Gesetzgebung in höchstem Maße fahrlässig

Reduzierung von Betten, Kliniken und Notaufnahmen führt zu massiven Versorgungsproblemen in plötzlich auftretenden Notlagen

Deutschlands Gesundheitswesen ist auf eine medizinische Notlage, von der viele Menschen binnen kürzester Zeit betroffen sein können, nicht ausreichend vorbereitet.

Darauf weist der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) aus aktuellem Anlass hin: „Es ist höchste Zeit, dass die Politik diese Gefahr erkennt und entsprechend handelt. In den letzten zwei Jahren hat sich die Situation durch Entscheidungen des Gesetzgebers weiter verschärft. Mit dem aktuellen Gesetzesvorhaben zur Reform der Notfallversorgung wird sie noch deutlich größer“, warnt VKD-Präsident Dr. Josef Düllings.

„Es ist nicht nur die in jedem Jahr mehr oder weniger heftig angelaufene Grippewelle, sondern es ist die Tatsache, dass Deutschland auf eine Pandemie nicht ausreichend vorbereitet ist“, erklärt er und verweist darauf, dass in den vergangenen Jahren viele Krankenhäuser immer wieder Abteilungen geschlossen und Betten reduziert haben und damit auch Reserven für Notsituationen gekappt wurden.

Die Zahl der Insolvenzen nehme in jüngster Zeit zu. „Jetzt sind Regelungen geplant, die dazu führen werden, dass rund die Hälfte der Krankenhäuser von der ambulanten Notfallversorgung ausgeschlossen wird. Die andere Hälfte wird mit Notfallpatienten überlaufen, die sich auf lange Wartezeiten einstellen müssen. Wir werden einen gefährlichen Patiententourismus bekommen, der auch zu Todesfällen führt.“

Der Leiter des Instituts für Virologie an der Charité, Prof. Christian Droste, kritisierte am Donnerstag (13.02.) zudem im Deutschlandfunk, dass es bisher kein abgestimmtes europäisches Vorgehen zum Schutz gegen die Corona-Pandemie gebe und dass Deutschland selbst auf eine „immer wahrscheinlicher werdende Pandemie“ denkbar schlecht vorbereitet sei. Wenn er dabei betone, dass ein großes Problem in den Kapazitäten der Krankenhäuser zu sehen sei, müsse man ihm voll zustimmen. Der erhebliche Spardruck der letzten Jahre sei als eine wesentliche Ursache klar zu benennen, so der VKD.

Nach dem Kapazitätsabbau der vergangenen Jahre, konstatiert daher der VKD, gibt es inzwischen für eine ernste Situation nicht mehr genügend Reserven. Jetzt auch noch weiter zu zentralisieren und Notaufnahmen zur Schließung zu nötigen, sei in höchstem Maße fahrlässig. Auch eine, der bisherigen Erfahrung nach, oft höchst fragwürdige telefonische Beratung von Patienten nütze wenig. Weite Wege zu zentralen Notaufnahmen würden von vielen erkrankten Menschen dann vermutlich nicht bewältigt werden können, was auch wieder ein durch den Gesetzgeber unnötig erhöhtes Risiko darstelle und bestenfalls zu einem massiven Anstieg der Kosten für die Rettungsdienste führen dürfte. „Deutschland ist, wie wir gerade feststellen, keine Insel in einer vernetzten Welt. Darauf muss die Politik auch in der Gesundheitsversorgung reagieren. Da genügt allein der Hinweis auf Pandemiepläne nicht“, so Dr. Düllings.

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