Leserbrief: Schließung der Geburtshilfestation im Maria-Hilf-Krankenhaus in Daun

Jetzt ist endlich das eingetreten, was viele Menschen – insbesondere werdende Eltern im Landkreis Vulkaneifel – bereits seit längerem befürchtet haben: die Geburtshilfestation des Maria-Hilf-Krankenhauses in Daun ist nun endlich dem Spardiktat zum Opfer gefallen. Nachdem es schon in Gerolstein, Prüm und Adenau keine Geburtsstationen mehr gibt, wurde die für einen großen Umkreis einzige noch zuständige Station nun auch geschlossen – weil ganze 170 Kinder zu wenig geboren wurden.

Hier zeigt sich wieder einmal die Kurzsichtigkeit der zuständigen Politiker sowie die Kaltblütigkeit der Krankenhausbetreiber: Die Gesundheitsversorgung in der Vulkaneifel wird einer bloßen Zahl geopfert, werdende Mütter werden zur Handelsware, Kinder zum Kostenfaktor degradiert. Und kaum einer traut sich, die ganze Geschichte einmal längerfristig zu betrachten: Groß ist allenthalben das Gejammer über die aussterbenden Dörfer und den demographischen Wandel. Überall beklagt man sich darüber, dass Dörfer zu Ferienhausanlagen verkommen und letztlich wie tote Museumsdörfer wirken. Aber anstatt dem durch attraktive Angebote entgegenzuwirken, indem man die Infrastruktur in der Eifel endlich verbessert, wird jungen Menschen erneut ein Anreiz genommen, in der Eifel zu bleiben und somit das Aussterben dieses Landstrichs zu verhindern. Welchen Grund sollen denn junge Menschen haben, sich hier niederzulassen, wenn der Nahverkehr große Teile der Dörfer ausspart, kleine und kleinste Schulen geschlossen werden und nun auch die Geburtshilfestation aufgelöst wird? Letzteres ist umso schmerzhafter wenn man bedenkt, dass bundesweit die Anzahl der freien und mobilen Hebammen immer weiter abnimmt – weil sie diesen Dienst aus Kostengründen (Stichwort: Versicherungen) nicht mehr anbieten können!

Man stelle sich nur die Situation einer hochschwangeren Frau in den Geburtswehen vor – soll sie zukünftig die Feuerwehr rufen, um per Rettungswagen oder – wenn’s besonders eilt – per Hubschrauber nach Wittlich, Bitburg, Trier oder Mayen gebracht zu werden? Ein ganz toller Start für Mutter und Kind!

Hier muss nun eine ganz klare Forderung in den Raum gestellt werden: Die Gesundheitsversorgung ist nun endlich von jedem Gewinnstreben zu entkoppeln. Wenn Kirchen und so genannte Wohlfahrtsverbände sich der Gewinnmaximierung verschreiben, bleibt der Mensch auf der Strecke. Abteilungsschließungen, besonders in solchen sensiblen Bereichen wie der Geburtshilfe, müssen unter allen Umständen ausgeschlossen werden. Wir sind ein reiches Land, wir können uns einen ständig wachsenden Bundestag, steigende Militärausgaben, Luxusprojekte wie Tiefbahnhöfe und Repräsentationsflughäfen leisten – und müssen wegen jährlich 200.000 Euro eine Geburtsstation schließen und die werdenden Mütter hochschwanger 50 und mehr Kilometer durch die Landschaft jagen? Es wird Zeit, dass sich die Bürgerinnen und Bürger endlich gegen diesen verantwortungslosen Sparwahnsinn wehren!

Martin Grüning, Kerpen

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