Götze Fußball – Spiegel der Nation

Das Ausscheiden Özils aus der Fußball-Nationalelf wird zu einem nationalen Drama hoch stilisiert – lächerlich! Wenn so viel Fußball in den Köpfen ist, ist für wirklich Wichtiges kaum noch Platz. Und wenn ein Staatsoberhaupt zwei Fußballspieler mit Migrationshintergrund, die dem Despoten Erdogan gerade ihre tiefe Ergebenheit bekundet hatten, in Extra-Audienz empfängt, ist nicht nur zu viel Fußball sondern auch zu viel ängstliche Befangenheit gegenüber fremden, herausfordernden Kulturen in Deutschen Köpfen. Wie wenn es eine nationale Schicksalsbotschaft wäre: „Özil rechnet mit dem DFB ab und verlässt die Nationalelf!“ Man habe ihn rassistisch drangsaliert, behauptet er – Grund genug für unsere Justizministerin, eilfertig verantwortungsvollen Umgang mit der Migration anzumahnen.

Es ist doch „mit Händen zu greifen“, dass der in Gelsenkirchen geborene Fußballmillionär Özil mental nicht integriert ist. Warum sonst verweigerte er beharrlich und mit trotziger, verstockter Miene das Mitsingen der Nationalhymne? Es liegt nahe, dass der DFB ihn massiv zum Mitsingen aufgefordert hat. Vermutlich war das für ihn schon Rassismus. Wenn einer nichts gegen unseren Staat hat, kann er ohne Skrupel unsere friedliche Hymne mitsingen, zumindest kann er seine Lippen zum Text bewegen. – Die Ergebenheitsbezeugung gegenüber Erdogan zeigt überdeutlich, wo Özil steht. Dass er nach diesem Eklat trotzdem nicht aus der Nationalelf rausflog, hat damit zu tun, dass Deutschland nach dem Holocaust nie wieder zum aufrechten Gang zurück gefunden hat. Ohne das Verbrechen „unter den Tisch zu kehren“ haben wir allen Grund, endlich unsere devote Haltung aufzugeben. – Wenn deutsche Bürger sich angeblich fremdenfeindlich verhalten, meinen sie in der Regel nicht den Fremden selbst, sondern seine unerträglichen Traditionen und insbesondere eine Religion, die sich den Rang einer obersten Weltordnung anmaßt.
Fußball ist die schönste Nebensache der Welt, und ein Fußballspiel auf hohem sportlichem Niveau ohne Fouls ist für zivilisierte Zuschauer ein Hochgenuss. Für viele Zeitgenossen sind aber gerade Fouls das „Salz in der Suppe.“ Wie ein Mensch den Fußball erlebt und reflektiert ist das Ergebnis seiner Bildung und Erziehung. Was in Stadien und um den Fußball herum abgeht, ist unzivilisiert und primitiv und führt direkt in die Abgründe unserer evolutionären Herkunft: Erich Kästner formulierte es so: „Einst haben die Kerls auf Bäumen gehockt, behaart und mit böser Visage usw.!“ F. Nietzsche meinte: „Der Mensch ist ein kluges Tier!“

Die, die so laut das Auseinanderklaffen der Schere zwischen Arm und Reich beschreien, stört offenbar nicht, dass viele Fußballstars mit Balltreten hundertmal mehr Geld verdienen, als z. B. eine hochqualifizierte Bundeskanzlerin und Diplom-Physikerin mit Doktorgrad, deren Sorgen und Arbeitsbelastung ich nicht ertragen möchte. – Muss Deutschland immer und überall gewinnen? Man mochte sich tot lachen, über die totale nationale Depression, als unsere Fußballmillionäre so früh bei der WM scheiterten. Über Nacht war das lächerliche Flaggenmeer von den Balkonen und Fahrzeugen verschwunden; an Trauerflore hatte man nicht gedacht. Unsere astronomisch bezahlten Helden spielten überholten, langweiligen Schachbrettfußball (wie eingeschlafene Füße) wogegen Mini-Nationen wie Kroatien und junge afrikanische Völker leidenschaftlichen, frischen, offensiven Fußball lieferten. Trotzdem werden Jogi und all die anderen fett bezahlten Funktionäre es sich weiterhin gut gehen lassen – im Sumpf des DFB. – Özil wird uns ganz bestimmt nicht fehlen!
Manfred Schmitz, Flußbach

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