Vorbeugen ist der beste Opferschutz

Weisser Ring zu Gast beim Seniorenfrühstück im Seniorenzentrum Mittelmosel

Rund 30 Zuhörer folgten dem Vortrag von Gabi Jahnen am Gründonnerstag im Seniorenzentrum Mittelmosel in Zell. Bildrechte: © Dernbacher Gruppe 2019

Zell. Ein älterer Herr wird angerufen und man teilt ihm mit, dass er bei einem Gewinnspiel eine beachtliche Summe gewonnen habe. Er müsse lediglich vorab einen Betrag überweisen, um seinen Gewinn abzurufen. Der Senior überweist den dreistelligen Betrag auf das Konto, das man ihm am Telefon nennt und wendet sich erst an die Polizei, nachdem auch mehrere Wochen nach dem Telefonat kein Gewinn bei ihm eintrifft. Von der Polizei erfährt er, was er zu diesem Zeitpunkt bereits vermutet: Er ist Opfer eines Betrugs geworden und sein Geld ist leider nicht mehr zu retten.

Berichte dieser Art hört man immer wieder. So auch das rund 30-köpfige Publikum beim Vortrag zur Sicherheit im Alter von Gabi Jahnen am vergangenen Donnerstag im Seniorenzentrum Mittelmosel in Zell. Hier wird an jedem dritten Donnerstag im Monat ein Seniorenfrühstück veranstaltet, bei dem auch immer ein Kurzvortrag zu interessanten Themen angeboten wird, an dem die Frühstücksgäste kostenlos teilnehmen können. Die Referentin der vergangenen Woche, Gabi Jahnen, ist Mitarbeiterin beim Weissen Ring, dem Opferschutzverband, der vor rund 40 Jahren von Eduard Zimmermann gegründet wurde.

Seine Aussage aus dieser Zeit, die sinngemäß lautet: „Um die Täter kümmert man sich, aber um die Opfer kümmert sich keiner“, klingt auch heute noch schwer in den Ohren und sorgt für zustimmendes Kopfnicken.  Obiger Bericht, über den viele den Kopf schütteln mögen und bei dem der ein oder andere sich möglicherweise fragen wird, wie man denn nur so naiv sein könne, ist mit dem Besuch bei der Polizei und der Einsicht des Opfers allerdings noch nicht beendet. Er hat eine niederträchtige Fortsetzung. Der Senior erhielt einige Zeit später einen Anruf des Finanzamtes.

Der Beamte erklärte dem Mann, dass er seinen Gewinn aus dem Gewinnspiel nicht beim Finanzamt angegeben habe und somit eine Steuerzahlung ausstünde. Der Senior versuchte den Finanzbeamten am Telefon darüber aufzuklären, dass er gar keinen Gewinn erhalten habe, da er Opfer eines Betrugs geworden war. Die Antwort des Finanzbeamten hierauf lautete lediglich, dass der Senior das ja nicht nachweisen könne und die Steuerzahlung deswegen umgehend zu leisten sei. Die Kontodaten und die errechnete Steuersumme wurden dem Senior mit der Aufforderung zur umgehenden Zahlung ebenfalls gleich am Telefon genannt.

Selbstverständlich handelte es sich bei dem Anrufer nicht um einen tatsächlichen Finanzbeamten, sondern wieder um den gleichen Betrüger, der aus dem ersten erfolgreichen Betrug einen weiteren Betrug erschleichen wollte. Besonders perfide daran: Die Telefonnummer, die dem Senior auf seinem Telefon durch die Rufnummernübermittlung angezeigt wurde und die er sich notiert hatte, war durch technische Hilfsmittel von den Betrügern so manipuliert, dass sie tatsächlich einen Telefonanschluss des örtlichen Finanzamtes anzeigte.

Zudem hatten sich die Betrüger vorab informiert und meldeten sich unter dem Namen eines tatsächlichen Mitarbeiters des betreffenden Finanzamtes. Glücklicherweise war der Senior inzwischen so gut aufgeklärt, dass er diesmal direkt zur Polizei ging und ein weiterer Betrug vereitelt werden konnte.

Beispiele dieser Art konnte Gabi Jahnen während ihres Vortrages viele nennen: Betrügereien an der Haustür durch Spendensammler, Haustürvertreter und –Verkäufer sowie durch die inzwischen gut bekannten vermeintlichen „Mitarbeiter von Energielieferanten“ und auch die stets unschlagbar günstigen Wanderhandwerker, die zum Reinigen der Dachrinne kommen und während der Arbeit Schäden an Dachziegeln oder der Dachrinne selbst verursachen, diese dann reparieren und Unsummen von den Auftraggebern für die Wiederinstandsetzung verlangen, wurden erwähnt.

Das Publikum staunte, schüttelte den Kopf und wunderte sich mehr als nur einmal über die Unverfrorenheit der Trickbetrüger.  Bei allem warnen vor Betrügern, die sich oftmals auch als Hilfsbedürftige ausgeben, erinnerte Gabi Jahnen jedoch auch daran, dass man Hilfe nicht grundsätzlich verwehren solle, um sich selbst vor einem befürchteten Betrug zu schützen. Man müsse nur stets ein gesundes Misstrauen behalten. „Lassen Sie die Menschen nicht ins Haus! Sie können in Notsituationen in den meisten Fällen auch helfen, wenn sie die Menschen nicht in ihr Haus lassen“, lautete einer der umsichtigen Ratschläge.

Es gebe in unserem gut organisierten Staat mit seinen Versicherungen und dem sozialen Netz auch keine Notlagen, ob durch Unfall, Krankheit bzw. Einlieferung in ein Krankenhaus, aus denen Oma und Opa ihre Enkel mit schneller finanzieller Hilfe – schon gar nicht in bar – retten müssten, erinnerte sie die Anwesenden. Dieser Enkeltrick entbehre also jeglicher gesellschaftlicher Realität.

Für den Umgang mit Verkäufern, Gewinnspielvertretern oder angeblichen Meinungsforschern am Telefon hatte sie einen einfachen und wirkungsvollen Rat: „Seien Sie diesen Menschen am Telefon gegenüber ruhig unfreundlich, auch wenn das nicht ihrem Naturell entspricht.“ „Betrüger sind Profis“, lautete Gabi Jahnens Botschaft an die Zuhörer. Auch kluge und vorsichtige Menschen können zu Opfern werden.

In diesem Zusammenhang bemerkte sie, dass die Dunkelziffer der erfolgreichen Betrügereien vermutlich äußerst hoch sei: „Opfer schämen sich oft sehr, wenn sie auf einen Trickbetrug hereingefallen sind. Deswegen zeigen sehr viele Menschen die Betrügereien gar nicht an.“ Vorbeugen ist der beste Opferschutz“, lautete Gabi Jahnens Resümee. Um die Menschen auf die Maschen von Betrügern vorzubereiten und ein gesundes Misstrauen gegenüber Fremden an Haustür und Telefon zu stärken, sind sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen im Ehrenamt in ganz Deutschland unterwegs.

So konnten schon viele Straftaten vorab vereitelt werden. Benötigen Sie selbst Hilfe oder Rat? Der Weisse Ring verfügt über eine bundesweite kostenfreie Rufnummer: 116 006. Beratung erhalten Sie außerdem im Internet unter www.weisser-ring.de Zudem werden regelmäßig Informationsveranstaltungen des Weissen Rings angeboten, wie sie am vergangenen Donnerstag im Seniorenzentrum Mittelmosel von Gabi Jahnen gehalten wurde.

Interessieren Sie sich für eine Teilnahme am Seniorenfrühstück mit wechselnden und interessanten Vorträgen? Jeden dritten Donnerstag im Monat können Sie für einen Unkostenbeitrag von 3 Euro an der Veranstaltung teilnehmen. Der Vortrag selbst ist kostenfrei. Die jeweiligen Vortragsthemen können Sie den Ankündigungen im Verbandsgemeindeblatt entnehmen. Haben Sie weitere Fragen? Rufen Sie uns an unter 06542-9799 400 oder informieren Sie sich unter www.seniorenzentrum-mittelmosel.de.

 

 

 

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