Scheuer nach Hochwasser: Bessere Infrastruktur nötig

Altenahr (dpa/lrs) – Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat im flutgeschädigten Ahrtal einen Wiederaufbau zerstörter Straßen und Gleise angemahnt, der den Klimawandel berücksichtigt. Nötig sei «eine bessere und widerstandsfähigere Infrastruktur» als zuvor, sagte er am Donnerstag bei einem Besuch in dem in weiten Teilen zerstörten Flusstal. Genug Geld sei dafür da – und auch für die nächste Bundesregierung werde das Ahrtal in der Osteifel ein wichtiges Thema bleiben.

Beispielsweise müssten hier neue Brücken bei Sturzfluten mehr Wasser durchlassen, etwa mit schlankeren oder weniger Pfeilern, erklärte Scheuer in Altenahr neben zerstörten Flussquerungen. Experten sagen angesichts des Klimawandels häufigeres Hochwasser nach extremem Starkregen in Mittelgebirgen voraus. Scheuer erinnerte daran, dass sich bei der Ahrflut am 14. und 15. Juli mit 133 Todesopfern auch Autos und Wohnmobile an Brücken verkeilt und so den Fluss weiter aufgestaut hatten.

Mit Blick auf den Wiederaufbau der teilzerstörten und bislang nicht elektrifizierten Ahrtalbahn sagte der Minister, dafür werde nun dort an den Bau von Strom-Oberleitungen gedacht. Das wäre auch eine klimafreundliche Maßnahme. Laut Gerd-Dietrich Bolte von der DB Netz AG wird geprüft, inwiefern die mehr als 100 Jahre alten Tunnel der Strecke hoch genug für Oberleitungen seien. Auch der Bau digitaler Stellwerke sei in dem Flusstal geplant.

Eine Teilstrecke der Ahrtalbahn soll möglichst bis zum Jahresende wieder eingleisig in Betrieb genommen werden. Angestrebt werde dies zwischen Remagen und Walporzheim, teilte der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV-Nord) mit. Walporzheim ist ein Stadtteil der Kurstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Für den Rest der insgesamt rund 30 Kilometer langen Ahrtalbahn flussaufwärts von Walporzheim bis Ahrbrück lässt sich laut SPNV-Nord-Verbandsdirektor Thorsten Müller noch keine Prognose abgeben, so immens sind hier die Zerstörungen der Sturzflut im Juli gewesen. Sie schwemmte Gleisstücke in die Ahr, riss Bahnbrücken mit und unterspülte vielerorts das Gleisbett.

Langfristig wäre nach Worten des Verbandsdirektors auch eine Elektrifizierung der einst teils zweigleisigen Nebenbahn in dem Flusstal wünschenswert. Nach der Flut wurde hier teils ein Busersatzverkehr eingerichtet. Stefan Gleißner von der DB Netz AG sagte, schon bei einem Hochwasser vor 111 Jahren seien mehrere Ahr-Bahnbrücken weggeschwemmt worden.

Unterdessen teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit, dass die Kosten für die Wiedererrichtung von Häusern im Ahrtal womöglich höher ausfallen als bislang gedacht. «Neue behördliche Auflagen können den Wiederaufbau von Gebäuden teurer machen», sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen dem Nachrichtenportal t-online. «Lieferschwierigkeiten bei Baumaterial und haustechnischen Geräten treiben die Kosten nach oben, und nicht zuletzt sind Baumaterialien und Handwerkerleistungen aufgrund der hohen Nachfrage erheblich teurer als sonst», ergänzte Asmussen. Abgesehen von Versicherungen soll vor allem aus dem Bund-Länder-Flutfonds Geld für den Wiederaufbau fließen.

 

 

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