Leserbrief: Das Chaos mit der Mülltüte

Am 21. Dezember 2019 wurde die Bio-Tonne im Vulkaneifelkreis zum letzten Mal geleert. Ab 01. Januar 2020 gilt die neue Regelung des Bring-Systems. Was passiert während der Zeit vom 21.12. bis 31.12. 2019 mit dem Bio-Müll?  Ich habe den Bio-Müll so wie auch bisher im Küchenabfalleimer gesammelt. Dazu aber bereits die Bio-Tüte reingestellt. Zwangsläufig fällt über die Weihnachtsfeiertage vermehrter Bio-Müll an, auch wegen zusätzlicher Personenzahl durch Besuch. Nachdem die Biotüte etwas mehr als zur Hälfte gefüllt war, entnahm ich die Tüte um sie dann in den Abfallbehälter der A.R.T. (passt nicht in die Halterung in der Küche) zu stellen und sie dann in den Keller zu bringen. Dann erlebte ich die erste böse Überraschung: Ich hatte die Tüte kaum aus dem Küchenbehälter herausgehoben, lag der gesamte Bio-Abfall auf dem Küchenboden. Dabei enthielt die Tüte nichts, was nicht hätte drin sein dürfen, nur Kartoffel- und Möhrenschalen, Teebeutel, Kaffeefilter und Speisereste. Die Tüte soll doch, so die Beschriftung auf der Tüte, aus 100% nassfestem Recyclingpapier hergestellt sein. Wasser hatte ich nicht in die Tüte gefüllt. Was jetzt tun? Den Müll wieder aufnehmen und dann, ja wohin damit? Jetzt aber zunächst in der Restmülltonne entsorgen und eine neue Tüte in den Abfalleimer einstellen. Dann nach etwa 50 % Füllinhalt wieder Entnahme und was passiert? Wieder die gleiche Prozedur. Der Tütenboden geht auf und der Müll liegt wieder in der Küche. Entsorgung wie beim ersten Mal.

Nun habe ich bis zum Bio-Müllcontainer 1,5 km einfache Entfernung. Es kann doch niemand zugemutet werden, mit der Biotüte in der Hand, die dann aber nicht bis zu Hälfte gefüllt sein darf, dorthin zu wandern. Aber selbst wenn ich mit dem Pkw hinfahre und zufällig in die Ortsmitte fahren muss, sind es immer noch 500 m zusätzliche Entfernung. Also
1 km Pkw-Fahrt zusätzlich. Ist das umweltfreundlich? Auch kann ich die Tüte ja nicht in den Pkw tun, ohne sie in einen Eimer zu stellen, um zu vermeiden, dass ich sonst den Müll aus dem Kofferraum sammeln muss. Kam ich zum Bio-Container so kurz nach Weihnachten, welch ein Chaos: Container überfüllt. Daneben haufenweise Tüten, deren Inhalt sich schon ausgebreitet hat und auch gefüllte blaue Plastiksäcke. Da meine 10 Tüten der Erstausstattung bald aufgebraucht waren, wollte ich mir am 02. Januar 2020 bei der Verbandsgemeindeverwaltung in Gerolstein neue Tüten besorgen. Auch wenn ich ohnehin nach Gerolstein gefahren bin, fiel eine zusätzliche Fahrstrecke von 2 km (Hin- und Rückfahrt zur Verbandsgemeindeverwaltung) an. Aber das nächste negative Erlebnis: Ich fand einen Karton im Eingangsbereich in dem ein Zettel lag: „Biotüten vorübergehend vergriffen. Wir bemühen uns um Nachlieferung“. Also wieder ohne Erfolg abfahren und es dann erneut versuchen, vielleicht mit, aber genauso auch ohne Erfolg möglich.

Neben den Aktionen im Vulkaneifelkreis zur Beibehaltung der Bio Tonne, wurden Stellungnahmen von Wissenschaftlern des Umweltbundesamtes (UBA) und des Bundesumweltministeriums (BMU) in der Presse veröffentlicht. Beide Institutionen lehnen das Bring-System gerade für die Bio-Müll-Entsorgung ab, weil der Müll täglich und haushaltsnah fortgeschafft werden muss. Nach Meinung des UBA und des BMU gibt es „kaum ein effizienteres und bürgerfreundlicheres System zur getrennten Sammlung von Bioabfällen als die Biotonne“. Warum hat sich der Vulkaneifel Kreistag vor seiner Entscheidung nicht den Rat dieser Fachleute eingeholt, bevor man ein jahrelang erprobtes und funktionierendes System aufgibt? Entgegen der Entscheidung des Vulkaneifelkreises zur Abschaffung der Biotonne bieten andere Kommunen ihren Bürgerinnen und Bürgern gerade die Biotonne an, so Ministerialrat Peter Ewens vom BMU.

Noch ist es ja möglich, die Entscheidung des Kreistages im Vulkaneifelkreis zu revidieren. Aber die Zeit drängt, zumindest für eine Entscheidung zur Vermeidung von zusätzlichen Kosten, denn die Abholung der alten Biotonnen wurde durch Landrat Thiel gestoppt. Am 20. Januar 2020 werden im Vulkaneifelkreis die Bio- und auch die Restabfalltonnen abgeholt. Für den Fall, dass eventuell doch die Vernunft siegt und die Biotonne auch künftig zur Entsorgung des Biomülls auch in unserem Kreis beibehalten bleibt, damit nicht wieder neue Tonnen angeliefert werden müssten? In jedem Fall wird das jetzige neue Bring-System im Vulkaneifelkreis weiter für Diskussionen sorgen, zumal damit keine Umweltentlastung, sondern eher das Gegenteil gegeben ist.

Karl Seidel, Birresborn

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen