Leserbrief zur Bürgermeisterwahl in Gerolstein

Am 21. Oktober wird der neue Bürgermeister in der VG Gerolstein gewählt. Was darf die Bevölkerung von ihm beim Thema „Gesteinsabbau“ erwarten? Er wird sich schon kurzfristig sehr intensiv mit der im regionalen Raumordungsplan der Region Trier anstehenden Entscheidung zum zukünftigen  Gesteinsabbau in seiner neuen und größeren Verbandsgemeinde befassen müssen. In seiner Verbandsgemeinde mit 37 Ortsgemeinden sollen auch ab 2019 in mindestens 23 Gruben und Steinbrüchen Kalkgestein und Basalt, vor allem aber vulkanische Lockergesteine in großen Mengen weiter abgebaut werden können – wenn es nach einem aktuellen Vorschlag eines Fachbüros geht.

Damit ist die neue VG Gerolstein in ihrem zentralen Bereich um Hillesheim und Gerolstein nach der Anzahl der Tagebauflächen wohl bundesweit die am stärksten betroffene Teilregion, wenn man bei der Flächenbelastung vom Braunkohleabbau einmal absieht!

Bei dieser bundesweit einmaligen Herausforderung durch den Gesteinsabbau in einer Erholungslandschaft mit bundesweiter Bedeutung für das Landschaftsbild sind auch die Auswirkungen auf die anderen wichtigen Wirtschaftszweige zu beachten. Ob das bekannte „Mineralwasser aus der Vulkaneifel“ dann noch als „Mineralwasser aus der Grubeneifel“ erfolgreich vermarktet werden kann? Und die Touristiker umsonst davor gewarnt haben, dass mit dem exzessiven industriellen Gesteinsabbau der für den Eifeltourismus zentrale Begriff „Natur“ kippen kann?

Der neue Bürgermeister der VG Gerolstein ist neben dem Landrat sicherlich der am meisten betroffene und damit einer der wichtigsten Vertreter der Vulkaneifel in der Trierer Planungsgemeinschaft zu diesem Konfliktthema. Damit kann er entscheidenden Einfluss auf die regional/kommunalpolitischen Vorgaben im neuen Regionalplan als Grundlage für die Genehmigungspraxis nehmen. Er kann auch davon ausgehen, dass bei über 800 ha bereits genehmigten Flächen die „Versorgungssicherheit“ im Landkreis Vulkaneifel noch auf Jahrzehnte gewährleistet ist. Nach Unternehmerangaben beträgt der statistische Bedarf der VG-Bevölkerung weniger als 100.000 t jährlich. Gleichzeitig informiert einer der  Unternehmer im Internet, dass er jährlich 1.200.000 t produziert und mit 60 Fahrzeugen (zugelassen in Luxemburg und Euskirchen) bis nach Dessau und in die Schweiz liefert. Angeblich wird aber fast nur für die Region produziert!

Die Bevölkerung erwartet daher vom neuen Bürgermeister, dass er sich als Mitglied in der Planungsgemeinschaft für eine Reduzierung der vielen Tagebauflächen und Abbaumengen einsetzt und die Mehrheit von dieser Notwendigkeit überzeugt (in mindestens 6 Bereichen ruht der Abbau trotz Genehmigung seit längerem und 2 neu geplante Bereiche widersprechen den Resolutionen von VG und Kreistag gegen „neue Gruben“). Dabei wird ihm helfen, dass nach dem Fachbeitrag bei über der Hälfte der Gruben und Steinbrüche in der VG „ein Abbau mit geltendem Recht nicht vereinbar“ ist.

Nicht zuletzt aufgrund der in der Vergangenheit zu großzügig erteilten Abbaugenehmigungen mit Bestandskraft ist es ein schwieriges, aber auch anspruchsvolles Arbeitsfeld für den neuen Bürgermeister. Mit ihrer Wahl entscheiden die Wählerinnen und Wähler auch über die mittel- und längerfristige Zukunft für unsere Kinder- und Enkelgeneration.

Hartmut Schmidt, Daun

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