Historischer Flügel eingeweiht

Hermann Schroeder-Gesellschaft zu Gast in Bernkastel-Kues

Bernkastel-Kues. Der Komponist Hermann Schroeder, geboren 1904 in Bernkastel-Kues, gehört zu den wichtigen deutschen Kirchenkomponisten des 20. Jahrhunderts und ist ein bedeutender Künstler der Region. Daher fand am Wochenende 26. / 27. Oktober in Bernkastel-Kues die 24. Jahrestagung der Hermann Schroeder-Gesellschaft e.V. statt. Der Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde, Leo Wächter, begrüßte die Mitglieder der Schroeder-Gesellschaft im Ratssaal der Verbandsgemeinde und nannte den Grund für den Tagungsort: „Vor einigen Jahren hat die Verbandsgemeinde den historischen Flügel Hermann Schroeders erworben, der in einer Garage gefunden wurde. Wir haben ihn fachmännisch aufbereiten lassen und im Erdgeschoss der Verbandsgemeindeverwaltung eine Gedenkstätte eingerichtet, die an Hermann Schroeder erinnern soll.“

Musik am Schroeder-Flügel: mit Maia und Polina Marinova

Dieser Schroeder-Flügel wurde nun in einer musikalischen Feierstunde offiziell eingeweiht, an der auch die Tochter des Komponisten Dr. Claudia Soentgen (Köln) teilnahm. Zwei begabte junge Musikerinnen aus Daun, Maia und Polina Marinova, 10 und 12 Jahre alt, begeisterten die Zuhörer mit Schroeders ausdrucksvoller Komposition „Die vier Jahreszeiten“ für Violine und Klavier, komponiert 1940 in Trier, als Schroeder dort Leiter der Städtischen Musikschule und Domorganist war. Verbandsbürgermeister Ulf Hangert brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die Bernkasteler Tagung mit Musik des Komponisten umrahmt wird. „Seien Sie versichert, dass Schroeders Wirken hier in der Region lebendig ist und wir gerne dabei mithelfen, sein Andenken auch in Zukunft zu pflegen“, so Ulf Hangert.

Stadtbürgermeister Wolfgang Port wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass Schroeders Geburtshaus am Marktplatz steht, wo der Großvater des Komponisten seine Backstube hatte (das heutige „Cafe Hansen“). „Auf dem Friedhof an der Heilig-Geist-Kapelle befindet sich Schroeders Grab, die Stadt hat es in diesem Jahr renoviert und mit einer Grabplatte neu eingefasst. Neben Cusanus gehört eben auch Hermann Schroeder zum kulturellen Erbe unserer Stadt“, so Wolfgang Port. Der Vorsitzende der Schroeder-Gesellschaft, Dr. Rainer Mohrs, spielte an Schroeders Flügel die Variationen über das Lied „Ich hab die Nacht geträumet“ aus dem Zyklus „Minnelieder für Klavier“. Er bedankte sich sehr herzlich bei den verantwortlichen Politikern für die engagierte Unterstützung, die der Arbeit der Schroeder-Gesellschaft entgegengebracht wird. „Wir sind sehr dankbar, dass wir in Bernkastel-Kues mit offenen Armen aufgenommen werden.

Gemälde von J.M. Dietz für die Verbandsgemeinde: (v.l.n.r.) Leo Wächter, Dr. Rainer Mohrs und Peter Henn (Schroeder-Gesellschaft) und Wolfgang Port

Durch Baumaßnahmen ist leider der „Hermann-Schroeder-Platz“ mit dem Doktorweinbrunnen am Gestade weggefallen. Die Schroeder-Gesellschaft würde sich freuen, wenn in Zukunft wieder die Möglichkeit besteht, mit einem sichtbaren Zeichen im öffentlichen Raum an den bedeutenden Sohn der Stadt zu erinnern.“ Abschließend überreichten die Vorsitzenden der Gesellschaft Rainer Mohrs und Peter Henn ein Geschenk an die Verbandsgemeinde: das Gemälde „Sonate in Moll“ des Bernkasteler Malers Johannes M. Dietz, das dieser im Rahmen einer Ausstellung im Cusanus-Geburtshaus (2012) auf Notenpapier von Hermann Schroeder gemalt hat. Das Bild bezieht sich auf eine Klaviersonate Schroeders.

Zwei musikalische Veranstaltungen standen im Mittelpunkt der Tagung: Am Samstagabend fand ein Konzert an der neu restaurierten und erweiterten Weimbs-Orgel in der Kirche St. Briktius statt. Sarah Weins (Violine) und Dr. Michael Meyer (Orgel) interpretierten Werke von Sweelinck, Rheinberger, Vierne, Mathias und Schroeder. Michael Meyer, der seine Doktorarbeit über Schroeders Messen  verfasst hat, erwies sich in den Konzerten als engagierter Anwalt der Musik Schroeders und brachte die Orgel mit vielen leuchtenden Farben und schönen Registerkombinationen zum Klingen. Sarah Weins interpretierte Violinstücke von Rheinberger und Schroeders „Duo da chiesa“ ausdrucksvoll, virtuos und mit viel Temperament. Die Schroeder-Gesellschaft bedankte sich mit einer Spende für die Orgel.

Höhepunkt der Tagung war die Uraufführung der „Missa Cantorum“ für Chor, Gemeinde, Glockenspiel, Pauke und Orgel durch den Kammerchor „Projekt vokal“ unter der Leitung von Michael Meyer. Diese lateinische Messe Schroeders aus dem Jahr 1969 hat Michael Meyer im Archiv des Würzburger Doms wiederentdeckt. Die Aufführung im Hochamt in St. Briktius am Sonntag wurde zu einem besonderen Erlebnis, da die Gemeinde aktiv in den Gesang der Messe einbezogen war. Die Begleitung des Chores mit Orgel, Glockenspiel und Pauke war originell und brachte viele schöne Klangwirkungen. Die Aufführung in der voll besetzten Kirche St. Briktius wurde mit minutenlangem Beifall honoriert. Dechant Georg Moritz dankte dem Chor und Michael Meyer für ein besonders „geglücktes kirchenmusikalisches Erlebnis“. 2020 wird die Gesellschaft wieder an der Mosel zu Gast sein und den 9. Internationalen Orgelwettbewerb um den Hermann-Schroeder-Preis in der Konstantinbasilika Trier veranstalten.

(Rainer Mohrs)

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