Einmal Nordsee und zurück – im Segelflug!

Spektakuläre Flüge in Segelflugliga-Runde 12

Mit dem Traumflugzeug ASH 25 EB28 bei einem Traumflug an der Nordseeküste bei Groningen mit Blick auf die Westfriesischen Inseln. (Fotos: Martin van der Mühlen)

Wershofen. Reichlich Flugerlebnisse hatte das vergangene Wochenende für die Piloten der Segelflugvereine im Kreis Ahrweiler zu bieten. Von der Schweizer Grenze aus in zwei Etappen bis zur Nordseeküste, in den östlichen Taunus und Richtung Westen weit nach Frankreich hinein reichten die Flüge der AW-Flieger, und das alles mit reiner Sonnenenergie! Dass dabei auch Rundenpunkte für die Segelflugliga mit abfielen, wurde da schon fast zur Nebensache. Für Marc Theisen und Martin van der Mühlen von der Segelfluggruppe (SFG) Wershofen ging mit einem Flug zur Nordseeküste und zurück ein Traum in Erfüllung.

In der Woche zuvor hatten die beiden zusammen mit ihrem Fliegerkameraden Frank Patt an der Euroglide teilgenommen – einem Luftrennen über 2000 Kilometer quer durch Europa. Dabei waren sie vom niederländischen Start- und Zielflugplatz Venlo aus bereits bis nach Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern und somit in Sichtweite der Ostsee geflogen. Dies war auch einer der vorgegebenen Eckpunkte, die zu erreichen waren. Die weiteren Ziele waren der tschechische Flugplatz Frýdlant nad Ostravicí unweit der Grenze zur Slowakei, sowie der Schwarzwaldflugplatz Hütten-Hotzenwald im deutsch-schweizer Grenzgebiet.

Mit dem Traumflugzeug ASH 25 EB28 bei einem Traumflug an der Nordseeküste bei Groningen mit Blick auf die Westfriesischen Inseln. (Fotos: Martin van der Mühlen)

Von dort kehrten sie am Samstag nach insgesamt fünf Tagen im Cockpit mit einem Flug über 582 Kilometer nach Venlo zurück. Obwohl der Wettbewerb damit beendet war, stiegen sie am nächsten Tag in Aachen-Merzbrück wieder in die enge Kabine der ASH 25 EB28 und steuerten von dort aus die Nordseeküste bei Groningen an. Dort hätten sie mangels Aufwinden auch beinahe landen müssen, aber ihnen gelangen der erneute Aufstieg und die Rückkehr in die Heimat. Nach der Landung am späten Abend in Aachen standen knapp 10 Stunden Flugzeit, 770 Kilometer und eine Ligageschwindigkeit von 84,53 km/h in der Tagesbilanz.

Nicht weniger interessant war Robin Ermens 873km-Flug einen Tag zuvor: er startete mit seinem Quintus M auf dem Wershofener Nachbarflugplatz Dahlemer Binz zunächst in Richtung Osten. Doch als am Rhein die Bedingungen merklich schlechter wurden, wendete er dort, um seinen Flug bei hervorragender Thermik quer durch die Eifel und den Süden Belgiens bis nach Frankreich fortzusetzen. Denselben Weg ging es dann retour, gefolgt von einem Abstecher ins Saarland und nach Aachen. Um 20.26 Uhr setzte der Quintus wieder auf der Asphaltpiste der Dahlemer Binz auf. Der erzielte Liga-Schnitt: 92,64 km/h. Aufgrund des Starts in NRW wird der Flug ebenso wie der Flug zur Nordsee nicht für die Landesliga Rheinland-Pfalz gewertet.

Hier haben die Wershofener Eifeladler nur einen Wertungsflug von Gerd Krautwig (DG-808C/18m) zu verzeichnen. Er absolvierte seine Strecke über 512 Kilometer in die belgischen Ardennen und ins Saarland mit einem Schnitt von 79,12 km/h. Als Einzelwerter kam er in der Landeswertung leider nur auf Rang 19, in der bundesweiten Quali-Liga allerdings gemeinsam mit seinen Vereinskameraden auf einen guten Platz 22. Jürgen Koch vom Luftsportverein (LVM) Bad Neuenahr-Ahrweiler absolvierte samstags mit seiner HpH 304SJ Shark einen beachtlichen 777 km-Flug, der ihn durch die Eifel, ins Saarland, in den östlichen Taunus, weiter in den Hunsrück und mit einem erneuten Schlenker zurück an die Ahr führte.

Die dabei erreichte Ligageschwindigkeit betrug 82,10 km/h. Etwas kürzer (556 km), aber dafür mit 92,4 km/h noch flotter unterwegs war sein Mannschaftskollege Thomas Marr (DG-600/18m) auf seinem Weg quer durch Westerwald, Hunsrück und Eifel. Ulrich Werner als dritter Starter des Kreisstadtclubs erreichte mit einem Standard Cirrus einen Liga-Schnitt von 60,13 km/h und trug somit seinen Teil zu Rundenplatz 8 für den LSV bei.In Bad Breisig starteten Stephen Parker und Jürgen Boest in der Stemme S10 für den Luftsportverein Mönchsheide (LVM).  Für sie wurde es eine 489 Kilometer lange Flüssetour an Rhein, Mosel und Saar, bevor sie schließlich entlang der Kyll in die Eifel flogen und dann fast noch grob dem Verlauf der Ahr bis zur Mündung folgten.

Mit einem Schnitt von knapp 80 km/h konnten sie ihren Flug auf der Mönchsheide abschließen. Knapp 10 km/h langsamer unterwegs war Alice Toups (Ventus 2), Werner Berens (DG-400) hatte mit 61,3 km/h nochmals 10 km/h weniger auf dem Tacho. Gemeinsam erreichten die Piloten des LVM den 10. Platz in der Landesliga. Viel weiter östlich, aber damit ohne Wertung für die rheinland-pfälzische Wertung, gelang Markus Geisen und Michael Pfennig vom brandenburgischen Lüsse im Süden Berlins, wo sie an der Qualifikationsmeisterschaft für die DM 2019 teilnehmen, mit 95,46 Stundenkilometern ein Flug, den man in der Heimat gut hätte brauchen können.

So verhalfen sie Club aber immerhin mit Rundenplatz 43 zu ein paar Punkten in der deutschen Quali-Liga. Dort spielen der LVM (Rang 77), der LSV (Rang 88) und die SFG (Rang 113) allerdings keine nennenswerte Rolle mehr. Anders sieht es hingegen in der rheinland-pfälzischen Landesliga aus: hier befinden sich die Kreisstädter zurzeit mit geringem Abstand zum Drittplatzierten auf dem vierten Platz. Die Rhein-Ahr-Flieger von der Mönchsheide belegen Rang 8, unmittelbar gefolgt von den Wershofener Eifeladlern. Angesichts solch unglaublicher Flugerlebnisse spielt die Platzierung aber irgendwie nur noch eine Nebenrolle.

 

 

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