Luxemburger Raumfahrtagentur sieht Chancen im Saarland

Oberthal/Luxemburg (dpa/lrs) – Das kleine Luxemburg treibt große Weltraumaktivitäten weiter voran. Rund um das Thema Raumfahrt hätten sich inzwischen 70 Firmen und Forschungsinstitute in Luxemburg angesiedelt – das sei eine Verdreifachung innerhalb von wenigen Jahren, sagte Mathias Link, Direktor bei der Luxemburger Raumfahrtagentur LSA, der Deutschen Presse-Agentur. «Das ist extrem schnell gegangen. Ich glaube, wir sind auf einer Welle»

Luxemburg hat sich die Nutzung von Weltraumressourcen auf die Fahnen geschrieben. Die 2016 gegründete Initiative «SpaceResources.lu» verfolge das Ziel, Ressourcen, die man im Weltall finde, vor Ort zu verarbeiten und zu nutzen. «Das kann auf dem Mond sein, das kann aber auch im Erd-Orbit sein», sagte Link. Bei den Ressourcen gehe es «um Wasser und Sauerstoff zum Leben, oder auch Mondgestein und Metalle, die gebraucht werden, um Infrastruktur herzustellen».

Denn es ergebe keinen Sinn, dass man alle Dinge von der Erde nach oben schieße: Raketenstarts seien teuer und böten wenig Platz. «Und deswegen macht es Sinn, dass man langfristig versucht, die Ressourcen vor Ort zu nutzen, um verschiedene Produkte für die Raumfahrt herzustellen. Darum geht es uns. Wir versuchen das wirklich zu pushen, in Luxemburg natürlich, aber auch generell in Europa und weltweit», sagte Link.

Dabei setzt das Großherzogtum auf internationale Zusammenarbeit.

2020 sei ein neues Innovationszentrum, das «European Space Resources Innovation Center», mit Firmen und der Europäischen Weltraumorganisation Esa in Luxemburg aufgebaut worden. «Da geht es unter anderem darum, dass wir nach und nach Forschung aufbauen über die ganze Wertschöpfungskette von den Weltraum-Ressourcen», sagte Link. Da sei sehr viel Potenzial für grenzüberschreitenden Zusammenarbeit – auch mit dem Saarland, betonte Link.

«Das Saarland hat auch sehr viel Forschung» Zum Beispiel die Materialforschung an der Universität des Saarlandes, in der auch der Astronaut Matthias Maurer aktiv war. «Maurer kennen wir seit einigen Jahren», sagte Link jüngst bei einer Feier zu Ehren von Maurer in dessen Heimatgemeinde Oberthal im Saarland. Maurer interessiere sich auch stark für die Luxemburger Aktivitäten. Deshalb freue man sich, dass man mit Maurer jemanden habe, «der sich auch ein wenig so anfühlt wie ein Luxemburger Astronaut».

«Wir wissen ja auch, dass Matthias Maurer tendenziell einmal auf dem Mond landen könnte. Dafür drücke ich ihm natürlich stark die Daumen. Und ich hoffe, dass wir dann vielleicht einmal irgendwann erleben können, wie er auf dem Mond lokal produziertes Wasser trinkt, lokal produzierten Sauerstoff atmet und in einer Station aus Mondgestein leben wird», sagte Link. Maurer (51) soll in den nächsten Tagen zur Internationalen Raumstation ISS fliegen.

Luxemburg hatte Mitte 2017 als bisher einziges Land in Europa per Gesetz einen rechtlichen Rahmen für den möglichen Abbau von Rohstoffen auf Asteroiden im Weltraum festgelegt. Das hat zahlreiche Firmen mit ihren Europa-Zentralen angelockt. Die Luxemburger Raumfahrtagentur LSA ist 2018 gegründet worden.

Das Land mit rund 630.000 Einwohnern hat bereits Weltraumerfahrung. Der heute weltweit führende Satellitenbetreiber SES wurde 1985 mit staatlicher Hilfe in Luxemburg gegründet. Bisher werden bis zu zwei Prozent des luxemburgischen Bruttoinlandsprodukts mit Weltraumaktivitäten erwirtschaftet.

Auch Bernhard von Weyhe, Pressesprecher bei der Europäischen Weltraumorganisation Esa in Paris, sieht Chancen für eine engere Zusammenarbeit zwischen Luxemburg und dem Saarland einerseits sowie Lothringen andererseits. Im Bereich Materialwissenschaft sei das Saarland «sehr gut aufgestellt» – ebenso wie die französische Universität Nancy, wo Maurer auch studierte.

Neben dem Astronautenzentrum Köln entstehe das Luna Analogue Training Center von Esa und Deutschem Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR, bei dem die Universitäten in Saarbrücken und in Nancy auch involviert seien. Das Projekt werde auch in Luxemburg genau begleitet. Geforscht wird über Lebenserhaltungssysteme auf dem Mond, die Produktion von Sauerstoff im Weltall und beispielsweise die Nutzung von Mondsand.

Im Saarland gebe es zudem «eine große Kompetenz» bei Informationstechnologie und Künstlicher Intelligenz sowie in der Umweltforschung, sagte von Weyhe. All dies könne bei Anwendungen und der Auswertung von europäischen Umwelt- und Klimasatelliten von großer Bedeutung sein. Zudem seien die Saarländer aus geografischen und historischen Gründen «von der technischen, interkulturellen und sprachlichen Kompetenz sehr gut aufgestellt, um mitzumischen».

Luxemburg sei Weltspitze in Sachen Satellitenkommunikation und das Raumfahrtengagement sei «sehr couragiert, sehr visionär». Das Saarland und Lothringen passten vorzüglich zu diesem Engagement.

 

 

 

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