Neuausrichtung der Cusanus Hochschule

Alexander Licht

Bernkastel-Kues. Die Diskussion um die Neuausrichtung der Cusanus Hochschule in Bernkastel-Kues hat die Eifel-Zeitung dazu bewogen, mit dem Landtagsabgeordneten Alexander Licht, einem der Gründer der Hochschule und Vorsitzenden der Kueser Akademie, zu sprechen.

Eifel-Zeitung: „Herr Licht, am Donnerstag, 23.05.2019, hat der neue Präsident Freunde und Förderer eingeladen, um u.a. die aktuelle Entwicklung und Neuausrichtung der Hochschule vorzustellen. Wie stehen Sie dazu?“

Alexander Licht: „Nach den Vorkommnissen der letzten Wochen und Monate, in denen die Bürgermeister als Vorstand wie ich selbst als Vorsitzender der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte e.V. getäuscht und mit manipulierten Entscheidungen konfrontiert wurden, kann ich derzeit nicht als Freund noch als Unterstützer der Hochschule einer solchen allgemeinen Einladung folgen. In einem ca. zweiseitigen, ebenfalls allgemeinen Anschreiben wird auf die Neuaufstellung der Cusanus Hochschule durch den Präsidenten und seine Vizepräsidentin mit der Bitte „Gehen Sie mit uns einen neuen Weg“ informiert“.

„Dass dieser neue Weg an der eigenen Hochschulordnung vorbei, d.h. ohne die Einbindung des Senats, geschweige denn der kommunalpolitischen Entscheidungsträger vor Ort, vorbereitet wurde, bezeichne ich als einen großen Vertrauensbruch gegenüber der Region. Ob eine inhaltliche Neuausrichtung einer Hochschule mit dem Bruch der kompletten Fakultät der Philosophie, mit Lokalpolitikern zu diskutieren gewesen wäre, bleibt sicher strittig. Da aber Gründungsidee, Gründungsgedanke, die starke Verknüpfung mit Cusanus als Namensträger, die in der Erst-Akkreditierung dargestellte und gewollte starke Verknüpfung mit der Region eine wichtige Komponente in der Genehmigung durch die Landesregierung eingenommen hat, wäre diese Frage sensibler zu betrachten gewesen“.

„Nunmehr eine Aufforderung in die Welt zu setzen, um einen neuen Weg mitzugehen, der sich auf Vertrauensbrüche, auf manipulierten Entscheidungen aufbaut, trägt eher zur Gefährdung einer anstehenden Akkreditierung als zu ihrer Sicherung bei. Dass dabei gar der Eindruck zu Aussicht auf eine positive Akkreditierung mit falschen Angaben gegenüber denen im anstehenden Entscheidungsprozess maßgeblichen Akteuren sowie den zuständigen hochschulpolitischen Stellen erweckt wird, halte ich allein schon für dreist und höchst manipulativ.“

„Derzeit kann ich allen Studierenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Hochschule, aber vor allem der Familie Hees, in deren Gebäude die Hochschule nun eingezogen ist, raten, sich Alternativen in ihren Planungen vorzubehalten“.

„Meine Hoffnung, dass sich ab April 2019 mit dem neuen Präsidenten auch ein ernsthaft neuer Weg mit neuer Vertrauensbildung einstellen könnte, hat sich bisher nicht erfüllt.  Dass mit der Neuausrichtung ein wissenschaftlicher Streit nunmehr auch in Bernkastel-Kues einzieht, eine ganze Reihe von renommierten Professorinnen und Professoren haben ihre Kooperation und ihre Unterstützung der Hochschule aufgekündigt, ist ein weiterer Aspekt in dem Kapitel Neuausrichtung, der ebenfalls nicht ohne Wirkung sein wird. Akkreditierung und Standort zu gefährden hätte sensible Überlegungen und vertrauensvolle Diskussionen notwendig gemacht, bevor einseitige Entscheidungen verkündet wurden. Ich bedauere zutiefst als Mitbegründer der Hochschule im Geiste des Cusanus, auf diesem neuen Weg nicht begleitend wirken zu können“.

„Sich lediglich bei den Pionieren für ihre Leistungen in der Aufbauphase der Cusanus Hochschule zu bedanken, sich aber im Inhalt immer mehr von Cusanus abzuwenden, kann man auch als Provokation werten. „Der freie Geist bewegt sich selbst“, das cusanische Motto der ersten Stunde, ist als Herzstück der Hochschule schon seit einiger Zeit verschwunden. Die Interpretation der „Einheit in Vielfalt“ findet ganz offensichtlich ganz neue Deutungen. Dies sind nur punktuelle Beispiele einer für mich als Vorsitzenden der Kueser Akademie desaströsen, destruktiven Entwicklung“.

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