„Müll-Soli“? Sind die Verbraucher der Vulkaneifel einmal mehr die Dummen?

Werden die Verbraucher der Vulkaneifel bei der Altlastenentsorgung der 60 Jahren alten A.R.T. Hausmülldeponie in Saarburg mit zur Ader gelassen? Innerhalb von zwei Jahren werden dort ab Dezember 500.000 Tonnen Material nach Mertesdorf umgesiedelt, dabei schlagen Kosten in Höhe von 18 Millionen Euro zu Buche. Gerade einmal vier Jahre in der von der Politik gewollten Zwangsehe, schon zahlendes Vollmitglied? War diese hässliche Kröte vielleicht die unliebsame Mitgift, eine Art „Müll-Soli“ für unsere notleidenden Brüder und Schwestern in den Mosel-Saar-Ruwer-Landkreisen? Zu Erinnerung: Der A.R.T. steigerte die Müllgebühren, auch bedingt durch starke Leistungseinschränkungen, von 0,25 Cent im Jahr 2016 auf dann 1,37 € das Kilo fürs Jahr 2020. Sind diese Altlastenentsorgungskosten die eigentliche Erklärung dieser unglaublichen 550 % Kostensteigerung, Abzocke? Oder tut man dem A.R.T., allen Gerüchten zum Trotz Unrecht und er hat möglicherweise einmal Weitsichtigkeit walten lassen, indem er dafür nur Rückstellungen auflösen muss? Weitsichtigkeit hätte man auch unserem Kreistag vor der Eheschließung mit dem A.R.T. gewünscht, immense, spätere Scheidungskosten hätte man sich da locker ersparen können.

Der ganze Systemwechsel, vom funktionierendem Abholsystem weg zum vorwärts in die Steinzeit, wurde dem Verbraucher ja nur unter dem Deckmantel der Müllvermeidung aufs nun blaue Auge gedrückt. Es sollte kostenverteilungsmäßig gerechter werden, aber fühlte sich jemand ungerecht behandelt? Ich glaube eher wohl nicht. Müllvermeidung ist ja grundsätzlich zu begrüßen, aber so viel Geld für so wenig Müll? Unabhängig davon ob der Aderlass nun stattfindet oder nicht, wäre es nicht an der Zeit die Vulkaneifel Verbraucher zu informieren wie sich generell die Gebührenerhöhung zusammensetzt, um das Ganze vielleicht sogar zu verstehen? Was soll auch das Gejammer um lediglich ca. 80.000 Euro für zusätzliche Windelsäcke? Im Verhältnis der Kosten insgesamt, sind das im großen A.R.T. Monopoly ja eher nur Peanuts, oder? Die müsste aber der Kreis zukünftig fürs aufrechterhalten der kostenlosen Säcke für Pflegebedürfte und Kleinkinder zusätzlich aufbringen, sollte er zugunsten dieser Klientel entscheiden. Diese „Notstandsregelung“ steht ja noch an. Kostet der Sack zurzeit 2,40 Euro soll der Preis künftig auf 9,42 Euro steigen – also entsprechend dem Preis für eine zusätzliche Leerung der Mülltonne. Für Familien die bisher 30 Säcke im Jahr kostenlos erhielten, wäre das eine zusätzliche Mehrbelastung von 282,60 €. Das ist wahrlich nicht zumutbar. Bisher war das ein Kostenaufwand von 20.000 €, daraus werden nun ca. 60.000 € mehr aus der Kreiskasse, auch mal eben satte 400 % Steigerung, und das zusätzlich zur Gebührenerhöhung, das ist ein weiterer Tiefschlag, und den Verbrauchern/Steuerzahlern eigentlich nicht mehr zu vermitteln.

Könnte man da keinen verminderten Regelsatz anwenden, oder käme das Konstrukt des „Wir dürfen keine Gewinne erzielen“ dabei arg ins Wanken? Gar hin zum „Jetzt haben wir auch noch Schulden“. Oh, tut das alles weh in Hirn und Portemonnaie. Diese Windelkosten sind nicht in der Gebührenerhöhung berücksichtigt worden, weil es ungerecht erschien alle damit zu belasten, so Landrat Thiel. Bei einer wohlmöglichen Beteiligung bei der Altlastenentsorgung fremder Landkreise aber wäre die Gebührenbelastung dann gerechter? Könnte man wenigstens den Windelmüll nicht mit dem Biomüll gegenfinanzieren, indem man ihn nicht verbrennt, sondern wirtschaftlich nutzt? Wenn man selbst schon nicht dazu in der Lage ist, ihn dann an Biogasanlagenbetreiber verkauft? Dann hätte der Doktor seinen ungeliebten Biomüll ganz von der Backe, plus ein ordentliches Zubrot, verwendbar als Rücklage, Gebührensenker oder als Weihnachtsgratifikation für die allzu arg gebeutelten Verbraucher. Erwähnenswert wäre noch das gleichermaßen schockierende, verstörende wie entlarvende Bild eines A.R.T. Sammelcontainers in der letzten Ausgabe der Eifelzeitung. Deshalb bitte nicht vergessen, die Sammelcontainer mit einem Überlaufmeldechip ausstatten, denn am Ende der Nahrungskette, Biotüte-Container, sind die Tierchen dann doch schon etwas größer. Wehret den Anfängen, Hameln lässt grüßen.

Karl Hüppeler, Esch

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