Leserbrief: Politskandal? – A.R.T. Abzocke durch Kreistag legitimiert

Für Restabfall (240 Liter Tonne) monatlich mit Bioabfall (120 Liter Tonne) 14-tägig, werden im Landkreis Vulkaneifel insgesamt 174 Euro im Jahr 2019 berechnet und das im verbraucherfreundlichem Abholsystem. Das sind gerechnet pro Kilo dann gerundet 36 Cent für Rest- und Bioabfall. Ab Januar 2020 kostet dann bedingt durch den Systemwechsel nach Dr. Monzel die 80 Liter Tonne für Restabfall jährlich bei monatlicher Abholung 110 Euro. Das sind pro Kilo dann gerundet 1,37 Euro.

Die Biotonne wird ab dann durch einen verspäteten Aprilscherz in Form einer Biotüte nebst einem braunen Eimerchen ersetzt. Da hat der Verbraucher jetzt selbst für die Verbringung in noch aufzustellende Sammelbehälter zu sorgen. Deutschlandweit wohl einmalig diese Posse. Bedingt durch diese enorme Leistungskürzung ist das defacto eine Gebührenerhöhung um 380 %. Das ist nicht nur unverschämt, sondern skandalös. Da kann man getrost schon von einer riesigen Abzocke sprechen. Und das alles legitimiert durch die überwältigende Mehrheit (25 Stimmen) der von uns gewählten Bürgervertreter im Kreistag. Das ist eigentlich der noch größere Skandal.

Jeder vernünftige Kaufmann hätte sich zumindest ein weiteres Angebot eingeholt. Da darf man sich nicht nur darauf berufen, dass der A.R.T. vornehmlich nur kostenneutral arbeitet, was jedoch leider nichts nutzt wenn dort schlecht gewirtschaftet wird. Gerade weil es hier aber um Verbraucherinteressen geht, hätte hier die Wirtschaftlichkeit des Entsorgers bei der Auftragsvergabe unbedingt im Vordergrund stehen müssen. Das war wohl politisch nicht gewollt. Auch hier im Vulkaneifelkreis sollte, wie in anderen Eifelregionen anscheinend unbedingt die A.R.T. den Zuschlag erhalten. Aus der Reihe tanzen ist nicht erlaubt. Eigentlich unverständlich bei dieser Leistungseinschränkung/Gebührenerhöhung.

Aber man sieht einmal mehr was eine gute Lobbyarbeit alles bewirken kann – auch im Vulkaneifelkreis. Man könnte fast schon an Filzokratie denken. „Ausschließlich auf Beschluss des zuständigen Kreistages werden Gebühren festgesetzt“, das eine Aussage der A.R.T. Pressesprecherin Frau Kienholtz, die allerdings doch sehr verwundert und widersprüchlicher nicht sein kann. Stellt sich nur die Frage, wie Abgeordnete die womöglich keine Wirtschaftsprüfer sind, so komplexe, wirtschafliche Vorgänge derart gestalten können (festsetzen) das am Ende ein kostenneutrales Ergebnis dabei herauskommt. Mit diesem Wissen könnte der Kreistag dann ohne Probleme unsere fünf Wirtschaftsweisen ablösen. Vermutlich wird der Kreistag jedoch nur eine von der A.R.T. gefertigte Vorlage abgenickt haben. Auch nicht gut, aber wenigstens einfacher zu verstehen.

Auch der gerne die Bürgernähe suchende Landrat hält sich hier doch erstaunlicherweise sehr bedeckt. Gerade hier wäre er aber gefordert gewesen um für uns Bürger einzutreten. Das ist wieder einmal ein klassiches Beispiel dafür, wie weit sich die Politik vom Bürger/Wähler entfernt hat und damit die Politikverdrossenheit weiter befeuert wird. Als einzige Gegenwehr verbleibt dem Verbraucher nunmehr leider nur noch bei der nächsten Kreistagswahl dieses bürgerferne Verhalten unserer Kreistagsabgeordneten und des Landrats entsprechend zu honorieren. Aber man setzt wahrscheinlich auch hier auf altbewährtes, indem auf die Vergesslichkeit der Bürger/Wähler vertraut. Ich kann nur appellieren: diesmal nicht!

PS. Was waren das noch für Zeiten. Im Jahr 2012 gab es noch eine Gebührensenkung von 130 auf 121 Euro vom damaligen Entsorger. Danach blieben diese Preise dann bis 2016 stabil. Aus heutiger Sicht unvorstellbar. Erst als die A.R.T. dann übernahm wurden die Preise stetig angepasst. Nun schon drei Mal innerhalb von nur vier Jahren mit insgesamt dann fast 500 % Gebührenerhöhung in Anbetracht der erwähnten Leistungskürzungen. Zusammenfassend gab es in sechs der letzten 10 Jahre keine Gebührenerhöhung. In den nunmehr vier A.R.T.- Jahren derer schon drei. Und bitte daran denken 30 % Biomüll in die Restmülltonne packen, ansonsten stellt die Müllverbrennunganlage leider ihren Betrieb ein. Kein Scherz, das Teil benötigt als Futter mindestens 30 % Feuchtanteil zum Betrieb. Möglicherweise noch ein Grund mehr, uns die Biotonne zu nehmen. Wem die Lauferei mit dem Eimerchen zu lästig wird, alt oder krank ist, der schmeißt vielleicht dann halt den Kram einfach in die Restmülltonne sofern da noch etwas vom teuren Platz verblieben ist. Noch Fragen?

Karl Hüppeler

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