Forscher entdecken Vulkanasche aus der Eifel im Bayerischen Wald

Spuren einer Eruption vor knapp 13.000 Jahren im Rachelsee nachgewiesen

St. Oswald-Riedlhütte / Maria Laach. Welch große Folgen ein Vulkanausbruch nach sich ziehen kann, hat 2010 der isländische Eyjafjallajökull eindrucksvoll gezeigt. Tagelang legte eine monströse Aschewolke den Flugverkehr in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas lahm. Derartige Probleme verursachten ähnliche Naturschauspiele vor 13.000 Jahren zwar noch nicht, beachtliche Strecken legten vulkanische Sedimente aber schon damals zurück. So zeigen jüngste Forschungsergebnisse des Nationalparks Bayerischer Wald sowie der Karlsuniversität Prag und der Universität Bern, dass im Rachelsee Vulkanasche zu finden ist, die aus der Eifel stammt.

Der Laacher See nahe der Abtei Maria Laach

Konkret geht es um eine Eruption, die circa 11.000 vor Christus stattgefunden und rund 1.400 Quadratkilometer Fläche bis zu 50 Meter dick mit vulkanischem Material bedeckt hat. Der Laacher Vulkan, dessen Krater mittlerweile den Laacher See in Rheinland-Pfalz bildet, spie dabei auch eine beachtliche Aschewolke aus. „Anders als bislang angenommen zog diese Wolke wohl direkt gen Osten“, erklärt Dr. Marco Heurich, Sachgebietsleiter im Nationalpark Bayerischer Wald. „Das legen unsere Funde im Rachelsee nahe.“

Am Grund des Rachelsees im Nationalpark Bayerischer Wald lassen sich Spuren eines Vulkanausbruchs finden, der sich gut 470 Kilometer Luftlinie entfernt ereignet hat (Foto: Rainer Simonis/Nationalpark Bayerischer Wald)

Im Gletschersee, direkt unter dem 1453 Meter hohen Großen Rachel in der Gemeinde St. Oswald-Riedlhütte gelegen, wurden Tephra-Partikel des Ausbruchs entdeckt. Das sind ascheförmige Sedimente, die bei der Eruption in die Luft geschleudert wurden. „So weit im Südosten, in einer Entfernung von 470 Kilometern Luftlinie, konnte dieser Ausbruch des Laacher Vulkans bisher noch nie nachgewiesen werden“, sagt Heurich.

Die erkenntnisreiche Bohrung wurde in der Mitte des Rachelsees durchgeführt. Dabei drangen die Forscher etwa viereinhalb Meter in die Schlammschicht am Grund des Sees vor. (Foto: Pim van der Knaap/Universität Bern)

Möglich wurde dies durch Bohrungen, die bis zu viereinhalb Meter in die Schlammschicht am Grund des Rachelsees im Landkreis Freyung-Grafenau getrieben wurden.

Eigentlich wollten die Wissenschaftler bei den Untersuchungen klären, wie sich die Vegetation – allen voran die Verbreitung der Baumarten – im Bayerischen Wald im Laufe der vergangenen Jahrtausende entwickelt hat. Daher standen hauptsächlich Pollen von Pflanzen im Fokus der Forscher. „Die vulkanische Erkenntnis ist ein überraschender Beifang“, berichtet Heurich. Datiert wurden die Aschepartikel aus der Eifel mit Hilfe der Radiokarbonmethode, die auf dem natürlichen Zerfall radioaktiver Kohlenstoffatome basiert.

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