Mehr Managerinnen im Vorstand: Frauenanteil auf Höchststand

Unternehmen
Von Friederike Marx, dpa

Frankfurt/Main (dpa) – In den Topetagen börsennotierter deutscher Unternehmen gibt es nach einem kräftigen Zuwachs so viele Frauen wie nie zu zuvor.

Nach einer Auswertung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY erhöhte sich die Zahl weiblicher Vorstandsmitglieder in den 160 Unternehmen der Dax-Familie um 20 auf 94 Top-Managerinnen. Es war der höchste Wert und der stärkste Anstieg seit Beginn der Auswertung im Jahr 2013. In gut der Hälfte der untersuchten Firmen saß zum Stichtag 1. Januar 2022 allerdings keine Frau im Führungsgremium. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland zudem weiter hinterher.

Vorstandsgremien werden weiblicher

«Die deutschen Vorstandsgremien werden weiblicher, aber der Wandel findet sehr langsam statt. Derzeit sieht sich im Durchschnitt eine Frau sechs Männern gegenüber», erläuterte EY-Experte Markus Heinen. Zudem steht in nur neun Unternehmen eine Managerin an der Vorstandsspitze. Heinen geht allerdings davon aus, dass durch die seit August 2021 gültige Frauenquote für Vorstände der Anteil weiblicher Führungskräfte in kurzer Zeit deutlich steigen wird.

Bei börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Firmen mit mehr als 2000 Beschäftigten und mehr als drei Vorstandsmitgliedern muss bei Neubesetzungen darauf geachtet werden, dass mindestens eine Frau im Vorstand sitzt. Andere börsennotierte oder mitbestimmte Unternehmen, die nicht unter die Mindestvorgabe fallen, müssen begründen, wenn sie ihren Vorstand ohne Frauen planen – wenn sie also eine «Zielgröße Null» in ihren Berichten angeben. Geschieht das nicht, drohen Bußgelder.

«Wenn wir in den kommenden Jahren immer mehr Frauen an den Unternehmensspitzen sehen, wird das eine enorme Signalwirkung entfalten», zeigte sich Heinen zuversichtlich.

Der Anteil weiblicher Führungskräfte im Vorstand erhöhte sich EY zufolge im Jahresvergleich um 2,4 Prozentpunkte auf die Höchstmarke 13,4 Prozent.

Deutlich höherer Anteil benötigt

Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland nach einer im Oktober veröffentlichten Untersuchung der gemeinnützigen Allbright-Stiftung weiter hinterher. In den 30 Börsenschwergewichten in den USA lag der Frauenanteil zum Stichtag 1. September 2021 demnach bei 31,1 Prozent, gefolgt von Großbritannien (27,4 Prozent) und Schweden (27,1 Prozent). In Deutschland lag der Anteil bezogen auf den damals nur 30 Unternehmen umfassenden Dax bei rund 18 Prozent. Wie auch bei der Digitalisierung brauche es einen Aufbruch, der die deutsche Wirtschaft voranbringe, «und dazu braucht es einen deutlich höheren Frauenanteil in den Vorständen», mahnten die Geschäftsführer der Allbright-Stiftung, Wiebke Ankersen und Christian Berg.

Am höchsten ist der Anteil weiblicher Führungskräfte EY zufolge in der obersten deutschen Börsenliga mit 18,1 Prozent. In rund 78 Prozent der mittlerweile 40 Dax-Konzerne entscheidet mindestens eine Frau in der Topetage mit. Nur noch 22 Prozent der Börsenschwergewichte haben kein weibliches Vorstandsmitglied.

Deutlich geringer ist die Präsenz von Top-Managerinnen in Firmen, die im MDax oder SDax notiert sind. Im Index der mittelgroßen Werte MDax liegt der Frauenanteil im Vorstand bei 11,1 Prozent, im SDax bei 10,8 Prozent. In der Mehrzahl der Firmen der beiden Indizes (jeweils gut 60 Prozent) sitzen nur Männer in dem Führungsgremium.

Telekommunikationsbranche führt

Nach Branchen betrachtet ist der Frauenanteil in der Topetage der Telekommunikationsbranche mit 19,2 Prozent am höchsten. Im Automobilsektor – der gemeinhin als von Männern dominiert gilt – sind 18,8 Prozent der Vorstände weiblich. Besonders niedrig ist der Anteil von Top-Managerinnen dagegen bei IT-Unternehmen (11,4 Prozent), Industriekonzernen (10,7 Prozent) und Medienunternehmen (7,0 Prozent).

Schaffen es Frauen in die oberste Führungsebene, haben sie einer früheren EY-Studie zufolge allerdings im Schnitt bessere Chancen beim Gehaltspoker. So stieg die Gesamtvergütung von Managerinnen im Vorstand von Unternehmen der Dax-Familie im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr im Schnitt um 8,2 Prozent auf 2,31 Millionen Euro. Männliche Mitglieder des Gremiums mussten sich im Mittel mit einem Plus von 1,6 Prozent auf 1,76 Millionen Euro zufrieden geben.

 

 

 

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