Wolf auf dem Vormarsch: Neues Fotofallen-Projekt

Birkenfeld/Luxemburg (dpa/lrs) – Kleine Wildkameras sollen im Nationalpark Hunsrück-Hochwald mögliche Wölfe und Luchse auf Streifzügen aufspüren. Bislang seien 55 Fotofallen für das Monitoring-Projekt installiert worden, sagte die Wildtierökologin Anja Schneider der Deutschen Presse-Agentur in Birkenfeld. Die Kameras seien an vorhandenen Wegen und Forststraßen auf Kniehöhe angebracht – und reagieren auch bei Bewegungen in der Dunkelheit.

Im Mai 2021 hatte es einen ersten genetischen Wolfsnachweis für das Nationalparkgebiet gegeben – danach aber keine weiteren mehr. Es sei «durchaus möglich», dass Wölfe und Luchse den Nationalpark durchstreiften, «ohne dass es jemand mitbekommt», sagte Schneider, die für das Projekt im Nationalparkamt zuständig ist. Das sei nicht ungewöhnlich, denn Wölfe wanderten bei der Suche nach einem neuen Revier bis zu tausend Kilometer weit.

Die Fotofallen würden nun eingesetzt, um Hinweise auf die mögliche Anwesenheit von den sogenannten Großkarnivoren zu bekommen. Bislang habe es noch keine entsprechenden Fotos gegeben, sagte die Expertin. Das Projekt, das mit dem Koordinationszentrum Luchs und Wolf der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt entwickelt wurde, laufe voraussichtlich bis Ende dieses Jahres.

Die Kameras werden nach Angaben von Schneider alle vier Wochen kontrolliert. Die Fotos dienten nur wissenschaftlichen Zwecken – die Überwachung menschlicher Aktivitäten sei in keinem Falle beabsichtigt, teilte das Nationalparkamt mit. Wenn Spaziergänger oder Jäger erfasst würden, würden die Bilder vom Nationalparkamt unverzüglich gelöscht. Das Projekt war im Dezember gestartet.

Bei dem im Frühjahr vergangenen Jahres im Nationalpark nachgewiesenen Wolf handelte es sich übrigens um einen männlichen Grauwolf. Der erste Nachweis eines Wolfes nach mehr als 100 Jahren in Rheinland-Pfalz gelang 2012 im Westerwald. Wölfe stehen unter Naturschutz. Die Landesregierung in Rheinland-Pfalz hat 2015 einen Managementplan für den Umgang mit der Tierart eingeführt.

Im an Rheinland-Pfalz angrenzenden Luxemburg ist am Dienstag erneut ein Wolf nachgewiesen worden. Das Tier sei im Norden des Landes bei Wincrange anhand von Fotos von Experten der Naturverwaltung eindeutig als Wolf bestätigt worden, teilten Verwaltung und Umweltministerium am Mittwoch in Luxemburg mit. Es handele sich um den vierten Nachweis eines Wolfes in Luxemburg seit mehr als 100 Jahren. Der erste Wolf war 2017 im Raum Holzem-Garnich aufgetaucht, 2018 gab es einen Nachweis bei Fouhren, einen weiteren 2020 im Raum Niederanven.

Kurz vor der Sichtung des Wolfes am Dienstag bei Wincrange im Kanton Clerf war rund acht Kilometer entfernt in Belgien bei Bourcy ein Wolf gesichtet worden. «Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um dasselbe Tier», hieß es in der Mitteilung. Im November 2021 hatte es nahe Bourcy auch einen bestätigten Wolfsnachweis gegeben. Es deute also einiges darauf hin, «dass sich in diesem grenzüberschreitenden Raum ein Wolf niedergelassen hat», teilte die Naturverwaltung mit.

Nach Ansicht der Experten sei es «nur eine Frage der Zeit, bis sich auch in Luxemburg Wölfe fest ansiedeln werden». Im angrenzenden Belgien und Frankreich häuften sich «aktuell die Meldungen von Wolfsanwesenheit». Der Kanton Clerf grenzt im Norden und Westen an Belgien, im Osten an an die rheinland-pfälzische Eifel.

 

 

 

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