Heizölpreis auf moderatem Niveau: Bevorratung nicht bis zum Winter aufschieben

Auch eine sparsame Heizung kommt nicht ganz ohne Öl aus. So wird, spätestens wenn der Urlaub vorüber ist oder die Schule beginnt, manchem der rund 500.000 Ölheizungsbesitzer  bewusst, dass ein Großteil der Vorräte aufgebraucht ist. „Durch den langen, kalten Winter war der Verbrauch etwa 20 Prozent höher als normal. Damit ist bei vielen wieder Platz im Tank“, stellt Rudolf Bellersheim, Vorstandsvorsitzender des VEH – Verband für Energiehandel Südwest-Mitte e.V., fest. Dabei wäre der Zeitpunkt, sich mit Heizöl einzudecken, gerade günstig.

Preisentwicklung: moderat bis leicht steigend

Aktuell kostet der Liter Heizöl EL in Superqualität bei einer Liefermenge von 3.000 Litern knapp 70 Cent. Noch Anfang Mai lag der Preis ca. 5 Cent höher. Das ist deutlich niedriger als noch im Sommer 2008, als Preisspitzen von bis zu einem Euro pro Liter erreicht wurden. Ganz anders dann die Situation im Krisenjahr 2009: Nicht zuletzt wegen der schwachen Konjunktur kostete der Liter Heizöl im letzten Sommer rund 20 Prozent weniger. Bei der Bestellung von 3.000 Litern konnten Verbraucher also im Extremfall bis zu 1.300 Euro sparen. Davon haben viele Ölheizungsbesitzer Gebrauch gemacht und profitiert.

„Vergleicht man aber die Juliwerte der letzten drei Jahre, so liegt der Heizölpreis aktuell immer noch deutlich unter dem Monats-Durchschnitt von 72 Cent pro Liter“, resümiert Bellersheim.

Wie lange das so bleibt, ist schwer vorherzusagen. Selbst eine Prognose für die nächsten Monate ist schwierig, da sich der Preis weiterhin nach der Lage der Weltkonjunktur und dem Dollar-Euro-Kurs richtet. So hat zwar der Euro seine Schwäche überwunden, was zu Preissenkungen führen müsste. Andererseits bewirkt die anziehende Konjunktur eine wachsende Rohölnachfrage und damit steigende Preise.

Der VEH geht davon aus, dass sich beide Effekte letztendlich ausgleichen. „Wir erwarten, in den nächsten Monaten ein relativ konstantes Preisniveau zwischen 65 und 75 Cent je Liter, können aber einen weiteren Anstieg nicht ausschließen“, schätzt der VEH-Vorsitzende.

Verbraucher sollten deshalb die Gelegenheit nutzen und ihre Tanks auffüllen. Denn während der deutsche Heizölhandel wegen der sommerlichen Temperaturen derzeit einen eher geringen Absatz verzeichnet, kann es im Herbst schon mal zu Nachfragestaus bei Händlern kommen.

Perspektiven für flüssige Brennstoffe

„Prinzipiell können Ölheizungsbesitzer Kosten sparen, weil sie je nach Marktsituation selbst in der Hand haben, wann und wie viel Brennstoff sie bestellen“, konstatiert Bernd Schilly aus Wiesbaden, Mitglied im Vorstand des VEH. Um die Energiekosten langfristig zu verringern, empfiehlt sich häufig auch eine Heizungsmodernisierung: Laut Erhebungen des Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik e.V. (BDH) sind bundesweit rund 87 Prozent aller Heizungen modernisierungsbedürftig.

Das Potenzial, durch eine energieeffiziente Heizungstechnologie mit umweltschonenden Brennstoffen einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, wird häufig unterschätzt. So kann mit der Installation einer Brennwertheizung der Heizölverbrauch um bis zu 30 Prozent gesenkt werden. Das überzeugt: So waren von den im vergangenen Jahr in Deutschland neu installierten 118.000 Ölheizanlagen bereits 74.000 (62 Prozent) moderne Brennwertgeräte. „Im Vergleich zu 2008 ist das eine Steigerung um 24 Prozentpunkte“, freut sich Schilly.

Der Einsatz von schwefelarmen Heizöl lohnt sich doppelt, denn es verringert den Verbrauch und schont die Umwelt. So fallen weniger Schadstoffemissionen und Rußablagerungen an. Zudem müssen Anlagen, die mit schwefelarmem Heizöl betrieben werden, nur noch alle zwei Jahre vom Schornsteinfeger überprüft werden.

In Deutschland gewinnt HEL schwefelarm zunehmend an Bedeutung: So lag der Anteil im November 2009 bei fast 40 Prozent des gesamten Inlandsabsatzes. Im ersten Halbjahr waren es nur 20 Prozent. Das ergeben Daten des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). „Wer einmal die schwefelarme Sorte verwendet hat, ist von den Vorteilen überzeugt und bleibt trotz des noch geringen Aufpreises von circa 1,5 Cent im Vergleich zum Premium-Heizöl dabei“, so Schilly. Somit wird HEL schwefelarm das Standardheizöl auf absehbare Zeit weitgehend aus dem Markt verdrängen.

Wer noch mehr für die Umwelt tun will, kann seine Ölheizung mit erneuerbaren Energien, wie einer Solaranlage, kombinieren oder die Ölbrennwerttherme mit Bioheizöl betreiben. „Bei Bioheizöl handelt es sich um schwefelarmes Heizöl, dem Biodiesel beigemischt ist und dass in modernen Heizungsanlagen bei Beachtung bestimmter technischer Voraussetzungen relativ unproblematisch verwendet werden kann“, erläutert VEH-Geschäftsführer Hans-Jürgen Funke.

Doppelstrategie für den Klimaschutz

Beim Neubau und auch der Modernisierung von Heizungsanlagen forciert die Bundesregierung mit Gesetzesnovellen für den Raumwärmmarkt die Nutzung von regenerativen Energien. Inzwischen arbeiten einige Bundesländer an konkreten Regelungen.

„Wir brauchen dringend deutschlandweit einheitliche Standards, die alle Energieträger im Wärmemarkt einbinden und technisch realisierbar sind“, fordert der VEH-Vorsitzende Bellersheim. „Dies gilt vor allem für die Endkunden, die sonst nur unnötig verunsichert werden.“

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