Ehrenplakette in Gold für Rudolf Halffmann und Dr. Hans Friderichs

Wittlich. Zwei außergewöhnliche Persönlichkeiten wurden vergangene Woche mit der Ehrenplakette der Stadt Wittlich in Gold geehrt: Pfarrer Rudolf Halffmann (70) und Dr. Hans Friderichs (80). Diese höchste von der Stadt Wittlich zu vergebende Auszeichnung wurde vor 38 Jahren gestiftet und das letzte Mal vor 20 Jahren verliehen. So war es nicht verwunderlich, dass nicht nur fast lückenlos alle geladenen Ehrengäste dem Festakt in der Synagoge bewohnten. Eine Fülle von weiteren Bürgern folgte der gut 70minütigen Festveranstaltung von der Empore aus, bevor sich ein zwangloser Empfang mit Umtrunk und gereichten Häppchen anschloss.

Die Musikauswahl unterstrich den festlichen Rahmen und Ort der Feierstunde und spiegelte auch die nicht nur heiteren Momente in der Biographie der beiden Preisträger wider. So ging Pfarrer Rudolf Halffmann in seinen Dankesworten etwa auf sein nunmehr 19jähriges Wirken als katholischer Pfarrer in Wittlich ein. Dabei habe er Menschen von der Geburt und Taufe begleitet bis hin zu den Sterbenden und deren Angehörigen. Dr. Hans Friderichs sprach eine seiner eindrücklichsten Erinnerungen als Kind an: den Nachmittag des 9. November 1938, als er mit dem Vater auf dem Weg zum elterlichen Garten war und dabei zusehen musste, wie die Wittlicher Synagoge selbst und die ihr benachbarten Wohnhäuser Wittlicher Juden geschändet wurden.

Einleitend hatte Bürgermeister Joachim Rodenkirch die Ehrengäste aus dem gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Leben aus Nah und Fern in der Synagoge begrüßt. Er unterstrich dabei die Wichtigkeit solcher Ehrungen im öffentlichen Rahmen, um die Vorbildlichkeit der Personen zu unterstreichen und auch Danke zu sagen für die außergewöhnlichen Leistungen.
Rodenkirch stellte es als positiv heraus, dass Wittlich mit derartigen öffentlichen Ehrungen und Anerkennungen „sehr zurückhaltend“ umgegangen sei. „Wenn sie inflationär werden, verlieren sie an Wert“. Beide Preisträger verbindet neben ihren außerordentlichen Verdiensten für die Stadt und die Allgemeinheit, dass sie 2011 ihre 70. und 80. Geburtstage feiern konnten. Einstimmig sei der Stadtrat dem Vorschlag gefolgt, Rudolf Halffmann und Dr. Hans Friderichs diese hohe Auszeichnung zuzuerkennen. Den Besuchern dankte er für ihr Kommen, denn sie böten den heutigen festlichen Rahmen dazu.

Die Laudatio auf Pfarrer Rudolf Halffmann hielt Erster Beigeordneter Albert Klein. Mit einer Episode aus dem Wirken des Wittlicher Stadtpatrons Rochus charakterisierte Klein, dass Halffmann bei aller Frömmigkeit und Gottesverehrung nie die Bodenhaftung verloren habe. Sein Lebensmotto sei auch in der größten Glocke im Turm der St. Markuskirche eingraviert: „Wo die Liebe wohnt, da ist Gott zu Hause“. Immer bescheiden, habe Halffmann stets die Vorzüge seiner Mitmenschen in den Vordergrund gestellt. Die seit 1992 gehaltenen Sonntagspredigten hätten immer den Menschen persönlich angesprochen und gingen nicht über die Köpfe der Menschen hinweg. „Da war es kein Wunder, dass der 70. Geburtstag des Pastors am 30. Juli zu einem Volksfest wurde und ihm weit über 1000 Menschen jeden Alters gratulierten“. Ohne laute Klage habe Halffmann sich jeder Aufgabenerweiterung so gestellt, als hätte er nur eine kleine Dorfpfarrei mit nur wenigen Mitgliedern zu leiten. Ob er 1997 neben der Pfarrei St. Markus auch St. Bernhard übernahm oder seit 2007 auch zuständig wurde für die Stadtteile und auch für Flußbach. „Und nun auch noch Wengerohr, Platten und Altrich“.

Neben seinen katholischen Pfarrkindern war ihm laut Klein auch die gute Beziehung zu den evangelischen Christen besonders wichtig und die Einbindung der hier lebenden Muslime in die Aktivitäten der Pfarrgemeinde. Zu den „gemeißelten Spuren seines Wirkens“ zählen: das St. Markus-Haus und der Kindergarten mit einer viel beachteten Architektur schloss nicht nur eine hässliche Baulücke in der Karrstraße, sondern gleichermaßen eine Lücke bei der Versorgung von Kindern im Vorschulalter und im Wittlicher Veranstaltungsangebot. Daneben sei auch die Kindertagesstätte im Talweg bereits heute ein wegweisendes Bauwerk in Bezug auf die Kinderbetreuung, so Klein weiter. Die Stadt Wittlich könne sich glücklich schätzen, mit der Pfarrei St. Markus einen solch finanzkräftigen aber auch pädagogisch vorbildlichen Träger für diese Kindertagesstätten zu haben.

Das Wahrzeichen der Stadt, die 300 Jahre alte St. Markus-Kirche wurde unter Halffmann vorbildlich saniert, Dach, Turm und Mauerwerk für mindestens weitere 300 Jahre gesichert. Auch die ersten Fenster, die Georg Meistermann in Wittlich 1949 schuf, wurden restauriert und glänzen als „Wittlicher Juwelen“ im Chorraum der St. Markus-Kirche. „Wir sind stolz darauf, dass wir im Rahmen der Ausstellung 100 Jahre Georg Meistermann im Alten Rathaus die Original-Entwürfe dieser Fenster zeigen können und dies gleichzeitig dank Ihrer Zusammenarbeit auch im Chor der Kirche präsentieren können. Darüber hinaus sind wir nicht weniger stolz, dass die St. Markus-Kirche auch Kunstwerke unseres heimischen Künstlers Hans Scherl beherbergt. Ich weiß, dass Dank der Freundschaft zwischen Ihnen und dem Künstler manches seiner Werke während Ihrer Amtszeit seinen bleibenden Platz in kirchlichen Gebäuden gefunden hat…. – Eine Stadt, in der Menschen wie Sie wirken, kann beruhigt in die Zukunft sehen. Sie haben vorgelebt, was gegenseitiges Verständnis bedeutet und wie wir unsere Verpflichtung gegenüber anderen Menschen erfüllen können. Ein solches Leben hinterlässt Spuren“.

Die Laudatio auf Dr. Hans Friderichs hielt Bürgermeister Joachim Rodenkirch. Er stellte dabei unter anderem die Erdverbundenheit von Hans Friderichs, seine Erdung und seine Wurzeln zu seiner Heimatregion Eifel-Mosel im Allgemeinen und zu seiner Heimatstadt Wittlich im Speziellen heraus. Kabinettskollege, Freund und Bundesaußenminister a. D. Hans Dietrich Genscher beschreibt den gebürtigen Wittlicher im persönlichen Gespräch mit den Begriffen Ehrlichkeit, elegante Bescheidenheit, Loyalität, Diskretion, Zuverlässigkeit und Gradlinigkeit, ausgestattet mit dem unbedingten Willen, sich für die richtig empfundene Sache bedingungslos einzusetzen.

„Und genau das hat Hans Friderichs gegenüber seiner Heimatstadt trotz der räumlichen Distanz und der immensen Beanspruchung in den unterschiedlichsten Spitzenämtern in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft immer wieder bewiesen. Er hat seine Stadt Wittlich nie vergessen. Und wenn ich sage seine Stadt Wittlich, dann ist dies keine abstrakte Umschreibung, dann meint dies das Ziel, die Anliegen der Stadt weiterzubringen mit dem Anspruch, dem Gemeinwohl zu dienen“, so Rodenkirch weiter.

Hans Friderichs, und dies gelte für seine Frau Erika gleichermaßen, würden immer wieder voller Dankbarkeit bekennen, dass sie viel in der Gesellschaft erreicht haben und dass sie es als Pflicht empfinden, der Gesellschaft einen Teil des Glücks oder Erfolgs zurückzugeben. Ohne solche vorbildlichen Menschen, die sich ehrenamtlich in den unterschiedlichsten Bereichen engagieren, ohne sie höre ein Gemeinwesen einer Stadt auf zu funktionieren und verliere letztlich auch sein menschliches Antlitz. In die lange berufliche und politische Tätigkeit Friderichs etwa als FDP-Politiker und Bundeswirtschaftsminister fällt zum Beispiel auch die die Ermordung von Jürgen Ponto durch die RAF, dem Friderichs in den Vorstand der Dresdner Bank nachfolgt. Die drei Buchstaben RAF haben damals sein Leben und das seiner Familie sehr tief beeinflusst und beeinträchtigt mit höchster Sicherheitsstufe und Rund-um-die-Uhr-Bewachung.

Coop-Sanierung, Privatisierung der Linol- und Leuna-Werke, Aufsichtsratsmandate bei Airbus Industries, Deutsche Postbank und Adidas sind nur einige Eckpunkte, wobei die Themen seiner Stadt aber nie in Vergessenheit gerieten. In der Zeit als Bundeswirtschaftsminister gelang es Hans Friderichs in den 70er Jahren, im Zusammenspiel mit dem damaligen Bürgermeister der Stadt Karl Adolf Orth durch eine erhebliche Kostenbeteiligung des Bundes die Wittlicher Synagoge wieder aufzubauen. Die Synagoge ist heute als Kultur- und Gedenkstätte ein Kleinod und nicht mehr aus dem Stadtbild und Stadtgeschehen wegzudenken. Letztlich konnte er, der als Kind die Zerstörung dieses Gotteshauses miterleben musste, wieder zu ihrem Aufbau beitragen.

Hans Friderichs war zusammen mit dem damaligen Bürgermeister Helmut Hagedorn der Wegbereiter für die Gründung der Stiftung Stadt Wittlich. Basis bildet der Erlös aus dem Verkauf des städtischen Stromnetzes. Durch den dauerhaften Erhalt des Kapitals kann aus den Erträgen eine Vielzahl von Vereinen, Projekten und Initiativen in den Bereichen Sport, Kultur und soziale Belange gefördert werden.

Das trägt eine Vielzahl von Früchten, die unser Gemeinwesen wesentlich bereichern. Hans Friderichs war 18 Jahre lang – von 1991 bis 2009 (1.10.91 bis 1.9.09) – Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung. Seit 2010 ist er dessen Ehrenvorsitzender. Aufgrund seiner vielseitigen Kontakte zur Politik und Wirtschaft konnte Hans Friderichs viele Projekte anstoßen, die für die Stiftung und damit die Stadt bedeutend waren und sind. Unter seinem Vorsitz nahm die Stiftung Schenkungen aus dem Nachlass von Professor Georg Meistermann an, wovon einige anlässlich der Jubiläumsausstellung zum 100. Geburtstag von Meistermann in der Städtischen Galerie im Alten Rathaus besichtigt werden können. Es wurden verschiedenste Forschungsprojekte mit den Universitäten Trier und Mainz initiiert und umgesetzt. Nicht zuletzt ist die Renaturierung des Schattengrabens auf die Initiative von Hans Friderichs zurückzuführen. In diesem Projekt spiegelt sich wider die enge Bindung und Liebe zur Natur, die ihn das ganze Leben als eine wichtige Konstante begleitet hat.

Seinen exzellenten Kontakten sei es zu verdanken, dass man als Meistermann-Preisträger Johannes Rau, Charlotte Knobloch oder Karl Kardinal Lehmann gewinnen konnte.

Auch das Unternehmerforum in Wittlich trägt die deutliche Handschrift von Hans Friderichs als „wichtiger Impulsgeber, der durch internationale Vernetzung höchstrangige Topmanager oder Referenten nach Wittlich bringt“ Zuletzt etwa den  Vorstandsvorsitzenden der Adidas AG.

Dies alles unterstreicht laut Rodenkirch: „Hans Friderichs ist nicht der abgehobene Spitzenpolitiker und Top-Manager a. D. Er ist Mensch geblieben im feinsten Sinne des Wortes. Ein Mann, der seine Heimat nie vergessen hat. Ein Mann, für den Heimat gleichzeitig auch Engagement bedeutet… Das Engagement von Dr. Hans Friderichs hat Wirkung und Perspektive über seine Lebenszeit hinaus.“

Der in seinem Leben vielfach ausgezeichnete Bundeswirtschaftsminister a. D. Dr. Hans Friderichs betonte, dass ihm die Verleihung der Ehrenplakette seiner Geburtsstadt besonders viel bedeute. Ihm sei es immer darum gegangen, Brücken zwischen den Menschen zu bauen. „Dies ist das Schönste und Wichtigste im Leben“. Eine seiner Botschaften, die er auch seinen Kindern mit auf den Weg gab: Geht mit der Zeit, aber kehrt von Zeit zu Zeit zurück!“

Musikalisch umrahmt wurde die Verleihung vom Violoncello-Trio der Musikschule des Landkreises Bernkastel-Wittlich mit Annika Meyer, Jonas Schneck und Charlotte Scholtes sowie Dekanatskantor Reinhold Schneck am Klavier. Es erklangen die 1. Polonaise g-moll sowie die 3. Polonaise e-Moll von Philipp E. Bach, das Adagio für Cello und Klavier von Tomasio Albinoni sowie das Menuett von Georg Philipp Telemann und das Baletto von Giovanni Giacomo Gastoldi /hg

Die beiden Ansprachen auf Pfarrer Rudolf Halffmann und Dr. Hans Friderichs sind in kompletter Form unter www.wittlich,de abrufbar. Der Offene Kanal Wittlich hat die Verleihung in der Synagoge aufgezeichnet. 

Die Ehrenplakette der Stadt Wittlich

Am Dienstag wurde in der Kultur- und Tagungsstätte Synagoge die Ehrenplakette der Stadt Wittlich in Gold an Dr. Hans Friderichs und Rudolf Halffmann verliehen.

Diese besondere Auszeichnung der Stadt wurde zu Beginn der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts gestiftet. Die Formalien für die Verleihung wurden vom Stadtrat festgelegt. Nach der zurzeit geltenden Ehrenordnung der Stadt Wittlich vom 7. März 1991 können mit dieser Auszeichnung Personen geehrt werden, die sich um die Stadt Wittlich verdient gemacht haben. Hierzu bedarf es eines Stadtratsbeschlusses, der mit der Mehrheit der gesetzlichen Zahl der Mitglieder des Rates gefasst werden muss. Die Wahl erfolgt in nichtöffentlicher Sitzung. Vorschlagsberechtigt sind der Bürgermeister und die im Stadtrat vertretenen Fraktionen.

Die Bedeutung der Ehrenplakette in Gold wird unterstrichen durch die Tatsache, dass diese Ehrung in den 38 Jahren seit ihrer Stiftung bis zur aktuellen Verleihung nur sechsmal verliehen wurde. 1973 an Dr. Franz-Karl Ueberholz und Peter Matthias Könen, beide bekannte und rege Kommunalpolitiker und langjährige Mitglieder des Stadtrates. Altbürgermeister Matthias Josef Mehs wurde 1974 für seine vielfältigen Verdienste für die Stadt mit der Ehrenplakette ausgezeichnet. Im Jahr 1985 wurden Wilhelm Schrot, Landtagsabgeordneter und langjähriges Kreistagsmitglied  und Theo Hettinger, Beigeordneter und Stadtratsmitglied, geehrt. Die letzte Verleihung fand 1990 statt, damals überreichte Bürgermeister Helmut Hagedorn die Plakette an den Bildhauer und Künstler Hanns Scherl.

Die Plakette ist aus 585er Gold und etwa 6 mal 4 cm groß. Sie wird mit Urkunde verliehen. Die Plakette zeigt auf der Vorderseite den heiligen Rochus, den Stadtpatron von Wittlich, und die Umschrift „Dem verdienten Bürger der Stadt Wittlich“. Die Rückseite zeigt das alte Wittlicher Stadtwappen und den Text „Zwei Schlüssel Wittlichs Wappen hat, Mosel und Eifel erschließen die Stadt“. Gestaltet hat die Ehrenplakette der Wittlicher Bildhauer und Künstler Silvio dell’Antonio. /uj

 

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