Lesung mit Zsuzsa Bánk in Wittlich

Preisgekrönte deutsche Schriftstellerin mit ungarischen Wurzeln liest aus ihrem aktuellen Buch: „Schlafen werden wir später“

Wittlich. Es ist das Leben selbst, das Zsuzsa Bánk in ihren Büchern thematisiert. Sie erzählt von dessen verschlungenen Linien, Momenten, die Schicksalen eine neue Richtung geben, von Krisen und Glück, von Werten wie Freundschaft und Liebe. Immer wieder lässt sie persönliche Erfahrungen einfließen. Ihr Debüt-Roman „Der Schwimmer“ (2002) beispielsweise handelt von einer Familie, die durch den Ungarnaufstand von 1956 entwurzelt wird. Nicht anders erging es ihren eigenen Eltern, die damals aus Ungarn nach Deutschland flohen, wo Zsuzsa Bánk 1965 geboren wurde. Sie wuchs zweisprachig auf arbeitete erst als Buchhändlerin, studierte dann Literatur, Publizistik und Politik, bis ihr Faible für Kraft, Form und Inhalte sprachlichen Ausdrucks in eine erfolgreiche Schriftstellerkarriere mündete.

Seit Erscheinen ihres Erstlings wurde die Autorin mit etlichen hochkarätigen Literaturpreisen ausgezeichnet. Mit ihrem aktuellen Buch, „Schlafen werden wir später“, das sie am 12. Juni nach Wittlich ins Cusanus-Gymnasium mitbringt, hat sie die literarische Königsdisziplin des Briefromans gewählt und sich damit einen Traum erfüllt: „So konnte ich private und intime Stimmen entwickeln wie nie“, sagt sie in einem Interview. Ausschließlich über einen E-Mail-Wechsel lernen die Leser zwei befreundete Frauen mittleren Alters, ihre Lebensläufe, ihren Alltag ihre Gedanken und Gefühle kennen. Márta ist Schriftstellerin und wohnt mit Mann und drei Kindern in Frankfurt, Johanna lebt als alleinstehende, kinderlose Lehrerin im Schwarzwald.

Die beiden schreiben sich nahezu täglich und manifestieren ihre Freundschaft in Reflektionen, was ist, was war und was möglicherweise sein wird. Der Stil ihrer Botschaften entspricht jedoch keineswegs dem flüchtigen Umgangston der modernen Medienwelt, sondern erinnert vielmehr an die sorgfältigen handschriftlichen Korrespondenzen vergangener Zeiten. Es sind Emails, wie sie die Autorin nach eigenem Bekunden selber schreibt: „Ausführlich, seelengräberisch, seelenumgräberisch, fragend…“. Die Frauen tauschen sich in einem ganz eigenen Code auf hohem sprachlichem Niveau aus, streuen Lyrikfragmente oder assoziative Wortschöpfungen ein. Zsuzsa Bánk geht es bewusst darum, das Korsett der Sprache aufzubrechen und ein Bekenntnis zu „radikal subjektiver“ Literatur abzulegen.

Ihr geht es um „Intimitäten, Seeleneinblicke, das große Ausziehen und Nacktdastehen“, um die Verbindung von „Kopf, Herz, Alltag, Vergangenheit, Liebe und Familie, das Innen und Außen, das Schreckliche und das Leuchtende“. Wer ihr Buch aufschlägt, dem offenbart sich ein so reiches wie intensives Leseerlebnis, das zudem tröstet. Denn mit Mártas und Johannas Betrachtungen von Lebensfragen, die wir uns alle stellen, transportiert Zsuzsa Bánk die Erkenntnis: „Das Leben geht weiter…, auch ohne unser Zutun. Es kümmert sich nicht um uns, aber wenn wir fallen, stehen wir wieder auf, wenn wir verletzt sind, klingt der Schmerz wieder ab“. Tickets sind erhältlich unter www.eifel-literatur-festival.de, in mehr als 700 Vorverkaufsstellen von Ticket Regional.

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