„Gott lässt die Welt nicht zugrunde gehen“

Bischof Ackermann ermutigt zu „weihnachtlicher Endzeitstimmung“

Trier.  Der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann hat an Weihnachten Christinnen und Christen an ihre Verantwortung für die Schöpfung erinnert: „Wir haben nur das eine Leben und die eine Welt. Gott spielt nicht mit dieser Welt. Das zeigt er an Weihnachten, indem er sich unwiderruflich an diese Welt bindet. Auch wir sollen nicht mit dieser Erde spielen. Dafür ist sie zu kostbar.“

In diesen Tagen höre man immer wieder, die Zeichen stünden „auf Endzeit“, sagte der Bischof. Überkommene Vorstellungen, Institutionen, gesellschaftliche Systeme seien dabei, „vor unseren Augen“ zu zerbrechen. Ackermann nannte am 25. Dezember im Trierer Dom etwa den „brüchig gewordenen Gemeinschaftssinn“ in Europa, vor allem angesichts der Herausforderung von Flucht und Migration; die Verfallserscheinungen in der politischen und gesellschaftlichen Kultur in Deutschland; das „internationale Phänomen von Terroristen und Amokläufern, die aus Ideologie, aus Hass oder purem Frust unschuldige Menschen in den Tod reißen und damit das Leben unzähliger Familien schwer traumatisieren“. Ausdrücklich nannte der Bischof die katholische Kirche, „die aufgrund von Gewaltverbrechen und Machtmissbrauch durch Amtsträger in der jüngsten Vergangenheit massiv an Glaubwürdigkeit verloren hat und in der viele in ihrem bisherigen Kirchenbild erschüttert sind. Entfremdungstendenzen, die schon seit längerem sichtbar sind, werden dramatisch beschleunigt“.

Auch die biblischen Lesungen des Weihnachtsfestes sprechen von der „Endzeit“. Die ersten Christen sahen mit der Geburt Christi die Endzeit angebrochen. Gemeint sei aber keine „Untergangsstimmung“: Die Endzeit, von der das Neue Testament spricht, transportiere die Atmosphäre der Hoffnung und des Aufbruchs: „Endlich – Gott kommt. Endlich wird sein Handeln sichtbar.“ Endzeit weihnachtlich heiße: „Gott lässt die Welt nicht zugrunde gehen“, betonte Ackermann. „Er sucht nicht das Weite, geht nicht auf Abstand zu seiner Schöpfung, ist nicht Zuschauer des Untergangs, sondern im Gegenteil: Gott kommt auf die Welt zu, stärker als jemals zuvor.“

Seit Weihnachten gebe es von Gott her keine Vorläufigkeit mehr, sagte der Bischof: „Indem Gott selbst Mensch wird in Jesus von Nazaret, gibt er der Menschheit sein Ja, das er nie mehr zurücknehmen wird. Mitten in aller irdischen Vorläufigkeit, in aller Veränderung ist das Endgültige schon da. Die Weihnachtsbotschaft ist kein Programm mit befristeter Laufzeit.“ Darauf sei Verlass; das gebe denen, die die Botschaft hören und annehmen, neue Sicherheit und Gelassenheit. Christen seien also durchaus endzeitlich gestimmte Menschen, aber keine „Untergangspropheten“. Die Weihnachtsbotschaft sei eben „kein plüschiges Märchen, sondern sie weiß um die harten Realitäten des Lebens: um Zweifel, Zukunftsangst, Armut, Ablehnung und Flucht“, erklärte Ackermann. Dieses Wissen um die Realität des menschlichen Lebens sei zugleich „getragen von einer großen Zuversicht, die nicht menschengemacht, sondern gottgeschenkt ist“. Er wünsche allen Gläubigen, dass sie sich in diesen weihnachtlichen Tagen „durch die Bilder, die Musik und die Texte neu vom heiteren Ernst der Botschaft von Bethlehem ergreifen lassen“.

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