Betrügereien mit der Mitleidsmasche – Polizei warnt vor angeblich taubstummen Spendensammlern und bittet Geschädigte sich zu melden.

 Trier. Die Masche ist immer dieselbe: Eine junge Frau oder ein junger Mann treten einem Passanten entgegen und täuschen durch verschiedene Gesten vor, taubstumm zu sein. Gleichzeitig halten sie ihrem Opfer ein Klemmbrett mit einer vermeintlichen Spendenliste vor. Die Symbole und Bezeichnungen auf dieser Liste und die Gesten des Sammlers erwecken bei dem Passanten den Eindruck, es handele sich um eine Sammlung für Hilfsprojekte. Viele Menschen in der Trierer Innenstadt und anderen Orten im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Trier haben in den letzten Wochen Beiträge für den vermeintlich guten Zweck entrichtet und sind auf diese Weise zu Betrugsopfern geworden.  

„Wir haben in den letzten Wochen in Trier mindestens 20 verschiedene Personen festgestellt, die auf diese Art und Weise an das Geld gutgläubiger Menschen kommen wollen“, sagt der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Trier, Karl-Peter Jochem. Dabei handelte es sich ausnahmslos um Jugendliche oder junge Erwachsene aus Osteuropa, die keinen Wohnsitz in Deutschland haben. Sie benutzen selbst gefertigte Spendenlisten, auf denen frei erfundene oder tatsächlich existierende Hilfsorganisationen als Empfänger angegeben sind. Auf den Listen sind bereits ein paar frei erfundene Personalien angeblicher Spender vermerkt. Zusätzliche Symbole verschiedener Beeinträchtigungen oder Hilfsorganisationen sollen die Spendenbereitschaft ihrer Opfer verstärken.

Das Geld geht natürlich nicht an wohltätige Organisationen sondern wandert in die Taschen der betrügerischen Sammler. Die treten meist in Gruppen auf und reagieren bei Ablehnung auch schon mal aggressiv. So versuchten zwei junge Männer einer 17-Jährigen am 19. August in der Trierer Stresemannstraße die Handtasche zu rauben. Einen Tag später konnte die Polizei einen 16-Jährigen festnehmen, der einen Ladendiebstahl begangen hatte und den Geschäftsführer kurze Zeit später mit Tritten und Schlägen daran hindern wollte, die gestohlene Mütze wieder an sich zu nehmen. Auch Trickdiebstähle hat es im Zusammenhang mit dieser Betrugsmasche bereits gegeben. 

Den Nachweis des Betruges zu führen ist für die Ermittler schwierig. Dazu müssen nämlich Geschädigte ermittelt werden, die von den Tatverdächtigen über den Spendenzweck getäuscht wurden und aufgrund dessen einen Obolus entrichtet haben. „Mittlerweile sind die Tatverdächtigen dazu übergegangen, Stifte mit löschbarer Tinte zu benutzen,“ sagt Karl-Peter Jochem, „sobald die Spender unterschrieben haben und weitergegangen sind, radieren die Sammler die Personalien wieder aus. Dann kann die Polizei keine Geschädigten mehr ermitteln.“
Die Ermittler haben in der Vergangenheit Spendenlisten sichergestellt und Platzverweise erteilt. Auch betrügerisch erlangte Spenden wurden eingezogen. Wegen fehlender Personalien kann das Geld den Geschädigten aber nicht zurückgegeben werden. Die Polizei setzt auf verstärkte Aufklärung und die Hilfe potentieller Opfer. Wichtig ist den Beamten die Feststellung, dass es selbstverständlich auch seriöse Spendensammler gibt.

In der nächsten Woche verteilen Beamte Flyer in der Trierer Innenstadt, in denen vor der Betrugsmasche gewarnt wird. Die Polizei rät zur Vorsicht: Seriöse Spendensammler haben Sammlungsausweise. Lehnen Sie Spenden beim geringsten Zweifel ab. Nehmen Sie Ihr Portemonnaie nicht aus der Tasche. Informieren Sie die Polizei, wenn Sie Opfer geworden sind oder betrügerische Spendensammler beobachten.

Spendensammler

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen