Immer mehr Menschen berichten von Wolfs-Begegnungen

Ist ein Wolf in einen Park in Hannover vorgedrungen? Das Umweltministerium hat nach angeblichen Sichtungen einen Spürhund eingesetzt und Wildtierkameras installiert. Gefunden wurde nichts, Minister Olaf Lies sieht dennoch Handlungsbedarf. 

Hannover (dpa/lni) – In Niedersachsen sind in diesem Jahr bereits 64 Nahbegegnungen mit Wölfen den Behörden gemeldet worden. «Bei einer Nahbegegnung ist der Wolf nicht nur am Horizont erkennbar», sagte Umweltminister Olaf Lies am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. «Eine solche Nähe ist bei einem Wildtier nicht zu erwarten» Die Menschen machten sich verständlicherweise Sorgen. Im gesamten Jahr 2020 waren dem SPD-Politiker zufolge lediglich 21 Nahbegegnungen mit mutmaßlichen Wölfen registriert worden. Die Meldungen würden auf Plausibilität geprüft, teilweise gebe es auch Fotos und Videos.

Zuletzt waren Sichtungen eines mutmaßlichen Wolfes am 25. und 26. September in einem Park in Hannover gemeldet worden. Allerdings blieb die anschließende Suche erfolglos. Ein auf Wolfslosung, also Wolfskot, spezialisierter Spürhund habe bei zwei Einsätzen im Park am Sonntag und Montag nicht angeschlagen, teilte das Umweltministerium mit. Auch die erste Auswertung der Bilder von fünf in der vergangenen Woche installierten Wildtierkameras habe keine Hinweise auf einen Wolf im Hermann-Löns-Park oder im angrenzenden Tiergarten ergeben.

Das Ministerium stufte die Meldungen als grundsätzlich glaubwürdig ein. In beiden Fällen hatten Menschen angegeben, einen Wolf gesehen zu haben. Aufgrund der urbanen Lage des Parks sei es richtig, mit besonderer Sensibilität vorzugehen, sagte Lies. Der zuständige ehrenamtliche Wolfsberater habe sehr besonnen gehandelt. Auf Basis der nun vorliegenden Daten gelte es aber als sehr unwahrscheinlich, dass derzeit ein Wolf oder mehrere Wölfe dort unterwegs seien.

In Sellstedt im Landkreis Cuxhaven soll unterdessen eine Zwölfjährige zwei Wölfen begegnet sein, wie die «Nordsee-Zeitung» (Dienstag) berichtete. Dass ein Rudel in der Nähe der Gemeinde lebt, sei durch eine Wildtierkamera dokumentiert. Das Umweltministerium hält auch diese Wolfssichtung für glaubwürdig. Im März war ein Wolf durch die Innenstadt von Lohne (Landkreis Vechta) gelaufen, wie auf einem Video zu sehen ist. Das Ministerium gibt im Internet Tipps für den Fall einer Wolfsbegegnung. So sei Ruhe zu bewahren. Wölfe zögen sich in der Regel von allein zurück, wenn sie einen Menschen bemerken.

Im Jahr 2012 siedelte sich das erste Wolfspaar in Niedersachsen an, mittlerweile sind es dem Minister zufolge 36 Rudel mit mindestens 350 Tieren. «Diese Veränderung beunruhigt», sagte Lies. Die Zahl der Nahbegegnungen und der Risse von Nutztieren werde weiter zunehmen. Die ehrenamtlichen Wolfsberater hätten die wichtige Aufgabe zu informieren und aufzuklären, etwa dass man die Tiere nicht anlocken und nicht füttern dürfe.

Wölfe sind streng geschützt. Für einen Abschuss ist eine behördliche Genehmigung erforderlich. Dies ändert sich auch nicht, wenn der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen wird, wie die Regierungsfraktionen von SPD und CDU in Niedersachsen beabsichtigen. Das Umweltministerium lässt zudem derzeit in einem Gutachten klären, wie viele Tiere für den Erhalt der Art erforderlich sind. Dann könnte eine Obergrenze für Wölfe definiert werden.

Lies sieht in einer einmaligen Annäherung eines neugierigen jungen Wolfes kein Problem. Wenn Tiere aber grundsätzlich die Distanz verlieren und Menschen immer wieder sehr nahe kommen, helfe nur eine Tötung, sagte er. Aktuell liegt nach Angaben des Ministers für keinen Wolf in Niedersachsen eine Ausnahmegenehmigung zum Abschuss vor.

 

 

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