Patient „Krankenhaus“

Ich möchte mich bei den engagierten, kompetenten und freundlichen Gesundheits- und Krankenpflegerinnen/-pfleger und Arztinnen /Ärzten bedanken, die sich täglich um die Belange der Kranken kümmern und versuchen den hektischen Alltagsstress zu beherrschen. Hochachtung, was SIE leisten und leisten müssen, damit Kranke verarztet und versorgt werden – DANKE!

Das System Krankenhaus ist selbst erkrankt

Patientinnen liegen zu viert auf einem Drei-Bett-Zimmer. Natürlich rückt man in Notsituationen näher. Allerdings ist die Notsituation Grippewelle seit Jahren bekannt und ein immer wiederkehrendes Phänomen, aber trotzdem will man Betten sparen und sogar abbauen.

Zu viert im Zimmer – eigentlich kein Problem?

Der Rollator kann nicht mehr von den Patienten benutzt werden, da das vierte Bett den Gang zur Toilette so verengt, dass der Rollator nicht mehr durch passt.

Ältere Besucher finden kaum noch Platz neben ihren Angehörigen zu sitzen. Eine andere Patientin liegt auf Höhe des Toilettenstuhls, der gerade durch eine weitere Patientin benutzt werden muss. Die Würde des Menschen… Die Patientinnen oder ihre Angehörigen können nicht mehr an ihren Schrank, es sei denn, sie haben die Maße eines Models. Sicherlich noch das kleinste Übel.

Am Wochenende – alles kein Problem?

Ich meckerte im Krankenzimmer – ich weiß dies ist nicht ehrenhaft – über die Quantität der Versorgung am Wochenende. Eine Besucherin wollte mich direkt beruhigen und meinte, am Wochenende sind doch weniger Pflegerinnen/Pfleger auf der Station. Mein Entsetzten nahm zu. Die Anzahl der Patienten hatte am Wochenende aber nicht abgenommen – das Dreierzimmer war noch immer mit vier Betten und deren Patienten belegt.

Die Pflege der Patienten sollte doch gewährgeleistet sein? Wie?

Ich schaue in die übernächtigten Augen eines Arztes, der seit Stunden auf den Beinen ist und lebenswichtige Entscheidungen treffen muss. Krankenpflegerinnen/-pfleger sind überfordert, sie betreuen nach meinem Eindruck zu viele Patienten. Es fehlen Krankenpflegerinnen/-pfleger und Ärztinnen /Ärzte.

Wie kann es sonst sein, dass sich über 2 Stunden keiner um eine Frau kümmert, die in ihrem Rollstuhl eingenässt sitzt? Eine andere ältere Dame sitzt erkaltet und zitternd in ihrem Rollstuhl. Tür und Fenster waren auf. Der Tropf läuft seit mehreren Stunden bei einer anderen Patientin nicht mehr nach. Angehörige machen darauf aufmerksam und finden keine Hilfe im Schwesternzimmer. In einem Toilettenstuhl fehlt die Pfanne, eine andere ist übervoll. Patienten werden mit Windelhosen versorgt, damit – so scheint es – ein Problem vermindert wird. Ältere Patienten bekommen das Essen hingestellt und können das Fleisch nicht schneiden, da z. B. die von den Kanülen eingestochenen Handgelenke der Patientin schmerzen oder ihr schlicht die Kraft fehlt. Das Essen wird abgetragen. Die Patientin verweigert die Nahrung – lautet die „Diagnose“.

Sprudelflaschen müssen sich die Patienten auf dem Flur für 50 Cent holen. Senile oder gar demente und schwache Patienten können dies wohl eher nicht. Die Zunahme von Flüssigkeit ist aber enorm wichtig, oft hängt auch davon die Genesung ab! Eine andere Dame schmunzelte und meinte, „Heute esse ich zum ersten Mal ohne meine Zähne“ und ich schaute auf die Schweinmedaillons auf ihren Teller. Die in Cellophan gepackte Brotscheibe konnte eine ältere Dame nicht öffnen. Bei einem weiteren Besuch liegen auf dem Tisch, den die Patienten auch zum Essen nutzen, zwei abgelegte Abdeckplatten der Toilettenstühle. Hier sollten bessere hygienische Lösungen möglich sein. Einmal kurz in die Lage des Patienten versetzt… nachdenken, würde man dort selber liegen, vielleicht sich nicht wehren können, sich nicht äußern können,…

Hygiene wird/sollte doch großgeschrieben werden

Auch kann ich mir kaum vorstellen, dass das Aufstellen von Behältern mit Verbandsmaterial und Handschuhen auf dem Flur den Hygiene-vorschriften entspricht. Ich lasse mich aber gerne belehren.

Ob der Brandschutz, die in den Fluren stehenden Sprudel-kastenständer oder Rollregale für Handschuhe/Verbandsmaterial anmahnen würde? Werden die Auflagen an einen Fluchtweg so eingehalten? Mag sein, dass das Geschäft „Krankenhaus“ ein Minusgeschäft wäre, wenn man optimale Bedingungen schafft, aber was ist unsere Gesundheit/unsere Genesung dem Staat/der Gesellschaft eigentlich wert? Sollte man nicht vom patientengerechten Krankenhaus sprechen? Hoffentlich findet sich bald ein Rezept/eine Therapie für den Patienten „Krankenhaus“. Er befindet sich in einem höchst kritischen Zustand! Dies sind meine Anmerkungen aufgrund von Beobachtungen, die ich in zwei verschiedenen Krankenhäusern in der hiesigen Region über einen Zeitraum von mehreren Wochen machte.

Daria Heße, Manderscheid

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