FLUX4ART: Ausstellung zeitgenössischer Kunst aus Rheinland-Pfalz in der CASA Tony M. in Wittlich

Hinter dem Schmiedegittertor zum Seiteneingang der Alten Posthalterei Thurn & Taxis, die heute die CASA Tony M. und das Restaurant „Brasserie Balthazar“ beherbergt, liegt eine große rostbraune Stahlskulptur, die auf den ersten Blick ein wenig an Arbeiten Richard Serras erinnert. Wunderbarerweise lädt der Titel „Haptikon“, den der Künstler Andreas Hamacher 2017 seiner Arbeit gab, dazu ein, was der Betrachter begehrt, sie anfassen, den haptischen Kontakt zum Objekt herstellen.

Bereits zum 1. September 2020 sollte die Ausstellung FLUX4ART durch Herrn Minister Konrad Wolf in Wittlich eröffnet werden. Doch Corona kam, die Vernissage wurde verschoben, mehrfach verschoben, der Minister wechselte und die Zeit ging ins Land. Aber mit zwar leichtem Bauchweh ob der Entwicklung des Inzidenzwertes im Landkreis Bernkastel-Wittlich installierte die künstlerische Leitung der FLUX4ART, Frau Christina Körner, in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Wittlich den letzten Teil (außer Wittlich sind Bendorf und Pirmansens Austragungsorte) der Landeskunstschau 2020. Genau einen Monat, bis zum 20. Juni 2021, ist die Ausstellung nun in der CASA Tony M. zu besichtigen.

26 Künstlerinnen und Künstler stellen ihre Arbeiten in Wittlich aus, Gemälde und Zeichnungen, Skulpturen aus Stahl, Holz, Kunststoff, Papier und Leinwand, Installationen mit Film, Licht und Ton, Kunst aus Gefundenem, Gebrauchten, alte Techniken und völlig neue Materialkombinationen: eine sehr abwechslungsreiche Zusammenstellung, die die Kuratorin mit den Werken der von einer Jury ausgewählten Akteure komponierte.

Eine berückend schöne Stuckborte und ein Spiegel wie aus einem verwunschenen Schloß sind auf den Gemälden Fides Beckers zu bewundern. Mit den Stuckdecken und dem Kronleuchter des Barockraumes verschmelzen sie zu einem Gesamtbild. Ein betoniertes Hochzeitskleid (Marie Gouil) bereichert den vom Standesamt für Trauungen genutzten Saal, und viele einzelne Arbeiten mit und aus Echthaaren gestalten eine ganze Flurwand (Daniela Polz: „Marion ist gut in der Schule…“, 2018). Ein Stockwerk darüber zeigen sich dem Besucher Plastikbeutel, die an Kleiderbügeln hängen. Nähertretend offenbaren sie eine apokalyptische Zukunft, in der Roboter Menschen pflegen. Sandra Trösch widerlegt mit dieser Arbeit die weit verbreitete Meinung, zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler seien nicht mehr in der Lage, zu zeichnen wie die alten Meister.

Bedrückend wirkt die Rauminstallation mit verschiedenen Objekten, die der Künstler Adam Cmiel 2020/21 schuf und „Eisir Eid“ nannte, jedoch ebenso eindrucksvoll wie der Video „Empty Gaze“ (2019) von Yoenho Jang, dessen Visualisierung der Einsamkeit die Betrachterin und den Betrachter ergreift.

Viel, sehr viel haben die 26 Künstlerinnen und Künstler des Wittlicher Teils der FLUX4ART 2020 zu bieten. Ein Besuch lohnt sich.

CASA Tony M., Marktplatz 3, 54516 Wittlich. Eingang über die Tourist-Information gegenüber, Marktplatz 5, Tel.: 06571/4086, info@moseleifel.de. Öffnungszeiten: Mo-Fr: 9-16, Sa, So und Feiertage: 11-14 Uhr, der Eintritt ist frei. Weitere Informationen unter info@kulturamt.wittlich.de oder 06571/1466-0.

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