„Respekt the limit!“ – der neueste deutsche Schrei

Wie könnte ich etwas gegen die englische Sprache, die Sprache William Shakespeares und die Tatsache haben, dass Englisch die meistgesprochene Weltsprache ist? Aber ist unser Deutsch, die Sprache Immanuel Kants, Wolfgang von Goethes und Friedrich Schillers so armselig, so ausdrucksarm, dass sie nicht ohne Anglizismen auskäme? Und kann mir jemand einen plausiblen Grund dafür nennen, warum es – ganz abgesehen von der meist billigen Qualität der Inhalte – von früh bis spät in englischer Sprache aus dem Äther quakt, plärrt und keucht? Ich stelle mir vor, wie die Interpreten sich dabei Zunge, Hals und Gesicht verrenken und wie lächerlich sie aussehen. Nein, ich bin kein ewiggestriger, strammer Deutscher, habe sehr gerne Englisch gelernt und bin froh, wenn ich mich im Ausland damit verständigen kann, aber ich empfinde es als einen Mangel an Charakter und Autonomie, unreflektiert und unkritisch einem Massentrend (u.a. Harry Potter) nachzurennen. – Nogo, location, action, performance, deadline, womanizer, lean management, bachelor, master, fastfood sagen sie mit wichtiger Miene und gespitzten Lippen von jung bis mittelalt; die Umgangssprache ist gespickt mit unsinnigen Anglizismen. Es tut weh in den Ohren – es ist total „grazy“, gaga!

Nun ist der Schwachsinn auch auf der Ministerebene und in der Polizeiadministration angekommen. Glauben die im Ernst, man könne mit euphorischen Sprüchen etwas gegen die Verrohung der Gesellschaft, das Angreifen, Beleidigen und Bespucken von Polizisten, Rettungs- und Ordnungskräften tun? Abgesehen von der Hirnrissigkeit, einen öffentlichen Aufruf mitten in Deutschland in Englisch zu verfassen, ist „Respekt the limit!“ nichts als dilettantischer Aktionismus und wieder einmal der Beweis für den fehlenden politischen Willen, die Grundübel dieser Gesellschaft bei der Wurzel zu packen. Die Grundübel dieser Gesellschaft sind: Fehlende erziehungsfähige Elternhäuser, kranke Liberalität und Bildungsmangel. Jeder einfache, gesund denkende Bürger weiß, dass der Pöbel keine zivilisierte Sprache sondern nur harten Durchgriff und drakonische Strafen versteht. „Respekt the limit!“ wäre, wenn er deutschsprachig („Respektiere Grenzen!“) abgefasst wäre und wenn die Zielgruppe intellektuell damit zu erreichen wäre, ein guter Aufruf. Der verrohte Pöbel muss auf seiner Ebene abgeholt werden, über „Respekt the limit!“ wird er sich nur totlachen.

Manfred Schmitz, Flußbach

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