Wessen „heilige Kuh“ ist die Welternährung?

Im Streit um die ökologische Landwirtschaft und die klare Kennzeichnung von Nahrungsmitteln tut sich was, aber der Weg dahin wird noch durch allzu starke Wegelagerer blockiert, und die haben das Argument „Welternährung“ auf ihrer Seite. Sie predigen Welternährung, meinen aber „Profit“. Die Agrarlobby ist derart stark, dass sie faktisch regiert und alles verhindert, was ihr nicht ins Konzept passt. Agrarlobby, das sind nicht allein die braven Landwirte, das sind in erster Linie die allmächtigen Nahrungsmittel- und Chemiekonzerne wie BASF, Nestle, Bayer und Monsanto,  die nicht nur die Landwirte über ihr Produktsystem versklaven, sondern auch Regierungen erpressen können, weil sie über große Potentiale an Arbeitsplätzen und Kapital verfügen. Ihre Parteispenden sind entsprechend üppig und sie üben über offene und dunkle Kanäle so viel Einfluss aus, dass sie auch unsere zweifellos ehrenhafte Landwirtschaftsministerin, jederzeit „absägen“ könnten, stellte die sich gegen ihre Interesssen.. – „ Eingeknickt“ sei Julia Klöckner vor der  Agrarlobby, weil diese wiederum die „Ampel-Kennzeichnung“ von Nahrungsmitteln verhindert habe, monierten die Verbraucherverbände – Welternährung habe Vorrang vor allen anderen Interessen, machte die Kanzlerin klar. Sie steht – vermutlich gegen ihre innere Überzeugung – auf der Seite der Lobby, nicht zu den 127 ehren- und gewissenhaften  Landwirten, die aktuell mit ihren Traktoren vor dem Brandenburger Tor verzweifelt für eine nachhaltige ökologische Landwirtschaft protestierten.

Dramatisches Artensterben, Klimawandel, atomare Verseuchung, immer knapper werdendes sauberes Trinkwasser, schmelzende Gletscher und Polkappen. Öl-, plastik- und chemikalienverseuchte, leer gefischte Ozeane, Raubbau an Regenwäldern, durch Dünger, Gülle und Schädlingsbekämpfungsmittel vergiftete Böden und Grundwässer, Massentierhaltung unter Einsatz tausender Tonnen Antibiotika (geliefert von BASF & Co.) und resistente Monsterkeime in den Krankenhäusern – alles im Dienste der Welternährung! – Wenn schon die Regierenden versagen, müssten sich die Religionen eindeutiger und lauter positionieren,  gegen ungeheuere Perversionen, wie Mais- und Sojalieferungen an das unersättliche Europa, auf Kosten der Regenwälder, gegen 60 km lange Schleppnetze, mit denen die Ozeane leer gefischt und Korallenbänke zerstört werden, gegen das unsägliche Leiden unserer Mitgeschöpfe in der Massentierhaltung! Es ginge (garantiert) ein gewaltiger Ruck durch Deutschland wenn auf jedem Protest-Traktor in Berlin ein Kardinal, Bischof oder Imam mitfahren und den Drahtziehern der Umweltzerstörung die rote Karte zeigen würde.

Kinder sind das Schönste und Edelste, was die Erde hervorbringt – sie leiden und hungern zu lassen, das schlimmste Verbrechen. Nicht minder verantwortungslos ist es, Kinder in vorprogrammiertes Elend in die Welt zu setzen und dazu noch ihre Lebensgrundlagen zu zerstören. Kern des Übels ist die Überbevölkerung der Erde; 7,5 Milliarden sind wir schon, 2050 werden wir 9 Milliarden sein. – Wäre es nicht eine wahrhaft religiöse Perspektive, eine zweifellos große, integre Persönlichkeit wie Papst Franziskus riefe an jedem Mittwoch auf dem Petersplatz zum weltweiten, aktiven Boykott gegen die Profiteure und Drahtzieher der Umweltzerstörung, gegen das Leiden unserer Mitgeschöpfe in der Massentierhaltung und gegen die wahnsinnige und sinnlose Vermehrung der Menschheit auf?

Manfred Schmitz, Flußbach

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