Ein Stelldichein der FDP

Föhren. Volle Hütte im Saal des IRT: Wenn der Wirtschaftsminister zum Wahlvolk spricht, hört man zwar nichts zum ersten Mal. Aber man hört es gern, denn Rainer Brüderle ist und bleibt ein exzellenter Redner.

Brüderle, selbst ein Rheinland-Pfälzer und lange Jahr auch in seiner Heimat schon als Wirtschaftsminister unterwegs, trat in den vergangenen Wochen mehrmals in der Eifel-Mosel-Region an, um den FDP-Spitzenkandidaten Herbert Mertin für die anstehende Landtagswahl zu unterstützen. Landtagskandidatin Rita Wagner moderierte als Gastgeberin den Termin im Industriepark, dessen Gründung Brüderle seinerzeit maßgeblich unterstützt hatte. Schon beim Empfang am Eingang erinnerte Wagner den Berliner Liberalen daran, dass er schon beim Spatenstich in Föhren dabei war.

Nach dem in diesen Tagen obligatorischen Gedenken an die Opfer in Japan ging man zügig über zur Tagesordnung. Christoph Holkenbrink skizzierte als Verbandsvorsteher kurz die Geschichte des IRT, auf dessen Fläche aktuell 54 Prozent Grund vermarktet sind. Bis Ende 2011 sollen es 60 Prozent sein. In 110 Betrieben arbeiten derzeit 1.700 Menschen, von denen 980 auf waschechten neu geschaffenen Plätzen ihr Geld verdienen: stolze Zahlen in einer strukturschwachen Gegend. Stolz schwang auch in Holkenbrinks Stimme, als er verriet: „Wenn Sie `Industriepark´ googlen, bekommen Sie Föhren an zweiter Stelle gezeigt. An erster steht Frankfurt Höchst.“ Ja, damit kann man gut leben!

Parade-Beispiel für das hervorragende Management im IRT ist die Firma IT-Haus von Dr. Thomas Simon. Begonnen hat er einst mit drei Beschäftigten, inzwischen sind es 120, viele darunter Auszubildende: Wenn Simon sagt, „der IRT ist ein Modell, das man sicherlich bundesweit ausrollen kann“, klingt das glaubwürdig.

Die beiden politischen Schwergewichte Mertin und Brüderle, im Temperament so unterschiedlich wie es unterschiedlicher nicht geht, waren sich einig in der Sache. Trotz des Atomreaktorunfalls gilt die Doktrin: Auch in der Nacht und bei Flaute will die Industrie produzieren, die Jugend facebook gucken. „Unsere Zukunft hängt davon ab, ob wir eine gute Stromversorgung haben.“ Die aktuelle Forderung: Trassen bauen schneller als bisher, um Strom von der Nordsee in andere Teile der Republik zu befördern. Es fehlten schon jetzt Hunderte von Kilometern Leitungen.
Seitenhiebe hagelte es insbesondere gegen die Grünen. Auch die Mainzer SPD bekam ihr Fett weg: Nürburgring und Justizminister Bamberger und „Einheitsschulen“ bieten geräumige Angriffsflächen. Mertin: „Wohlfühl-Pädagogik sichert unsere Zukunft nicht, sie gefährdet sie.“ 20 Prozent aller Schulabgänger, viele ohne ausreichende Deutschkenntnisse, besäßen keine Ausbildungsreife. Das Schlusswort des Mainzer Spitzenkandidaten, der in einer Koalition nach dem 27. März Regierungsverantwortung übernehmen möchte, lautete plakativ: „Gehen Sie wählen! Wer nicht wählen geht, hat die Falschen gewählt.“
 

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