Leserbriefe: Matthias Pauly bald Stadtbürgermeister in Gerolstein?

In einem Interview mit den Trierischen Volksfreund vom 31.07.2010 hat Matthias Pauly, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Gerolstein, die Katze aus dem Sack gelassen. Was Kenner der Szene schon seit längerem ahnten (befürchteten?), ist nun offiziell heraus: Nach dem Rücktritt von Karl-Heinz Schwartz möchte Pauly das Amt des Stadtbürgermeisters übernehmen, falls sich kein Ehrenamtler mehr zur Kandidatur bereiterklärt. Im selben Interview bezichtigt Pauly die Gerolsteiner Gruppe der Bürgerunion Vulkaneifel des „Populismus“. Diesen Vorwurf begründet Pauly mit den Dienstaufsichtsbeschwerden, welche die BU  (bis 2009: Wählergruppe Möller) in den vergangenen Jahren u. a. gegen ihn eingereicht hat.

Zunächst zur Populismus-Keule: Der BU Gerolstein bzw. der Wählergruppe Möller „Populismus“ vorzuwerfen, ist schlicht absurd. Die BU Gerolstein/WG Möller informiert die Öffentlichkeit seit ihrem Bestehen ausführlich und sachlich über ihre kommunalpolitische Arbeit. Auf ihrer Webseite präsentiert sie den Bürgern ihre politischen Positionen und dokumentiert zudem ihre Arbeit in den Räten. Die Karikaturen, welche ebenfalls auf der Webseite veröffentlicht werden, mögen zwar bissig sein, treffen aber inhaltlich fast immer ins „Schwarze“ (rein zufälliges Wortspiel). Wenn Pauly und andere Kommunalpolitiker diese Karikaturen beklagen, dann zeigt dies, wie zutreffend sie sind. Getroffene Hunde bellen eben! Die CDU Gerolstein hält es nämlich seit 10 Jahren nicht für notwendig, die Bürger zu informieren. Die Webseite des Stadtverbandes wurde über Jahre nicht aktualisiert. Auf der Webseite des Gemeindeverbandes findet man auch nichts Substantielles. Eine Verbindung zum Bürger sucht die CDU anscheinend nur im Wahlkampf. Dass so beim Bürger der Eindruck von einer „Politik im Hinterzimmer“ entstehen muss, ist nicht verwunderlich. Ob Pauly mit dem Populismus-Vorwurf von den Problemen seiner eigenen Partei, welche in der Abstrafung bei der Kommunalwahl 2009 gipfelten, ablenken will?

Zum ersten Punkt: Im TV-Interview führt Pauly an, daß er „in Erwägung ziehe, mit [s]einer Familie [zu] sprechen, ob sie bereit wäre, eine mögliche Belastung als Stadtbürgermeister mitzutragen“. Dass diese Worte einem Lippenbekenntnis gleichkommen, merkt Pauly offenbar, denn er fügt „zur Klarstellung“ hinzu: „Das ist erst eine Option, wenn alle anderen Möglichkeiten [auf deutsch: die Suche nach einem Ehrenamtler; S.L.] nicht gegriffen haben.“  Als ich Paulys Worte las, musste ich spontan an eine Episode der SAT1-Satire „Hausmeister Krause“ denken: Der Präsident des Dackelclubs, Karl, soll auf einer Vorstandssitzung im Amt bestätigt werden. Karl, der den Club autoritär führt, ist insgeheim scharf auf eine Fortsetzung seiner Präsidentschaft, gibt sich aber bescheiden: „Erkläre mich bereit, die Bürde auch für weitere zwei Jahre auf mich zu nehmen.“ Danach wird er durch das Absingen eines Liedes „wiedergewählt“. Damit Herrn Pauly die Bürde eines zusätzlichen Amtes erspart bleibt, rufe ich alle politischen Gruppierungen in Gerolstein dazu auf, die Suche nach einem geeigneten ehrenamtlichen Kandidaten zu intensivieren.
 
S. Lorse, Gerolstein

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