Leserbrief – Ketzerische Gedanken zum Welternährungstag

Der Welternährungstag ist das falsche Signal in die falsche Richtung! – Dramatisches Artensterben, Klimawandel, atomare Verseuchung, immer knapper werdendes sauberes Trinkwasser, schmelzende Gletscher und Polkappen, öl-, plastik- und chemikalienverseuchte, leer gefischte Ozeane, Seen und Flüsse, abgeholzte Regenwälder, durch Jauche, Düngemittel und Pestizide vergiftete Böden und Grundwässer, quälerische Massentierhaltung unter Einsatz tausender Tonnen Antibiotika und resistente Monsterkeime in den Krankenhäusern. Eigentlich müssten wir vor Angst unablässig schreien und jeden Tag in Massen auf der Straße protestieren, statt beim Sägen am eigenen Ast, auf dem wir sitzen, mit zu machen.

Ist es nicht schizophrenen, sich um die Welternährung zu sorgen, statt die irrsinnige Vermehrung des Menschen zu begrenzen? – Rund 7.5 Milliarden sind wir schon, 2050 werden wir 9 Milliarden sein, und die reichen Industrieländer allein verbrauchen das Doppelte von dem, was die Erde verträgt. Ist es nicht pervers, am Amazonas Regenwälder abzuholzen, um Mais und Soja für das unersättliche Europa anzubauen oder zu dulden, dass Fischtrawler mit 60 km langen Schleppnetzen die Ozeane leer fischen und dabei Korallen am Meeresgrund in ungeheuerem Ausmaß für immer zerstören? – Welternährung geht nur auf Kosten der Erde. Die Wenigen, die den Wahnsinn begreifen und sich verzweifelt für die Schöpfung einsetzen, sind nicht mehrheitsfähig; sie werden sich gegen eine opportunistische Politklasse, religiöse Kleingeister, die Konsumgier einer hirnlosen Masse und die Profitgier derer, die sich daran bereichern, niemals durchsetzen.

Wir schwimmen in Nahrungsmitteln, essen viel zu viel davon und werfen sie weg, aber auf der Windschutzscheibe unserer Pkws schlagen seit mehreren Jahren so gut wie keine Insekten mehr ein. Gleichzeitig ist ein dramatischer Rückgang an Insekten fressenden Vögeln zu beobachten. Wissenschaftler, die behaupten, das sei eine Folge extremer Landnutzung und des exzessiven Einsatzes von Insektiziden, Nikotinoiden usw. in der industriellen Landwirtschaft, werden von der Agrar- und Chemielobby, die jeden Zusammenhang leugnet, ausgehebelt; ihre fetten Parteispenden sind offenbar gut angelegt. Und wer behauptet, dass nur noch eine Rückkehr zur ökologischen Landwirtschaft eine Wende bringen könne, wird mit dem Hinweis widerlegt, dass damit nicht ausreichend Nahrung für die Welternährung produziert werden könne – eine Wahnsinnsperspektive!

Was wird sein, wenn der Mensch stirbt, bevor die Insekten ganz aussterben? – Kein Problem: Insekten sind nützlich, wem nutzt der Mensch? Jeder Tag ohne ihn, den extremsten Parasiten der Erdgeschichte wäre ein Gewinn für diesen Planeten.

Manfred Schmitz, Flußbach    

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen