kein gutes Augenmaß zu haben scheinen und einfach über die Fahrbahnmitte auf die Gegenfahrbahn fahren. Vom Erzählen weiß ich, es geht mir nicht alleine so. Autofahrer haben sich schon ihren Seitenspiegel auf der Beifahrerseite abgefahren weil sie dem entgegenkommenden Straßenverkehr ausweichen mussten um einen Zusammenstoß zu verhindern.

Was mich noch wahnsinnig macht ist der ganze Müll am Straßenrand. Früher gab es die Fastfood-Ketten nicht und der Müll hielt sich in Grenzen.  Es gab Straßenarbeiter, die, wenn Müll in den Straßengräben gelegen hat, denselben eingesammelt und entsorgt haben. Ich möchte bitte nicht falsch verstanden werden, denn auch hier wird am falschen Ende gespart, nämlich an den Straßenarbeitern. Früher waren sie in Gruppen von drei, vier Mann vor Ort, wo heute einer auf seiner Strecke alleine unterwegs ist. Es ist erschreckend wie gleichgültig manche Menschen der Natur gegenüber geworden sind. Zack! Fenster auf! Müll raus! Nach mir die Sintflut! War das früher auch schon so? Ich meine nicht.

Die Arbeitszeiten heute finde ich auch nicht so prickelnd, jedenfalls nicht im Lebensmittelbereich. Vor vierzig Jahren hab ich meine Lehre im Lebensmitteleinzelhandel in einem Feinkostgeschäft in Wittlich begonnen, das waren noch Zeiten, schöne Zeiten. Arbeitsbeginn war um acht Uhr, um halb sieben war das Geschäft zu, da konnte man wirklich noch mit dem Bus nach Hause fahren. Samstagmittag um ein Uhr war Feierabend, nicht wie heute stellenweise 22:00 Uhr. Das gab es früher  nirgendwo. Das können sich die jungen Leute von heute gar nicht mehr vorstellen. Als ich dann Anfang der 1980er Jahre vom kleinen Lebensmittelgeschäft in ein größeres Geschäft gewechselt bin und die Anfänge vom Discounter in Wittlich mitbekommen habe, muss ich sagen, dass sich vieles verändert hat. Zu der Zeit hat es angefangen, dass am Personal eingespart wurde und an den Arbeitsstunden von jedem einzelnen. Wer nicht mit den Stunden runter gehen wollte, der musste mit den „Konsequenzen“ rechnen. Immer mehr Arbeit mit immer weniger Mitarbeitern. Das war die Devise, die sich bis heute gehalten hat. Man könnte Bücher darüber schreiben aber es würde doch niemanden interessieren. Egal. Die Welt, die Menschen haben sich sehr verändert, obwohl man meinen müsste, vierzig Jahre sind keine lange Zeit aber so vieles ist anders geworden.

Roswitha Koch, Wittlich

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen