„Tod auf Raten…“

…droht nicht nur den Krankenhäusern in ländlichen Gebieten. In erster Linie sind die Patienten betroffen! Die Bertelsmann-Studie zum Thema Krankenhausstandorte kommt zu dem Ergebnis, dass viele kleinere und mittlere Krankenhäuser auch auf dem Land geschlossen werden sollen zugunsten einer Konzentration auf große Kliniken. Der Zeitverlust durch längere Transportwege auf dem Land wird nicht hinreichend berücksichtigt. Das bloße Überleben ist beim Herzinfarkt das einzige Kriterium.

Dabei weiß jeder Arzt (also auch die „Bertelsmann-Experten“), dass der Zeitfaktor für die Entstehung irreversibler Schäden am Herzen eine entscheidende Rolle spielt.

Es besteht die große Gefahr, dass nach langen Transportwegen der Patient zwar lebendig im Krankenhaus ankommt, den Rest seines Lebens aber mit einem Herzen mit erheblich verminderter Leistung verbringen muss. Dies wird im Laufe der Jahre weitere Schäden an anderen Organen zur Folge haben und führt schließlich zum „Tod auf Raten“. Diese Formulierung kann man auf dem Lande nicht nur für den medizinischen Bereich gelten lassen: Auch Bildung und Internet-Anbindung sind betroffen.

Auch mittlere Krankenhäuser geraten in einen Teufelskreis: Wenn die Einnahmen der Krankenhäuser und Zuwendungen der Kassen sinken, können weniger medizinische Spezialgeräte (z. B. Herzkatheter, Ultraschall-Geräte für die Endoskopie, ETC) angeschafft werden. Damit sinkt die Attraktivität des Arbeitsplatzes für besonders gut ausgebildete Ärzte. Diese sind für eine gute Qualität unverzichtbar. Unterstützende Maßnahmen auf der Grundlage einer objektiven Bedarfsplanung könnten Abhilfe schaffen.

Die Bertelsmann-Studie hat dies nicht im Sinn. Die Firmengruppe hat selbst ja auch nichts zu befürchten: Sie ist nur an großen Krankenhäusern, den Rhön-Kliniken, beteiligt. Hier droht nicht der „Tod auf Raten“. Im Gegenteil: Das Überleben ist auf jeden Fall gesichert!

Dr.med. Heinz-Josef Weis, Daun

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