Forscher: Laacher Vulkan früher ausgebrochen als angenommen

Maria Laach/Marburg (dpa) – Einer der größten Vulkanausbrüche in Mitteleuropa hat sich neuen Forschungen zufolge mehr als 100 Jahre früher ereignet als bisher angenommen. Das werfe auch ein neues Licht auf die Klimageschichte von Europa und dem nordatlantischen Raum und «erfordert eine Anpassung der europäischen Klimaarchive», teilte die Universität Mainz mit. Der Ausbruch des Laacher-See-Vulkans in der Osteifel mit einer wohl gut 20 Kilometer hohen Eruptionswolke, nahen meterdicken Ascheablagerungen und Ascheregen bis zum heutigen Norditalien und Sankt Petersburg sei vor 13.077 Jahren passiert – 126 Jahre früher als bislang angenommen.

Baumreste und neue Technik führten zu den aktuellen Erkenntnissen. «Die Bäume wurden in den Ascheablagerungen teilweise verkohlt und bis heute konserviert», erklärte Frederick Reinig, Experte zur Altersdatierung mit Hilfe von Baumringen (Dendrochronologie) an der Universität Mainz. Die Analyse der Jahresringe von verschütteten Birken und Pappeln gab der Uni zufolge Aufschluss über das genaue Datum des Vulkanausbruchs. Hinzu kamen Radiokarbonmessungen und der Vergleich mit in der Schweiz geborgenen alten Baumresten. An dem Projekt war ein internationales Forschungsteam aus Archäologie, Klimatologie, Ökologie, Radiokarbondatierung und Vulkanologie beteiligt. Die Erkenntnisse wurden in der Wissenschaftszeitschrift «Nature» veröffentlicht.

Sie decken sich nach den Angaben mit Daten grönländischer Eisbohrkerne. Demnach begann auch in Mitteleuropa der Kälteeinbruch der Jüngeren Dryaszeit vor der aktuellen Warmphase bereits rund 130 Jahre früher als bisher angenommen, also vor circa 12.870 Jahren, und somit in der Fläche nicht zeitlich versetzt, sondern laut Reinig «über den gesamten nordatlantischen Raum und Mitteleuropa synchron».

Olaf Jöris, Mitautor der Studie am Archäologischen Forschungszentrum und Museum Monrepos in Neuwied, sagte am Donnerstag, beim Ausbruch des Laacher-See-Vulkans seien sicher Menschen und Tiere gestorben. Überlebende Menschen seien vielleicht bei befreundeten oder verwandten Gruppen in benachbarten Regionen untergekommen. Ein Fundplatz aus der Zeit unmittelbar nach dem Vulkanausbruch nur 13 Kilometer davon entfernt belege, dass späteiszeitliche Jäger und Sammler sich rasch wieder in dieser Region «etabliert» hätten.

Die Universität Marburg teilte am Donnerstag mit, der letzte Vulkanausbruch in der Eifel sorge bis heute auch weiter weg für gute Böden für Bauern. Dass vulkanisches Gestein um die 140 Kilometer weit bis ins Marburger Land geschleudert worden sei, dafür habe es bis vor Kurzem nur punktuelle Nachweise gegeben. «Jetzt zeigen Marburger Geowissenschaftler, dass die vulkanischen Ablagerungen großflächig im mittleren Lahntal vorkommen», hieß es weiter.

Der Vulkanismus der Eifel ist bis heute aktiv. Forscher haben gemessen, dass sich die Erde dort ganz geringfügig hebt und auch von unten nach außen gedrückt wird. Die Gefahr eines baldigen Vulkanausbruchs sehen Experten aber nicht.

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