Corona-Krise zeigt deutliche Auswirkungen auf den regionalen Arbeitsmarkt

  • Sprunghafter Anstieg der Arbeitslosigkeit
  • Stellenmarkt bricht ein
  • Kurzarbeit steigt auf Rekordniveau

Die Corona–Pandemie erstickt die alljährliche Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt im Keim. Statt des üblichen Rückgangs der Arbeitslosenzahlen verzeichnen die Statistiker der Arbeitsagentur einen sprunghaften Anstieg. Von März auf April ist die Zahl der Arbeitslosen in der Region Trier um 15 Prozent von 10.391 auf 11.963 Jobsuchende gestiegen. Das entspricht einem Anstieg bei der Arbeitslosenquote im Vergleich zum März um 0,5 Prozentpunkte auf 4,1 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr fällt der Anstieg mit 0,9 Prozentpunkten noch deutlicher aus. Seit März haben 5.051 Unternehmen für insgesamt 53.116 Beschäftigte Kurzarbeit angemeldet.

„Kurzarbeit ist ein zentrales Instrument zur Bekämpfung der Krise und zur Sicherung von Arbeitsplätzen,“ so Heribert Wilhelmi, Chef der Trierer Arbeitsagentur. „Dennoch können auch damit die Auswirklungen auf den Arbeitsmarkt nicht gänzlich abgefedert werden. Leider müssen wir bereits sechs Wochen nach Einführung der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus feststellen, dass Menschen in unserer Region ihren Arbeitsplatz verloren haben.“

Mehr als jedes dritte Unternehmen der Region in Kurzarbeit

Auch wenn die bisherigen Auswertungen zur Kurzarbeit als vorläufig zu betrachten sind, weil die tatsächliche Zahl der betroffenen Arbeitnehmer erst nachträglich vorliegt, wenn Betriebe das Kurzarbeitergeld mit der Agentur für Arbeit abrechnen, zeigt die Entwicklung doch deutlich: „Einen so sprunghaften und massiven Anstieg von Kurzarbeit gab es selbst in der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 nicht,“ sagt Wilhelmi. Damals mussten zum Höhepunkt der Krise knapp 400 Betriebe in der Region auf Kurzarbeit zurückgreifen. In den letzten Wochen haben bereits 5.051 Unternehmen Kurzarbeit angemeldet – mehr als jede dritte Firma in der Region. Bezeichnend ist auch, dass es dieses Mal – anders als 2009 – vor allem kleinere Unternehmen trifft: „80 Prozent der Betriebe beschäftigen bis zu zehn Mitarbeiter. Besonders hart trifft es die Gastronomie und große Teile des Einzelhandels. Aus diesen beiden Branchen stammen 17 bzw. elf Prozent aller Anzeigen auf Kurzarbeitergeld,“ erklärt der Arbeitsmarktexperte.

Die aktuellen Arbeitslosenzahlen bestätigen: Bestimmte Wirtschaftszweige leiden besonders unter den Auswirkungen der Corona-Krise. Unter den Menschen, die sich im April arbeitslos meldeten, waren viele zuvor in der Gastronomie und der Lebensmittelverarbeitung, im Verkauf und in nichtmedizinischen Gesundheitsberufen – wozu unter anderem Friseure und Kosmetiker zählen – beschäftigt.

Stellenmarkt bricht ein

Wie deutlich die Corona-Krise die Region trifft, zeigt auch der extreme Einbruch der gemeldeten Stellenangebote. Die Zahl der neu ausgeschriebenen Stellen ist im Vergleich zum Vorjahr um 72 Prozent zurückgegangen. Lediglich 389 Stellenmeldungen verzeichnete die Agentur für Arbeit Trier im April. Normalerweise sind die Experten des Arbeitgeber-Services mit Stellenzugängen von über 1.000 pro Monat vertraut. „Die Unternehmen gehen sehr verhalten mit Neueinstellungen um. Überleben und abwarten ist die Devise der Stunde,“ fasst Heribert Wilhelmi die aktuelle Situation zusammen. Viele Personalabteilungen seien aber auch einfach organisatorisch mit anderen Dingen beschäftigt als mit der Mitarbeiterauswahl – Kurzarbeit, Gesundheitsschutz, interne Umorganisation und Home-Office sind einige solcher Schlagworte. Dennoch sieht Wilhelmi auch einen Hoffnungsschimmer: „Betriebe werden auch nach der Corona-Pandemie Fachkräfte benötigen. Deshalb hoffen wir darauf, dass die Einstellungsverfahren, die momentan ausgesetzt sind, wieder aufgenommen werden, sobald sich die Lage am Markt etwas beruhigt hat.“ Insgesamt registriert die Agentur für Arbeit Trier derzeit 4.085 unbesetzte Stellen.

Spürbarer Anstieg in der Grundsicherung

In der aktuellen Situation konzentrieren sich Arbeitsagentur und Jobcenter darauf, die notwenigen Geldleistungen für Bürgerinnen und Bürger so schnell und unbürokratisch wie möglich auszuzahlen. Anträge auf Arbeitslosengeld und Grundsicherung können online bzw. telefonisch gestellt werden. Das Personal zur Bearbeitung von Kurzarbeitergeld wurde verzehnfacht, Arbeitszeiten verlängert – Wochenendschichten inklusive. „Wir tun alles, um die soziale Absicherung zu gewährleisten,“ versichert Heribert Wilhelmi.

Wie wichtig das in diesen Wochen und Monaten ist, zeigt – neben den Zahlen der neuen Arbeitslosmeldungen – auch der spürbare Anstieg in der Grundsicherung (Hartz IV). Im April verzeichnet die Region Trier, inklusive der Stadt Trier und der vier umliegenden Landkreise, 13.816 erwerbsfähige Leistungsberechtigte, im allgemeinen Sprachgebrauch häufig als Hartz-IV-Empfänger bezeichnet. Das entspricht einer Steigerung um vier Prozent im Vergleich zum März. Fast 600 Bürger unter den Grundsicherungsbeziehern erhalten erstmals Leistungen vom Jobcenter. Hier liegt der Schluss nahe, dass diese Menschen auf Grund der Corona-Krise die staatliche Unterstützung benötigen. Denn bei den rund 400 Erwerbstätigen, die neu dazugekommen sind, handelt es sich um Arbeitnehmer, bei denen das Kurzarbeitergeld nicht zur Sicherung des Existenzminimums ausreicht. Hinzu kommen rund 200 Selbständige, die Auftragsausfälle durch die mit der Corona-Krise verbundenen Maßnahmen in Kauf nehmen müssen. Sie erhalten durch die vereinfachten und erweiterten Möglichkeiten der Grundsicherung staatliche Leistungen zur Existenzsicherung.

Blick in die einzelnen Regionen

Stadt Trier

In der Stadt Trier steigt die Zahl der Jobsuchenden innerhalb eines Monats massiv an. Es zeigt sich, dass die Auswirkungen der Corona-Krise deutlich zu Buche schlagen. Die Zahl der Arbeitslosen klettert um 637 Personen auf 3.898. Die Arbeitslosenquote steigt um 1,1 Prozentpunkte auf 6,5 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies sogar eine Steigerung um 1,6 Prozentpunkte.

1.326 Trierer Unternehmen haben seit März für 15.376 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt. Wie viele Mitarbeiter tatsächlich von Kurzarbeit betroffen sind, zeigt sich erst, wenn die Betriebe die konkreten Abrechnungslisten der Agentur für Arbeit einreichen.

Landkreis Bernkastel-Wittlich

Die Auswirkungen der Corona-Krise sind auf dem Arbeitsmarkt im Landkreis Bernkastel-Wittlich deutlich erkennbar. Die Arbeitslosenquote ist von März auf April sprunghaft um 0,5 Prozentpunkte auf 3,9 Prozent angestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies sogar eine Steigerung um 0,9 Prozentpunkte. 2.445 Bewohner des Landkreises Bernkastel-Wittlich sind aktuell auf Jobsuche, 267 Personen mehr als im März.

1.207 Betriebe aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich haben seit März für 13.057 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt.

Eifelkreis Bitburg-Prüm

Im Eifelkreis Bitburg-Prüm liegt die Arbeitslosenquote mit 3 Prozent immer noch auf einem niedrigen Niveau. Dennoch sind die Auswirkungen der Corona-Krise auch im Eifelkreis deutlich spürbar. Mit 1.597 arbeitslosen Menschen sind im April 255 mehr Menschen auf Jobsuche als im März. Im Vergleich zum April 2019 sind 326 Personen mehr von Arbeitslosigkeit betroffen.

Die Betriebe des Eifelkreises setzen in der Krise auf das Instrument der Kurzarbeit. Für 868 Unternehmen mit 7.856 Beschäftigten wurde seit März Kurzarbeit angezeigt.

Kreis Vulkaneifel

Im Vulkaneifelkreis fällt der „coronabedingte“ Anstieg der Arbeitslosigkeit bisher moderat aus. Mit 1.385 Jobsuchenden sind im April 77 Menschen mehr von Arbeitslosigkeit betroffen als im März. Die Arbeitslosenquote steigt von 3,9 auf 4,1 Prozentpunkte. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies eine Steigerung um 0,4 Prozentpunkte.

Seit März haben 565 Unternehmen der Vulkaneifel für 5.473 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt.

 

Landkreis Trier-Saarburg

Die Auswirkungen der Corona-Krise sind auf dem Arbeitsmarkt des Landkreises Trier-Saarburg deutlich erkennbar. Die Zahl der Arbeitslosen ist innerhalb eines Monats um knapp 15 Prozent von 2.302 auf 2.638 Jobsuchende gestiegen. Die Arbeitslosenquote ist um 0,5 Prozentpunkte auf 3,3 Prozent nach oben geklettert. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg um 0,8 Prozentpunkte.

Seit März haben 1.085 Unternehmen für 11.354 Beschäftigte Kurzarbeit angemeldet.

 

 

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