Streuobstwiesenverein Eifel/Ahr e.V.: Eifel – Saarland und zurück

Adenau. Im letzten Jahr hatte der Streuobstwiesenverein seine Mitgliederexkursion in die Tiefen und Breiten der Braunkohleabbaugebiete zwischen Köln und Aachen unternommen. Jetzt ging es in das Land, in dem vor kurzem der Abbau der Steinkohle nach Jahrzehnten eingestellt worden ist: ins Saarland.

Winfried Sander, im Saarland aufgewachsen und zweiter Vorsitzender im noch jungen Verein, führte die kleine Gruppe an. Sie hatte als ersten Stopp den beeindruckenden Blick auf die Saarschleife, deren Entstehung ein in der Tiefe liegender und aus dem Hunsrück ins Saarland reichender extrem harter Quarzitblock ist, der die Saar zu dieser Schleife zwingt, wenn sie den an seinem Ende schräg in die Erdkruste abtauchenden Block letztlich umfließen muss.

Eine hervorragend von einem einheimischen Streuobstwiesenfachmann geführte Wanderung über die Gauhöhen des Saarlandes mit seinen vielen Obstwiesen, von denen dann unter anderem die Grundlagen für den Viez (gegorener Apfelsaft mit meist Anteilen von Birnensaft) geerntet werden, schloss sich an. Ein weiter Blick über das an dieser Stelle ländliche kleindörfliche Saarland war der Lohn, ehe der Weg der Weg nach Saarlouis über die Hütte des Saarwaldvereins bei Beckingen ging. Von dort aus gab es bei wunderschönem Wetter eine beeindruckende Aussicht über die Industriegebiete von Dillingen und Völklingen – der Teil des Saarlandes mit der höchsten Bevölkerungsdichte nach dem Ruhrgebiet unter den Flächenstaaten in der Bundesrepublik.

Saarlouis gilt mit seinen 36.000 Einwohnern als heimliche Hauptstadt, weil sie so lebendig ist, wie die Besucher aus der Eifel beim abendlichen Bummel durch die Gastronomie des Altstadtviertels trotz beginnenden Regens feststellen konnten.

Zuvor führte Sander am Nachmittag die Gruppe durch die Stadt, in der er 1970 sein Abitur feiern konnte. 1680 auf Geheiß vom absolutistischen (heute würde man in der Demokratie von „diktatorisch“ sprechen) Sonnenkönig Ludwig, dem XIV. von seinem Festungsbaumeister Vauban als Militär- und Verwaltungsanlage in der typischen Verteidigungsanordnung von spitz zulaufenden und verbundenen Dreiecken mit zusätzlichem tiefen (Wasser-)Graben angelegt, wurde diese markante aber einengende Mauer- und Festungsanlage Ende des 19. Jahrhunderts geschleift, das heißt: abgebrochen und zugeschüttet, damit sich die wachsende Stadt ausdehnen konnte.

Für die Besucher beeindruckend: der quadratische große Platz (100m X 100m) in der Mitte der Stadt, der damals als militärischer Parade- und Exerzierplatz diente und heute Mark- und Parkplatz darstellt – dadurch allerdings von seiner äußeren Ansicht her weniger bedeutungsvoll erscheint.

Der nächste Tag führte die Besucher aus der Eifel in eine der 36 Einrichtungen in der Bundesrepublik, die den Titel „Weltkulturerbe“ tragen dürfen: die Völklinger Hütte bzw. das, was davon nach Stilllegung der Hochofenanlagen und weiterer Produktionshallen erhalten worden ist. Auf eigene Faust konnte jeder das Gelände besichtigen und mit dem Aufzug zur Spitze des Hochofens fahren, eingeschlossen in den moderaten Eintrittspreis sind auch die Kunstausstellungen verschiedener Richtungen.

Der stärker werdende Regen ließ nach einem typisch saarländischen Mittagessen mit Lyoner (Fleischwurst mit Anteilen von Rindfleisch) und Bratkartoffeln nur eine kurze Wanderung auf dem Premiumwanderweg „Schluchtenweg“ des Jahres 2006 bei Losheim zu, eine letzte Rast danach in Losheim am See war dann dennoch verdient.

Ein Geheimnis konnte Sander auch lüften: MUF-Länder werden die Saarländer häufig etwas despektierlich genannt und viele Interpretationen ranken sich um dieses geheimnisvolle Wort. Die Lösung: Das Saargebiet (andere Grenzen als das heutige Saarland) wurde nach dem „Friedens-Vertrag“ von Versailles im Jahre 1919 französisch, und wer die Grenzen des damaligen Staatsgebildes überqueren wollte, brauchte eine so genannte „Militär-Übergangs-Fahrtkarte“. Die beiden Punkte auf dem „Ü“ waren nicht oder kaum sichtbar, daher MUF-Länder als Lesart der Menschen außerhalb des Saargebietes – der Saarländer selbst würde sich nie so bezeichnen!

 

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